16

21.8K 606 21
                                    

MARA


Den schwarzen Pullover den ich anhatte, zog ich mir über den Kopf, während ich in den Spiegel sah und ich meinen Arm anstarrte. Der fette blaue Fleck darauf, bewies mir, dass alles was ich über ihn dachte, einfach stimmte.

Meine Augen füllten sich mit Tränen, während ich leicht drüber strich und ich leicht zusammen zuckte, da es schmerzte und ich auf meiner eigenen Hochzeit aussehen würde, als mhätte man mich verprügelt. Nicht mal das würde meinen Großvater umstimmen, dass wusste ich, denn das Leo handgreiglich werden würde, hatte sich zuhause sicher schon jeder gedacht.

"Das hier wird morgen jeder sehen und wissen, dass du mich schlägst." schnauzte ich ihn an, als ich sah, dass er gerade ins Bad kam. Vor mir blieb Leo stehen, während er mich ansah und er mir leicht über die Wange strich und er dann seine Augen zu dem blauen Fleck schweifen ließ.

"Ich hab dich nicht geschlagen." fing er an zu sprechen, als er mir wieder ins Gesicht sah und er mir meine Träne aus meinem Gesicht strich mit seinem Daumen. "Aber ich hab die Kontrolle verloren, das stimmt." sprach er leise aus, als er meinen arm wieder ansah und seine Finger leicht über die Stelle strichen.

"Es tut mir leid." sprach er leise aus, was mein Herz schneller schlagen ließ. Hatte er sich gerade wirklich bei mir entschuldigt? Irgendwas an ihm gerade wirkte so viel menschlicher als sonst.

"Leo." sprach ich ihn deswegen leise an und würde es ein letztes Mal versuchen. Vielleicht hatte er ja eingesehen, dass das zwischen uns nie eine richtige Ehe sein würde und es auch nie gut gehen würde.

"Mara." sprach er mich an, während er runtersah zu mir und ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um ihn ansehen zu können, weil er riesig war.

"Willst du das wirklich?" hakte ich erstmal nach, bevor er seine Augenbraue hob. "Warum suchst du dir nicht eine Frau, die dich liebt und die du liebst. So wie dein Bruder." sprach ich leise weiter, ehe ich wahrnahm, wie seine Brust sich hob und er seine Hände wieder an meine Wangen legte und er meine Haut trocken strich, da sie noch immer nass waren von meinen Tränen.

"Du wirst morgen meine Frau und nur der tot selbst, könnte mich davon abhalten." sprach er leise aus, was mein Herz immer stärker gegen meine Brust schlagen ließ und er mir etwas näher kam.

"Ich will dich doch überhaupt nicht heiraten." flüsterte ich leise und sah in sein Gesicht, dass nur wenige Zentimeter entfernt von meinem war. "Und trotzdem wirst du morgen Ja sagen." hauchte er an meine Wange und streichelte mir mit seinen Daumen leicht über die Wange.

Meine Tränen konnte ich nicht länger zurückhalten. Sie liefen mir über das Gesicht während ich ihn tief einatmen hörte. "Das werden wir ja sehen." flüsterte ich und würde lieber sterben als diesen Mann zu heiraten, alleine schon, weil er sich so sicher war, dass ich ja sagen würde. Gefährlich blitzten seine Auen auf während er mein Gesicht in seine Hand nahm und leicht zudrückte. "Treib es lieber nicht auf die Spitze meine Schöne." hörte ich seine drohende Stimme während ich jetzt noch heftiger weinte.

"Bitte Leo, tu mir das nicht an." Weinte ich und griff nach seiner Hand, da sie mir wehtat und er mein Gesicht dann losließ. Seine Augen schloss er, bevor er durchatmete und ich meine Hand auf die Stelle legte, die er vorhin in seiner Hand hatte.

"Kannst du.." wollte ich sagen aber ließ es dann doch, weil ich anfing zu stottern. Ich unterbrach meinen Satz und drehte mich dann um bevor ich ins Bett wollte. Ich spürte seine starken Hände an meiner Taille die mich zurück zogen und ich seinen Herzschlag an meinem Rücken spürte, weil er mich so nah an sich ran gezogen hatte.

"Kann ich was?" fragte er mich und klang etwas ruhiger als vorher. "Nichts schon gut." flüsterte ich und sah auf seine Arme die er um mich gelegt hatte. "Ich lass dich erst los, wenn du deinen Satz beendest." informierte er mich und drückte mir einen leichten Kuss auf die Haare, während er mich an sich drückte.

"Kannst du heute Nacht wo anders schlafen? Es bringt nämlich Unglück." fragte ich ihn leise und hörte sein raues Lachen, das mich zu ihm sehen ließ. Er ließ mich los und drehte mich dann wieder zu sich. Er drückte seine vollen Lippen auf meine Wange, die noch immer feucht war von meinen Tränen.

"Und das wollen wir ja nicht." lächelte er mich an, während ich emotionslos in sein Gesicht sah und ich eigentlich nur noch eine Nacht alleine wollte. Ich wollte mich wenigstens heute Nacht in Ruhe und Sicherheit fühlen. Vielleicht wollte ich auch nur meine Seelen aus meinem Leib weinen und das ohne irgendwen da zu haben, der das ganze hörte.

"Gute Nacht Mara." sagte er und strich mir meine Wangen trocken bevor er verschwand und ich alleine zurückblieb.

___


Das war die absolut schlimmste Nacht meines Lebens. Ich habe keine Sekunde schlafen können, weil ich die ganze Zeit an diesen schrecklichen Tag denken musste. Das sah man mir auch deutlich an, denn ich sah noch nie so schlimm aus wie heute.

Heute, der Tag von dem ich eigentlich immer gedacht habe, dass es der schönste meines Lebens sein würde. Der Tag an dem ich endlich meine Freiheit bekommen würde, aber am Arsch. Mein Leben oder der liebe Gott schien mich zu hassen.

Ich ging langsam ins Esszimmer und wusste ich würde keinen Bissen runterbringen. Leo und seine Eltern waren schon wach, genau so wie Dino und Denis, die mit ihm am Esstisch saßen. Langsam ging ich zu ihm und setzte mich neben ihn, ohne ein Wort zu sagen.

"Wie hast du geschlafen?" wollte mein bald Ehemann wissen und ließ mich zu ihm sehen. "Super. Sieht man doch." erwiderte ich und sah ihm an, dass er keine Probleme damit hatte einzuschlafen, weil der Arsch umwerfend aussah.

"Mara." sprach mich seine Mutter an und riss mich von seinen Augen weg. "Du musst dich etwas beeilen mit dem essen, da es schon recht spät ist und deine Haare müssen auch noch gemacht werden." lächelte sie mich schwach an und ließ mich einmal nicken, da ich dazu nichts mehr sagen konnte.

"Ich hab sowieso keinen Hunger." sagte ich und hörte Leo tief durchatmen, als er das hörte. "Dann lass uns gehen." sagte sie und stand auf, was ich ihr nachtat. Ich lief ihr hinterher in einen Raum, in dem Lorena bereits auf uns wartete und mich anlächelte.

"Du siehst müde aus." sagte sie ehrlich was mich leicht auflachen ließ, weil sie untertrieb. Ich sah aus wie eine wandelnde Leiche, aber hatten die alle ehrlich, etwas anderes als das hier erwartet?

"Eher schlicht oder stark?" fragte mich die Make Up Artistin, die mich musterte und ich mich am liebsten selber fertig gemacht hätte. "Schlicht bitte aber decken sie das hier auch ab." sagte ich zu ihr und zeigte auf meinen Arm, da ich das allein schon wegen meinem Stolz niemanden sehen lassen konnte. Sie nickte einmal bevor sie anfing und gleichzeitig die Dame reinkam die mir die Haare machen sollte.

"Offen aber aus meinem Gesicht stecken." sagte ich direkt zu ihr woraufhin sie nickte und direkt anfing. Ich wusste ganz genau, wie ich an meinem Hochzeitstag aussehen wollte. Das hier hatte ich mir alles schon vor Jahren überlegt.

 "Willst du nicht vielleicht doch etwas essen?" fragte mich meine Schwiegermutter, die das erste mal besorgt klang, während sie hinter mir stehen blieb und sie mich durch de Spiegal ansah. "Nein es würde mir nur hochkommen." erwiderte ich freundlich aber dennoch ehrlich, da ich ihn nicht auch noch ankotzen wollte vor allen.

Das würde vermutlich mein Todesurteil sein.

„Leonardo"Where stories live. Discover now