E P I LO G U E

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Sieben Monate später.

Ich stand immer aufgeregt vor der Tür und wollte den nächsten Schritt nicht setzen. Vielleicht bin ich nur so aufgeregt, weil ich einige Pfunde zugenommen hatte. Wahrscheinlich musste ich aber an sie denken.

»Marcey ich drehe langsam durch!«, hörte ich mich nun selbst rufen und als Marcey aus dem Hinterzimmer kam, blieb sie vor mir stehen. Sie hatte wieder etwas genascht und lächelte mich zuckersüß an. »Das haben so Hochzeiten an sich.«, stieß sie lachend aus und sie nahm ein Taschentuch und tupfte mir über die Lippen. »Du darfst dir dein Make up nicht ruinieren.«

»Ich weiß...«∞ ich presste die Lippen zusammen. »Aber ich weiß nicht, ob es der richtige Weg sein wird. Was wäre wenn ich es bereuen würde?«

»Du bereust nichts Cher.«, sie lächelte mich sanft an »Royce ist so ein toller Kerl. Ich bin mir sicher das er genauso wie die aufgeregt ist. Heute wird der große Tag sein.«

Vor Aufregung konnte ich mich nicht mehr hinsetzen. Latika würde mich umbringen, wenn sie sah das ich ihr Werk ruinierte. Einatmen und ausatmen. Ich sah mich selbst in den Spiegel und musterte mein Spiegelbild. »Findest du nicht, dass das Kleid zu kurz ist?«

Ich erhielt von ihr eine Kopfnuss. »Das Kleid ist wunderschön, Cher. Du liebst es doch so sehr.«

Und das tat ich wirklich, denn schon vor Monaten musste ich das perfekte Kleid zum perfekten Tag haben. Vor Verzweiflung durchkämmte ich jede Boutique und dachte schon das die Heirat nichts bringen wird. Am Ende hatte Many mir ein Laden gezeigt, wo sie dieses selbstgenähte Kleid hatten. Ich trug ein kurzes weißes Kleid was aber über meine Knie endete. Man hatte mir den zweiten Zusatzrock umgelegt, damit man meine Stiefel nicht sehen konnte. Das hatten so Landhochzeiten an sich, dass man in Cowboystiefeln heiratete. Als es an der Tür klopfte, drehten Marcey und ich mich um und entdeckten Many vor unserer Tür. Mein Trauzeuge heute musterte mich und es rührte ihn alles zu Tränen. »Bist du bereit, Charlie?«, warf er lachend ein und ich schüttelte mit dem Kopf. Marcey drängte sich an Many vorbei »ich kann sie manchmal echt...köpfen. Vielleicht hast du ja mehr Erfolg als ich.« Schließlich verließ sie den Raum und Many blieb allein zurück. Er legte den Blick auf mich und seine Augen leuchteten. Weinend wollte ich mir die Hände aufs Gesicht schlagen »Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich...ich bin mir nicht sicher u-und-

»Du wirst jetzt hinausgehen und endlich den Kerl zum Mann nehmen, der nicht nur der Vater von deiner Tochter, sondern auch dein Verlobter ist. Sei keine ignorante Pussy, Weinträubchen.«, Many umfasste meinen Stiefel und deutete mir an den Fuß auszustrecken. Während ich mich an ihm abstützte, legte er mir den Stiefel um den Fuß, bis er ihn absetzte. Seine braunen Augen brannten förmlich auf mir. »Er hätte es gewollt, dass du dein neues Glück findest.«, ihm wichen die Tränen aus den Augen. Mir rollte die Träne von der Wange und ich nickte schwer. Doch als ich nun in den zwei Cowboystiefeln steckte, kramte Many etwas hervor, was sich einem Umschlag glich. »Es ist der vierte Brief. Der vierte Brief von Nason. Du sollst ihn lesen, denn der Zeitpunkt ist gekommen.«, er schmiegte mir den Brief in die Handfläche und seufzend ließ er mich allein zurück, während ich mich auf den Stuhl las und wieder anfing zu lesen.

5th August 2011

Chardonnay,

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich gerade bin. Ich schreibe dir diesen Brief, während ich im Wagen sitze und der Regen auf meine Windschutzscheiben prasste. Ich weiß nicht mit welchen Gefühlen ich diesen Brief vollenden werden, aber ich bin mir sicher, du findest es beim Lesen heraus. Genau während du diese Zeilen liest, werde ich mir wohl die Frage stellen die mir so sehr auf der Zunge brennt. Wer von uns wird gehen und wer hat die Chance sein Leben im hohen oder jungen Alter weiter zu leben? Was wäre, wenn ich nicht mehr da sein werde und du bleibst? Wenn du von mir gehst und ich bleibe? Nun ich fülle mir den Chardonnaywein ein und genau jetzt erinnere ich mich an unsere Zeit zurück. Erinnerst du dich an unsere Flitterwochen? Wir beide, du und ich saßen unter dem Nachthimmel am Lagerfeuer und redeten von Dingen, die uns berührten?

ChardonnayWhere stories live. Discover now