nine: Sweet Lebensträume

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Entscheidungen. Manchmal wollte man sie treffen und irgendwann bereute man sie.

Donna's vielsagender Blick schweifte zum Zettel, huschte über die geschriebenen Zeilen, die mir die Chance ermöglichten, mehr aus den Konzeptideen herauszuholen.

Nachdenkend verhakte ich meine Finger miteinander und überlegte ob es doch keine gute Idee gewesen war.

Bestimmt sagte ihr das Konzept gar nicht zu. »Weinsorten...«, hörte ich sie murmeln und wieder wurde das Blatt zu den anderen dazugelegt »Cher ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass wir immer noch ein Lifestyle und kein Foodmagazin sind«, sie rieb sich die Schläfen »Und Zeit ist immer noch Auflage!«

»Ich weiß, aber lass es mich doch einmal versuchen. Hier im Umfeld gibt es die Plantagen und-

»Und trotzdem sind wir immer noch ein Fashionmagazin!«, schoss sie zurück und ich schloss den Mund. Traurig senkte ich den Blick, als Donna kritisch die Zettel nahm und sie in den Mülleimer schob. »Cher was mache ich nur mit dir? Wo ist die kreative Cher hin, die mich mit ihre Schreibkunst fasziniert hatte? Hatte Frances zu viel Potenzial in dir gesehen?«

Am liebsten hätte ich etwas gesagt, aber Donna unterbrach mich erneut mit irgendetwas, was mir als unhöflich herüberkam. Sie sprach etwas auf ihrem Anrufbeantworter, begutachtete sich ihre Fingernägel, ehe sie irgendwann nachdem sie keine Beschäftigung mehr fand, mich anschaute. »Ich habe keine Konzepte mehr von dir Cher. War das etwa alles?«

Ich nickte und sie schnaubte verächtlich. »Du weißt was es heißt Cher. Es gibt so viele Bewerberinnen, die scheinbar mehr Potenzial dazu haben und-

Plötzlich wurde an die Tür geklopft und Donna presste die Lippen zusammen. »Herein!«, hatte sie ausgerufen und ich erkannte unsere Kiera, die mit einer Folie ankam. »Ich soll hier etwas für Chardonnay bringen. Man sagte mir, dass sie es bei sich zuhause vergessen habe«

Auf einmal wurde ich hellhörig und meine Augen richteten sich auf die zarte Kiera. »Ich solle etwas vergessen haben?«

Kiera nickte und wedelte mit einem Stapel Papier herum, welches mir so umbekannt vorkam. »Du hattest wohl deine aktuellen Konzepte zuhause vergessen«, augenzwinkernd überreichte sie die mir, ehe sie mir von Donna weggeschnappt wurden. »Donna ich glaube es handelt sich um ein-

Allerdings wurde ich durch Donnas Hand, die sie hob, unterbrochen, weil sie gespannt aufs Blatt schaute. »Neues Design für Schuluniformen? Was sind die Do's und die Dont's?...«, las sie vor und ich legte die Stirn in Falten »Jared Leto- vertritt er nur noch Gucci, obwohl er vegan lebt?«, sie wirkte durchaus interessiert »Beauty und Fashion. Kosmetik führt vor Fashion.«

»Blogger, die neue Prominenz?«

Langsam wunderte mich gar nichts mehr, als der nächste bekannte Name fiel.

»Terry Richardson, Fotografien als Nudes abgestempelt?«

Und dann wurde mir klar, wer hier mir gerade den Hintern rettete.

Royce Heaven hatte irgendwie seine Ideen hineingeschmuggelt, weil er wusste das ich am Arsch war.

Zufriedenstellend legte meine so plötzlich fröhliche Chefin die Papiere zur Seite und erhob sich vom Sessel. »Ich wusste gar nicht, dass dir so viele gut Konzepte eingefallen sind. Das ist genau die neue Cher, die ich sehen will!«, sie streckte die Hand aus, die ich verwirrt anstarrte. »Ich möchte, dass du den Fotografen, der Jared Leto abgelichtet hatte, ausfindig machst. Er wird ein Hauptbestandteil der neuesten Ausgabe sein und ich erwarte eine große Story davon. Sei es ein Interview oder eine neue Fotostrecke. Wärst du mit Fünf Seiten einverstanden?«

ChardonnayWhere stories live. Discover now