Sixty-nine: Sweet Trust

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Seit jenem Tag an musste ich an vieles denken. Erinnerungen, die zum besten Geschmack meines Lebens gehörten. Ich hatte geweint und wäre wieder zusammengebrochen, wenn Royce nicht neben mir stehen würde.

Am Abend bettete Royce mich in seinen Armen, bis ich in einem Schlaf fiel und erst im Morgengrauen wieder zu mir kam. Mein Kopf lehnte sich an seine Brust und meine Hand lag an seiner Schulter. Wie ein Kind schmiegte ich mich an ihm, als gab es nichts, was mein Herz brauchte. Letztendlich war es genau das, was mein Herz benötigte. Liebe und Geborgenheit.

Gib mein Herz Liebe.

Gib meine Seele Hoffnung.

Gib mein Leben ein Ende.

Seufzend löste ich den Blick von Royce, bis ich mich aufrichtete und anfing zu gähnen. »Gut geschlafen?«, stellte er mir mit Vorsicht die Frage und ich nickte stumm. »Ja...aber...aber es fällt mir so schwer.«

»Brauchst du frische Luft?«, bot Royce mir an und meine Augen fielen zu und ich drückte mich mehr an ihn. »Nichts sehnlicher als das.«

Augenblicklich rückte er von mir ab, erhob sich vom Bett, bis er den Rollstuhl zu mir schob, mich an die Taille nahm und behutsam in den Rollstuhl setzte. Dabei legte er mir seine Lederjacke um, bis wir den Raum verließen. Gezwungen versuchte ich zu blinzeln, doch die Müdigkeit überkam mich. Also schloss ich dich Augen, horchte nach den Geräuschen der rollenden Räder, die Gespräche der Krankenschwestern und der Seufzer, der ihm über die Lippen kam.

Und als die Sonne mich im Gesicht blendete, die Punkte vor meinen Augen tanzten, wusste ich das ich da war. In der Freiheit.

Hoffnungsvoll hob ich die Mundwinkel an, öffnete die Augen und ließ mich freiwillig von der Sonne blenden. Die warmen Sonnenstrahlen lagen auf mir, auf meiner Haut, die ihre Sonnenenergie brauchte. Mein Herz schlug ruhiger und sanfter. Ich konnte es in der Brust spüren. Wir standen draußen vorm Krankenhaus, die Luft umgab mich und der Wind pustete mir ins Gesicht. Meine Haare wehten in allen Richtungen, dass seine Hand über meinen Kopfscheitel fuhr und sie wieder zurecht schob. Sachte drehte ich mich zu Royce, lächelte ihn warmherzig an, bis er meine Hand nahm und mich auf die Fußspitzen stellte. Zum ersten Mal stand ich hier draußen im Gebäude, ohne Vorschriften und ohne Maßregelungen. Ich war glücklich. Für ein Moment war ich das.

Keiner wird mir den glücklichen Moment nehmen können.

Lächelnd breitete ich die Arme aus, bis ich tänzelnd in die Luft sprang und ein glückliches Lachen ausließ. Vor Freude wirbelte ich herum, ließ mich vom Wind treiben, bis ich das Gleichgewicht beinahe verlor und im Fall von ihm aufgefangen wurde. Er hielt mich fest, er drückte mich an sich. Liebevoll und voller Vertrauen. Keine grobe Umarmung und nichts was an Dominanz erinnerte. Sondern liebevoll mit einer Zurückhaltung. Es tat mir gut mich in Arme geborgen zu fühlen, die mir Liebe spendeten.

Seit Jahren bekam ich dieses wohlwollende Gefühl nicht mehr zu spüren, welches er immer auslöste.

Er.

An den Gedanken an Nason wollte ich mich von Royce lösen.

Was war nur das zwischen mir und Royce?

Seit Tagen an schienen meine Gefühle sich zu intensivieren. Und mit jeder Berührung, die er bei mir auslöste, verschwanden die Erinnerungen für Sekunden, die ich an Nason hatte.

Doch was wäre, wenn Nason wieder aufwachen wird?

Für wen gäbe es Hoffnung?

Für wen wäre das Leben ein Verlust?

ChardonnayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt