Nineteen: Sweet migrain

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Ich habe mich in den Schlaf geweint, geschrien wenn der Albtraum kam, gekämpft als die Hände mich packten. Jede Sekunde zuckte mein Körper zusammen, jedes Minute wand ich mich im Schlaf, bis jemand mich an sich zog. Er war immer da gewesen. Er wurde aus seinem Schlaf gerissen, nur um bei mir zu sein.

Für ihn wird es die anstrengendste Nacht seines Lebens sein und für mich zu einer von vielen alltäglichen Momenten.

Wie sehr tat es mir Leid ihn bei mir zu haben, damit er das, was ich durchzustehen hatte, mit erlebte?

Royce wich mir nicht von meiner Seite, denn selbst als ich Bett schlief, hatte er es sich auf dem Boden gemütlich gemacht und wachte über mich.

Am nächsten Morgen schlug ich die Augen auf und ich spürte wie die Kopfschmerzen mich erwarteten. Die alltäglichen Kopfschmerzen, auch Migräne genannt, empfangen mich schön jeden Morgen und erschwerten mir das Leben so sehr. Weinend hielt ich mir den Kopf und versuchte tief durchzuatmen. Sie plagten mich so sehr, dass ich die Augen zusammengekniffen hatte.

Plötzlich schoss eine Hand zu mir hervor, legte sich um meinen Kopf und hielt ihn behutsam fest. Wie erstarrt schloss ich die Augen und meine Atmung senkte sich auf und ab.

»Ganz ruhig.«, warf Royce leise ein und seine Hände verblieben auf meine Stirn. »Gehe zurück zur Ursache der Migräne und versuche an etwas Positives zu denken.«

Kopfschüttelnd wollte ich die Hände abschütteln, aber Royce bettete mich an seine Brust und ließ es nicht zu. »Nein Chardonnay, du musst an etwas Schönes denken.«

»Ich k...kann aber an nichts mehr denken. Ich kann es nicht...«, wich es mir von den Lippen und er nickte schwer. »Dann stell dir vor wie du unter den großen Trauerweiden liegst und ein Buch liest...«, er massierte mir die Schläfen »Du liest ein Buch und musst dabei lächeln, weil es so lustig geschrieben wurde. Da siehst zum See auf und bemerkst wie die Schwäne von etwas aufgeschreckt wurden.«

Langsam schloss ich die Augen und ich sah das Bild vor mir. Der traumhafte See, den Royce und ich besuchten. Wie wir mit dem Boot übers Wasser gerudert waren, während er mir von Dingen erzählte, die mich lächeln ließen. Vom Leben, von Dolly und von der Umgebung.

»Was sind deine größten Ängste, Chardonnay«, wich es von Royce und durch seine Finger, die mir den Kopf massierten, spürte ich wie ich langsam wegdämmerte. Den Kampf gegen die Müdigkeit antwortete ich ihm zurück. »Ich habe Angst allein zu sein...mich allein und so leer zu fühlen. Als sei ich von allem verlassen worden...als-

»Psh«, er legte mir den Finger vor die Lippen und seine Lippen streiften mein Ohr »Du wirst nie mehr das Gefühl bekommen allein zu sein, Chardonnay. Ich kann dir helfen oder für dich ein Freund sein. Du musst es nur wollen«

»Was sind deine Ängste, Royce?«

Er blieb für ein Augenblick im Schweigen, als wollte er nichts davon preisgeben. »Veränderungen, Chardonnay.«, sein Arm verfestigte den Griff um mich »Ich kann mit Veränderungen nicht umgehen und doch habe ich mich verändert. Doch es gibt eine andere Angst um eine Person«

Ich wollte am liebsten zu ihm aufsehen, aber da ich in seinen Armen geborgen lag, spürte ich das Vibrieren seiner Brust, weil er anfing zu sprechen. »Ich habe Angst um eine Person, die mir wichtig ist. Ich sehe sie immer an einer Weinflasche. Sie betrinkt sich, nimmt nichts von der Welt um sich herum wahr und sie ertränkt ihren Kummer mit Alkohol. Ich habe Angst nicht für sie da sein zu können, wenn ihr etwas zustoßen sollte«

Ein Seufzer entwich mir »Dann musst du für die Person da sein, Royce«, Irgendwie versetzte es mir ein Stich ins Herz, weil es eine Person für ihn gab, die ihn nicht loslassen konnte. Bestimmt war es die Winney, um die er sich sorgte.

Eines Tages wird sie merken, das er etwas für sie übrig hatte. Sie würden gut zusammen passen. Vom Äußerlichen brauchte ich nicht zu sprechen.

Royce Augen glänzten, weil es ihm sehr nahe ging »Ich werde es versuchen, aber sie will es nicht zulassen. Sie denkt ich sei ein Mann, der ihr nicht gut tut. Sie nimmt mich nur als den Royce wahr, den alle mir vorgeben zu sein, aber den ich nicht bin.«, er seufzte frustriert. »Und doch glaubt sie den Bildern, die ihr in den Kopf gemalt werden. Bilder, die für das sprechen ließen«

»Spürst du eine Veränderung?«

Ein Seufzer entwich mir und er lächelte leise. »Die Migräne ist bei dir eine reine Kopfsache, Chardonnay. Immer wenn du im Stress bist, bekommst du sie. Du musst dir die Ruhe finden.«

»Ich dachte ich habe sie schon längst.«, versicherte ich ihm und langsam schlug ich die Augen auf und sah zu ihm auf. »Du hast sie nicht, Chardonnay. Du solltest dir eine Auszeit von allem nehmen. Ich sehe wie du jeden Tag zur Arbeit gehst und du gestresst nach Hause kommst. Ich mache mir Sorgen um dein Wohlergehen.«, Royce sprach es so klar aus, dass ich ihn fassungslos anblickte. »Ich brauche den Job. Ich brauche Ablenkung und-

»Es macht dich aber fertig, Chardonnay. Siehst du es denn nicht, wie es dich aus der Bahn wirft? Du kannst dich nicht kaputt arbeiten. Du brauchst eine Pause.«

Er wird es nicht verstehen, denn selbst wenn ich eine Pause machen würde, würde ich nie den Frieden finden.

»Ich hatte von Auszeiten genug.«, warf ich leise ein und seine Augen hatten sich zusammengekniffen. »Wie meinst du das?«

Seufzend schob ich mir die Strähne weg und mein Blick richtete sich auf dem Boden »Ich wurde dazu gebracht mir eine Auszeit von allem zu nehmen und sie hatte Monate gedauert.«, Damit erhob ich mich vom Bett, bis er mir zuvor kam. Royce stellte sich mir in den Weg, ohne mich zu berühren oder mich aufzuhalten. Er stand nur da und sah mich an. »Du musst mir nichts erzählen, wenn du dich nicht dafür bereit fühlst. «

Erleichterung kam in mir auf und dankbar lächelte ich ihn an. Er erwiderte es und reichte mir die Hand. Zögernd starrte ich auf sie, wollte zurückweichen, aber blieb wie erstarrt vor ihm stehen. Tatsächlich schob er meine Hand in seine, hielt sie fest und seine Augen richteten sich auf mich. Sie hielten den Blickkontakt.

»Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich werde dich nicht gegen deinen Willen berühren oder dich ungefragt anfassen. Du hast mein Wort.«, damit ließ er meine Hand los und trat einen Schritt zurück. Wie erfasst von der Situation fasste ich meine Hand und mir schossen die Tränen aus den Augen. Durch meine verschwommene Sicht konnte ich nichts mehr erkennen, außer das mir jemand ein Taschentuch in die Hand drückte und die Person meine Hand an meine Wange legte. Sprachlos zog er mir das Taschentuch aus den Fingern und setzte zum Sprechen an. »Darf ich dir die Tränen wegwischen?«

Weinend nickte ich schwer, bis er behutsam das Taschentuch an sich nahm und damit unter meine Augen ging. Er wischte mir die Tränen aus den Augen weg, dessen Mascaraspuren am Tuch haften blieben. Danach warf er mir ein gefragten Blick zu, zeigte auf seinen Arm und wieder nickte ich. Vorsichtig legte er den Arm um mich, nur um mich an hin heranzuziehen und mich festzuhalten.

»Es wird alles gut werden, auch wenn dir Schlimmes zugestoßen war. Ich werde dich immer auffangen, egal wie sehr du mich versuchst von dir wegzustoßen. Ich halte mein Wort. Ich gebe dir mein Wort dich wieder lächeln zu lassen.« Er wirkte so gefasst, dass er es Ernst meinte. All die Worte, die ihm über die Lippen kamen waren ernstgemeint.

Doch ich erinnerte mich daran wie er mich am Hals gepackt hatte, dass er meine Reaktion richtig deuten konnte. »Aber...Aber wieso hast du mich...«, ich konnte es nicht aussprechen.

Royce presste die Lippen zusammen und seufzte schwer »Weil ich es niemals hätte tun dürfen. Ich hätte dich verstehen müssen. Ich hätte lernen sollen dich verstehen zu können. Jetzt...«, seine grauen Augen schauten zu mir »Jetzt kann ich es.«

»Aber wie?«, ließ ich es aus mir heraus, aber er lächelt mich schwach an und schaute zu meinen Händen. »Weißt du Chardonnay. Du denkst mich wegstoßen zu wollen, aber tief im Inneren gibt es etwas was dich davon abhalten wollte. Tief im Inneren wolltest du nicht aus der Tür gehen, mein Herz brechen lassen, denn würdest du es wollen würdest du mich hassen. Du würdest nicht mich als Hilfe aufgesucht haben, mir nicht Regan anvertraut haben, wenn du mich nicht magst. Ich weiß, du denkst du bist eine kalte Frau und vielleicht sieht es auf dem ersten Blick so aus, dass du kalt und emotionslos bist. Aber während du mit mir auf dem Boot warst, im Auto gelacht hast, da wusste ich dass du kein kalter Mensch sein kannst.«, Er löste sich von mir »Weil ich dich sehen kann und ich weiß, wer du wirklich bist.«

ChardonnayWhere stories live. Discover now