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MARA



"Mara." weckte mich Leo als er mir leicht übers Gesicht strich und ich sofort wusste, wieso er mich geweckt hatte. Ich habe schlecht geträumt und im Schlaf wieder geweint und sicher wieder um mich getreten.

"Tut mir Leid." entschuldigte ich mich bei ihm, weil er wegen mir nie eine Nacht durchschlief, seit wir wieder zurück waren. Seine Augen fuhren über mein Gesicht als er mich ansah und ich erkannte, dass er müde war und ich ihn geweckt hatte.

Diese letzten zwei Wochen haben mich fertig gemacht. Ich hatte Angst zu schlafen, weil ich immer wieder die Gesichter von den dreien vor Augen hatte, sobald ich meine Augen schloss. Und derjenige der sich die ganze Nacht mit mir beschäftigen musste, war Leo, der sicher eigene Probleme hatte um die er sich vielleicht eher kümmern sollte, als um mich.

"Mara,  die hätten euch wehgetan, wenn du nicht geschossen hättest." sagte er und das habe ich schon hunderte mal von ihm und alle anderen gehört, aber das machte es nicht wirklich besser. Ich fühlte mich nicht wirklich besser, durch diese Worte mit denen sie meine Taten wohl entschuldigten.

"Ich hol mir was zum trinken, willst du auch was?" fragte ich ihn als ich aufstand und er mich ansah bevor er den Kopf schüttelte und ich das Zimmer verließ, da ich mich eingeengt fühlte im Schlafzimmer und in unserem Bett. Nicht von Leo, sondern von meinen eigenen Gedanken die mich einfach nicht losließen. 

"Willst du darüber reden?" wollte er wissen als ich wieder im Schlafzimmer war und er seinen Blick zu mir schweifen ließ, bevor er sein Handy weglegte. "Wir haben schon darüber geredet." erwiderte ich und wollte nicht daran erinnert werden, denn es waren Mistkerle aber trotzdem hatten sie sicher eine Familie, die sie jetzt vermissten.

"Mara." sprach er mich an als ich mich hinlegte und ich ihn dann ansah. Leo zog mich zu sich, weil er sicher wusste das ich heute kein Auge mehr zumachen könnte.

"Ich hab nicht geglaubt, dass ich ein schlechter Mensch bin." erklärte ich ihm dann leise und sah in seine Augen, die nicht mehr sauer oder kalt wirkten. Zumindest nicht, wenn wir beide alleine waren. Mittlerweile erkannte ich soetwas wie Wärme in ihnen, wenn er mit mir sprach und mich ansah.

"Du bist kein schlechter Mensch." sagte er und ließ mich leise auflachen, da er leicht reden hatte. Mir war klar, dass drei Menschenleben für ihn nichts waren, aber für mich waren sie es.  "Doch bin ich." sagte ich ehrlich und schmiegte mich an seine warme und harte Brust, als er mich an sich ranzog.

"Wer entscheidet denn, wer ein guter und wer ein schlechter Mensch ist?" fragte er mich und ließ mich zu ihm sehen währen er mir über den Rücken strich, mit seiner rauen Hand. "Der gesunde Menschenverstand? Unser Rechtssystem?" antwortete ich ihm eher fragend, da die Frage eher rhetorisch klang und meine Antwort genau so rhetorisch klang.

"Das ist alles Ansichtssache mein Engel. Für jeden ist etwas anderes gut oder schlecht und unser Rechtssystem wurde von Menschen geschaffen, deswegen halte ich nichts davon." erklärte er mir ruhig, seine Sicht der Dinge. Das tat Leo sehr oft und meistens konnte ich seine Sichtweise sogar nachvollziehen.

"Wenn  Mord aufeinmal nicht mehr verurteilt werden würde, wäre es dann nicht mehr böse?" wollte er wissen und brachte mich zum nachdenken. "Die Sklaverei war auch lange legal und das war sicher auch nicht richtig."  fuhr er fort und hatte Recht, was das anging.

"Dann entscheidet Gott eben, was gut und was böse ist." eriwderte ich, da er von den Regeln der Menschen nichts hielt, aber es sicher nicht in Ordnung war jemanden zu töten. "Ich bin nicht religiös aber selbst wenn ich es wäre, würde ich mir die Frage stellen welcher gute Gott erlauben würde, dass so viele Kinder an Hunger leiden oder so viele Kinder und Frauen in Kriegsgebieten leben müssen." sprach er aus und ließ mein Herz schneller schlagen, denn für eine Sekunde gab er mir wirklich das Gefühl, es wäre nicht meine Schuld gewesen.

"Wer weiß wie viele Frauen nach dir und Evet, sie vergewaltigt hätten und sie vor euch misshalndet haben." fuhr er fort und ließ meine Gedanken wieder an diesen Abend schweifen. Als ich Evet's Gesicht gesehen hatte und ich die Angst in ihren Augen gesehen hatte, habe ich nur noch rot gesehen und wollte sie um jeden Preis beschützen, so wie sie es immer getan hatte, als ich Zuhause gewohn hatte.

"Ihre Familien tun mir Leid." gestand ich ihm leise als ich in sein Gesicht sah und er einmal leicht nickte und mich dann verständnisvoll anlächelte. "Zwei von ihnen hatten keine Familie mehr." erklärte er mir, was mich verwirrte, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er sich informiert hatte. "Wir informieren uns immer über unsere Opfer, derjenige den du vermöbelt hast davor hatte eine Schwester, die wir für die Bestattung entschädigt haben. Nicht weil er es verdient hatte aber vielleicht macht es dir das ganze leichter." erklärte er mir und ließ mich einmal nicken, weil er vielleicht Recht hatte.

Das machte es natürlich nicht ungeschehen, aber es war ein Dreckskerl und für seine Bestattung war das einzige was ich für so einen Menschen tun würde. 

___


"Wohin gehen wir denn?" wollte ich von Leonardo wissen, als er mir sagte ich soll mich anziehen. "Außerdem bin ich schon angezogen." sah ich ihn an und hörte ihn rau auflachen, was sicher nichts gutes zu bedeuten hatte.

"Träum weiter, in diesem Kleid, wenn man es so nennen kann, verlässt du nicht mal dieses Zimmer." lachte er leise als ich mich umdrehte und in den großen Wandspiegel sah, der in unserem Schlafzimmer hing und ich darin nun auch Leo sah.

"Leo bitte. Ich hab echt keinen Nerv mich nochmalumzuziehen." sah ich ihn aus dem Spiegel heraus an und sah ihn auf mich zukommen bis er hinter mir stehen blieb.

"Du willst sicher nicht dass ich wieder auf jemanden schieße und das hier zeigt viel zu viel von deinem perfekten Körper. Es würden alle Blicke an dir kleben und das würde unschön enden." erklärte er mir ruhig und drückte mich an sich ran, sodass ich spüren konnte wie seine harte Brust sich hob und wieder senkte an meinem Rücken.

Während ich in den Spiegel sah, sah ich Leo der seine weichen Lippen auf meine Nacken legte und er leichte Küsse drauf verteilte. Gott, dass so leichte Berührungen mich schon so auf ihn reagieren ließen.

"Außerdem gehören die beiden hier nur mir allein." fuhr er fort und fuhr mit seinen kräftigen Händen zu meinen Brüsten die er anfing leicht zu kneten und ich sicher rote Wangen bekam, denn ich kannte seine Berührungen aber habe uns dabei nie zugesehen. Seine schönen Lippen bildeten sich zu einem Lächeln, da er scheinbar genau wusste woran ich gerade dachte.

"Genau wie dein wunderschöner Arsch Mara, der gehört auch mir." hauchte er an meinen Hals und kniff mir mit einer Hand in den Hintern, was mich leise aufquiecken ließ.

"Und deswegen muss ich in einem Rollkragen Pullover rumlaufen?" fragte ich ihn als er mich zu sich drehte und ich hochsah in sein markantes Gesicht. "Wäre mir lieber als das Ding hier." erklärte er mir und drückte seine vollen Lippen auf meine Wange bevor er mich wieder ansah.

"Zieh dich um, dann gehen wir." forderte er mich auf woraufhin ich mich umdrehte und langsam ins Ankleidezimmer ging. "Und wohin gehen wir?" rief ich und nahm mir etwas anderes zum anziehen, in dem ich sicher in Flammen aufgehen würde, weil mir jetzt schon Heiß war darin.

"Erstmal zum Arzt." antwortete er mir und sah mich mit einer besorgten Miene an. "Deine Beine." erklärte er mir als ich ihn fragend ansah. "Das passt schon, mir gehts gut." versicherte ich ihm, da die Schmerzen nachgelassen hatten und man nur noch die Narben sah, die ich kaum noch beachtete.

"Gut geht es dir bestimmt nicht." meinte er und nahm meine Hand in seine bevor er mich aus dem Zimmer rauszog und ich absolut keine Lust hatte, auf einen Arztbesuch. 

"Können wir nicht etwas anderes machen?" fragte ich ihn und sah seine Augen dir zu mir schweifen. "Was willst du denn machen?" fragte er mich und ließ mich kurz darüber nachdenken. "Ich will nach Disneyland in Paris." lachte ich leise und sah seinen Mundwinkel zucken, bevor er kaum merklich den Kopf schüttelte und ich leise seufzte.

„Leonardo"Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz