Sixty-six: Sweet Future

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Seitdem der Vorfall sich mit Dr. Finnicks ereignet hatte, bekamen wir ein nerdigen Kardiologen namens Dr. Everdeen bereit gestellt, der zwar eine neue Sprache sprach, aber mir hingegen die Wahrheit sagte. Mir war es egal gewesen, ob ein Arzt mit Fachausdrücken versuchte mir den Zustand meines Mannes beschreiben zu können, dieser Arzt log wenigstens nicht und genau das war mein Ziel.

Royce hingegen wurde von den Krankenschwestern angeschmachtet, die sich um ihn scharrten, bis Dr. Baker sich eingemischt hatte und Royce nett darum bat nicht mein Zimmer zu verlassen. Noch am selben Tag wurde ich in ein anderes Krankenzimmer verlegt, denn ich war außer Gefahr und vor allem durfte ich endlich die frische Luft genießen. Selbst nachdem man die Fenster nur auf kipp machte, gab ich mich damit zufrieden. Besser als nichts, hatte ich mir gedacht. Außerdem werde ich, sobald ich den Schuppen verlassen werde, nur noch draußen im Freien sein.

Mein Blick wanderte zum Magazin, welches ich auf mein Tisch hatte und ich blätterte in den Seiten der neuen VOGUE herum und lächelte. Kelcie war so lieb gewesen mir das Magazin zu besorgen, während Royce nun ja mich nicht besuchen konnte. Als die Tür sich öffnete, legte ich das Heft zur Seite und sah zu ihm auf. Royce Heaven trat in meinem Raum hinein, ehe er sich auf den Bettrand abstützte und tief durchatmete. »Du hast echt keine Ahnung wie beschissen das Wetter draußen ist.«, murrte er und er legte die Tüten auf dem Tisch. Seufzend fuhr er sich über das nasse dunkle Haar und strich es zur Seite. »Ausgerechnet musste eine alte Dame an der Kasse stehen und ihre kleinen Kröten zählen.«, zähneknirschend griff er in den Beutel hinein und übergab mir den Bagel. »Hier.«

Dankbar nahm ich die Brötchentüte an mich und hielt den Bagel mit beiden Händen fest. Erst als ich den ersten Bissen mir genehmigte, musste ich genussvoll ein Stöhnen von mir wieder geben, bis ich mir den nächsten Bissen des Bagels zu mir nahm. »Alkohol ist leider nicht erlaubt.«, Royce überreichte mir das Wasser und meine Augen wurden schmaler. »Ich hätte heute echt ein Drink vertragen können.«

»Das wiederholen wir, wenn du wieder aus dem Krankenhaus entlassen wirst, Chardonnay.«

Dieser Vorschlag brachte mich zum Schmunzeln, dass ich zustimmend aus der Wasserflasche trank und ausatmete. Royce's blaue Augen verharrten auf das Fashionmagazin, welches er an sich nahm und so kritisch wirkte. »Seit wann liegt eine VOGUE bei dir?«

»Seit heute Morgen.« Mein Grinsen wurde breiter und seines erstarb immer mehr. Ich stellte mir die Frage, wieso er so abwesend plötzlich war. Gelangweilt nahm er das Magazin in die Hand und blätterte mit solch einem Desinteresse die Seiten durch. Erst als er alles überflog, legte er es kopfschüttelnd weg. »Du guckst dir nie die VOGUE an.«, Die Enttäuschung in seiner Stimme machte sich bemerkbar. Ich hob den Blick und lächelte. »Ich liebe die VOGUE.«, meine Augenlider flatterten leicht zusammen. »Ich habe sie schon früher gemocht.«, offenbarte ich Royce und trotzdem wurde das Gesicht ernst. »Das ist nur ein beschissenes Magazin, was kein Mensch braucht.« Wich es ihm mit solch einer Emotionslosigkeit von seinen Lippen, so wie man es nicht bei ihm gewohnt war. Er schlug einen Ton an, der mir ganz und gar nicht gefiel.

Trotzdem wollte ich meine Laune nicht von ihm verderben lassen. »Ich mag die Inhalte von der VOGUE und die aktuelle Fotoserie. Es soll sogar eine interessante Fotostrecke über den AKT nächsten Monat kommen.«

»Hör auf.«

»Und ich bin so gespannt welcher Fotograf das Vergnügen bekam, für die VOGUE Paris zu shooten.«

»Chardonnay...«

»Wirklich ich möchte es jetzt schon wissen und wenn dann-

»Es reicht!«, hörte ich ihn rufen und automatisch zuckte mein Körper zusammen. Wie angewurzelt sah ich ihn an, wie er aufstand und das Magazin in die Hand nahm. Als er zum Mülleimer zusteuern wollte, legte ich Protest ein. »Royce! Lass das Magazin hier und-

»Diese bescheuerte manipulative Scheiße kommt weg!«, er war ziemlich wütend und ich wusste nicht, woher diese aufgestaute Wut kam. Fassungslos wollte ich aufstehen, aber ich durfte nicht. Also musste meine Stimme mit Nachdruck ein letztes Machtwort aussprechen. »Royce wenn du das Heft wegwirfst, dann werde ich sauer sein und mich aufregen. Also bringe es mir zurück, denn ich lasse mich davon inspirieren.«

Augenblicklich schien er es zuzulassen, indem er mir das Heft auf das Bett warf. »Was fasziniert dich so daran?! Es ist eine geschriebene Scheiße, die dort monatlich zusammengestellt wird!«, er war so außer sich, dass er die Hände in die Luft hob. »Scheiße Chardonnay das-

»Ich möchte mich bei sowas bewerben wollen.«, gestand ich ein und seine Augen weiteten sich schlagartig. »WAS?!«, hatte er laut ausgerufen und ich nickte ihm zu. Sprachlosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Absolute Sprachlosigkeit. »Honey das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Hast du eine Ahnung wie es dort hinter den Kulissen läuft?!«

»Man muss Erfahrungen machen können Royce und ich möchte in diese Branche gehen. Ich will ebenso große Kontakte zu der Außenwelt haben, im Rampenlicht stehen und den Erfolg mit Champagner feiern.«

Er presste die Lippen aufeinander »Und diese Art von Erfolgen bringen Menschen wie dich ins seelische Verderben.«

Seufzend rieb ich mir die Schläfen, weil er gerade zu laut war. »Ich will etwas aus mir machen Royce und das hier wäre meine Chance. Wenn ich ein neues Leben führen soll, dann brauche ich einen Neustart.« Bittend sah ich ihn an, während er ziemlich enttäuscht wirkte. Er schaute nicht zu mir, sondern auf die VOGUE und mit jedem Blick verengten sich seine Augen zu Schlitzen. »Kannst du es nicht verstehen?«

Er lachte gespielt auf und erhob sich vom Bett. Mit jedem Schritt, den er ging, schien er sich nicht beruhigen zu können. Also wollte er sich damit nicht abfinden. »Du brauchst nichts aus dir zu machen. Was willst du bei der VOGUE, wenn dein Herz für andere Sachen schlägt? Du liebst das Essen und du liebst es für ein Foodmagazin etwas zu machen. Das hast du mir gesagt, Chardonnay. Die VOGUE wird dich innerlich und seelisch sehr fertig machen.«, er schnaufte, nahm sich das Heft zur Hand und schlug alle Seiten auf. Wütend hielt er sie mir vor die Nase. »Das hier...das ist eine Welt mit Manipulation. Diese Leute manipulieren die Leser und ihre Zielgruppe.«

»Royce ich habe mich schon entschieden.«

Er senkte den Blick »Du wirst nicht mir eine Sekunde zuhören, stimmt es?«

Trotz das er die Vorahnung bereits hatte, konnte ich nichts tun, außer mit den Schultern zu zucken. Royce verstand die Gestik und wirkte ziemlich niedergeschlagen. »Okay jeder muss seinen eigenen Weg gehen, aber ich sage dir nur eines Chardonnay.«, er erhob sich vom Bett und blieb Auge um Auge vor dem Bett stehen. »Gib mir nicht die Schuld, wenn ich dich am Anfang davor gewarnt habe.«

ChardonnayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt