Seventy-eight: Sweet pain

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»Charlie? Charlie hörst du mir zu?«, triefte seine Stimme in mein Ohr, doch mein Blick lag auf das leere Bett. Sie hatten ihn heute mitgenommen, anstatt mich von ihm verabschieden zu lassen. Die Tränen, die mir immer und immer wieder über dieWangen liefen, wollten kein Ende mehr nehmen. Ich hatte geweint und das bis in den Morgengrauen. »Charlie wir müssen gehen.«, warf die Stimme wieder ein, doch ich hob die Hand und verneinte. »Nein, ich bleibe hier. Ich will mir die Kugel geben.«

»Charlie du wirst dir keine Kugel freiwillig ins Herz jagen. Komm schon Charlie.«, Many war sehr nachsichtig mit mir, dass er meine Hand nahm und mich aus dem Raum zog. Weinend ließ ich es geschehen, denn mir war es egal. Er zog mich mit sich, erreichte den Flur, wo Kelcie mich traurig ansah. »Mrs. Richards...«

»Nicht.«, stieß ich weinend aus. Many wusste wie mir geschah »Sagen Sie lieber nichts Kelcie. Besonders nicht ihren Nachnamen.«, damit schob er mich entschuldigend an der Krankenschwester vorbei, bis wir zum Fahrstuhl liefen und er mich mit hineinzog.

Mir liefen die ganzen Tränen übers Gesicht, dass ich mich kaum beruhigen konnte. Many erkannte es, denn er zog mich in eine Umarmung, bettete meinen Kopf an seine Brust, dass ich mich bei ihm ausweinte. »Es tut so weh...es tut so weh.«, brach ich schwer über mich und er nickte. »Aber ihm wird nichts mehr wehtun. Er ist frei von Schmerzen und Enttäuschungen und er war durch ein Wunder aufgewacht, obwohl die Ärzte selbst meinten, dass er keine Chancen hatte. Charlie du musstest keine schwere Entscheidung treffen...

»Weil er sie mir abgenommen hat.«, setzte ich an und er nickte. »Ja und du musst dich für nichts schuldig fühlen.«

»Das tue ich aber, Many.«, schluchzte ich leise und er seufzte schwer »Und genau deswegen sollst du dich nicht als schuldig betrachten. Es war nicht deine Schuld, Charlie. Niemand trug die Schuld an das Schicksal. Niemand konnte es vorhersehen was geschehen wird.«, Seufzend führte er mich aus dem Krankenhaus, bis wir uns von allen verabschiedeten. Während die Ärzte und Krankenschwestern unser Beileid aussprachen, musste ich hinaus aus dem Gebäude. Augenblicklich stieß ich alle Türen auf, bis ich die Sonnenstrahlen auf meine Haut spürte und das Salz der Tränen schmeckte. Weinend presste ich mir die Hand auf die Brust und schloss die Augen. Arme umgaben mich, hielten mich an sich fest.

»Es wird alles gut...es ist in Ordnung das du weinst...«

»Nein, ich darf nicht weinen...ich habe es ihm doch versprochen und...und.«

»Und doch darf man trauern, Charlie. Irgendwann muss man jemanden loslassen, aber es hat Zeit. Du darfst die Zeit haben um zu weinen und um zu trauern. Es ist genau richtig in Trauer zu sein. Für ihn wäre es genau richtig.« Er umfasste meine Hand, bis er mich zu meinem Wagen führte und er mich hochhob und mich auf dem Beifahrersitz legte. Als er die Tür hinter mir zumachte und neben mir einstieg, zog er die Tür an sich heran und steckte den Autoschlüssel hinein. »Ich werde uns nach Hause fahren. Wir fahren wie immer zwölf Stunden und da ich mit Sicherheit durchfahren werde, werden wir um Mitternacht in Alabama sein.«

Ich erwiderte nichts, denn mir war nicht nach Reden zumute. Stattdessen zierten Tränen meine Wangen. Mir wird es wohl im Laufe des Tages klar sein, dass ich gerade den letzten Kuss an meinem Mann verloren hatte, bis er mitten im Kuss starb. Unser letzter Kuss war die Waffe zum Tod. Er starb an meinen Lippen. Die letzten Worte aus seinem Mund waren „Ich liebe dich Bittie.", bis er langsam von mir gegangen war.

Irgendwann schloss ich die Augen, lauschte der Musik, die im Radio abgespielt wurde und atmete tief durch.

Nur im Gedanken bei ihm zu sein.

ChardonnayWhere stories live. Discover now