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MARA


Meine Augen schlug ich am Morgen auf.

Einen Moment lang, musste ich überlegen wo ich war und was für ein Tag heute war. Als ich mich dann wieder dran erinnerte, fing mein Herz schneller an zu schlagen, da es sich noch alles so unecht anfühlte.

Es fühlte sich an wie ein böser Albtraum, aus dem ich gerade erwacht war und ich jetzt gerade erst wieder klar sehen konnte. Der blaue Fleck auf meinem Arm aber, der noch immer schmerzte, bewies mir, dass der gestrige Abend wirklich genau so passiert war.

Ich hatte ihn und auch Papa abgeschossen. Der eine ließ es zu, der andere hatte keine Wahl. So oder so, war es leider nicht genug, um meine Wut verschwinden zu lassen. Es war nicht genug, um mir meine Angst zu nehmen.

Schon wieder fanden Tränen ihren Weg in meine Augen, bevor ich dann aus meinem weichen Bett aufstand und ich langsam ins Badezimmer ging. Ich sah mir mein Badezimmer nochmal an, dass ich selber einrichten durfte und ich damals auch selber die Wände einschlagen durfte.

Vermutlich würde es das letzte mal sein, dass ich das alles hier sehen würde. Es würde vielleicht auch das letzte mal sein, dass ich hier sein würde.

Kaum merklich schüttelte ich den Kopf und damit auch diese ganzen Gedanken ab, bevor ich mir dann mein Gesicht erstmal wusch.

Es war nicht mal wirklich Trauer die ich empfand, wenn ich dran dachte, alles hier zurück zu lassen. Es  war viel eher pure Wut und auch Angst, die ich verspürte. Wut, da mich niemand nach meiner Meinung fragte und auch Angst, da ich nicht wusste, wo ich hinkommen würde und ich Leo nicht kannte. 

Schlimmer als mein Vater konnte er kaum sein, aber dennoch hatte ich panische Angst vor ihm.

Da ich ja nicht wusste wo ich ab jetzt wohnen würde, entschied ich mich für eine Jogginghose und den passenden Pullover. Falls er vorhatte mich nach Sibirien zu verschleppen, würde mir so vielleicht nicht kalt werden.

Ich hatte absolut keinen Hunger und würde heute sicherlich auch keinen Bissen runterbringen aber ich ging trotzdem runter, da ich schon eine Nachricht von Evet auf dem Handy gesehen hatte.

Komm lieber runter sonst holt dich Milan


"Guten Morgen." hörte ich die freundliche Stimme meiner Großvaters, zu dem ich kurz sah und ich mir jeden Spruch verkniff. Ein schwaches Lächeln schenkte ich ihm dennoch, da meinerseits mehr nicht kommen würde. Sie hatten in meinen Augen nicht mal eine Antwort verdient und die würden sie auch nicht bekommen.

"Das ist das erste mal das ich dich in einer Jogginghose sehe." kam es von meinem Cousin, der mich ansah als hätte er ein Geist gesehen und ich sicher auch aussah wie eines. Leicht zuckte ich nur mit meinen Schultern, da ich auch darauf nicht wirklich antworten wollte.

Denn wenn ich jetzt anfangen würde zu reden wusste ich das ich wieder in Tränen ausbrechen würde und das wollte ich auf keinen Fall. Diese Genugtuung wollte ich Leo und seinen Brüdern nicht geben und noch viel weniger meinem Vater, der scheinbar froh war mich los zu werden, denn er schien heute gute Laune zu haben. Bessere als an jedem anderen Tag, den ich bisher mit ihm erleben musste.

"Wenn du fertig bist mit dem essen, dann fahren wir los." ertönte dann seine raue Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasste. Ich sah kurz in seine Augen, ehe ich leicht nickte und ich dann wieder auf dem Teller vor mir sah.

Mit Leo würde ich nur so viel wie nötig sprechen. Mehr sicher nicht.

"Ich bin fertig." sprach ich leise aus, als ich wusste ich würde keinen Bissen runterbekommen und schon garnicht, bei der Anspannung in dem Raum und dieser Stille. Die Stühle hörte ich daraufhin sofort rücken, während ich merkte, dass mein Herz immer schneller anfing gegen meine Brust zu schlagen.

Vor mir blieb Leo stehen und sah mich abwartend an. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich aufstand und ihm dann langsam hinterher ging. Zum Glück hatte ich mich für eine Jogginghose entschieden, denn meine Beine zitterten wie wild und das hätte man sicher gesehen.

"Das alles brauchst du?" fragte mich Anastasio, als er meine Koffer sah, die ich gestern Nacht mühseelig gepackt hatte und ich einen Großteil meiner Sachen hier lassen würde. Ich sah ihn einen Moment an, ehe ich leicht nickte, da es nur wichtige Dinge waren und ein paar schöne, da ich sicher nicht mal wissen wollte in was für einem Loch ich leben würde.

"Das ist nicht mal ein Bruchteil." fiel meinem Vater auf, was mich leise auflachen ließ, da es so klang als hätte er Angst. "Keine Angst ich komm schon nicht zurück." sprach ich lächelnd aus, da es für imch genau danach klang.

"Der Rest gehört dir." sprach ich Evet dann an, da sie mich besorgt ansah und ich ihr dann in die Arme fiel. "Bitte, lass mich nicht los." schluchzte ich, auch wenn ich genau wusste, sie konnte mir icht helfen.

Der einzige der mich vor dieser Hochzeit bewahren könnte, war der jenige der dem ganzen zugestimmt hatte. Ihm passte es nur zu gut, mich endlich los zu sein.

"Ich werd dich vermissen." sprach ich leise aus, als ich mich nochmal von Evet verabschiedete und sie wirklich die einzige war, die mir fehlen wird. Von meinem Großvater verabschiedete ich mich dann auch noch, aber nicht mal halb so herzlich, wie ich Evet verabschiedet hatte.

Meinen Vater aber sah ich nur an und ich hoffte wirklich, dass er in meinen Augen sah, was ich von ihm als Vater und als Mensch hielt. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lächelte ich den Rest kurz an und drehte mich dann zu Leonardo um.

"Wenn du willst, kann sie mit uns kommen." sprach er mich dann an und meinte wohl Evet. Ein letztes mal sah ich sie an und sah sie in den Armen meines Vaters, weswegen ich mich wieder umdrehte.

"Nein, eine von uns sollte wenigstens glücklich werden dürfen." sprach ich ehrlich aus, auch wenn ich evet nicht verstand, da sie viel zu gut für ihn war. Langsam ging ich dann an ihm vorbei und gab ihm damit zu verstehen, dass ich nicht noch länger hier rumstehen wollte.

Er hielt mir die Wagentür auf, woraufhin ich einstieg bevor er und zwei seiner Brüder einstiegen. Die anderen beiden sah ich in einen anderen Wagen steigen. Ich sah mir die drei an und sah dann aus dem Fenster.

Nach einer Stunde kam der Wagen irgendwann zum stehen und ich schlug die Tür dann auf, bevor ich ausstieg. Das war die unangenehmste Autofahrt in meinem Leben. Keiner von uns hatte auch nur ein Wort gesprochen.

Wir standen auf einem Flugplatz auf dem ein Privatjet stand. Was für Snobs. Waren sich zu fein normal zu fliegen.

"Worauf wartest du?" sprach mich mein Verlobter an, zu dem ich kurz sah und er dann in meine Rchtung kam und ich panisch wurde. Bevor er bei mir akam, lief ich dann zu dem Flugzeug in das ich dann einstieg und mich direkt auf einen der Fensterplätze setzte.

"Wohin fliegen wir?" fragte ich in die Runde, als sie fünf sich gesetzt hatten und ich wirklich meinen ganzen Mut zusammen nehmen musste, um sie überhaupt etwas zu fragen. Leo's Blick schweifte zu mir, da er sich neben mich gesetzt hatte. "Nach New York." antwortete er mir dann, bevor ich wieder aus dem Fenster sah.

Langsam hob das Flugzeug ab, während ich mein wunderschönes Italien verlassen musste.


„Leonardo"Where stories live. Discover now