Seventy-nine: Sweet Dance in the rain

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Der nächste Morgen brachte den Regen mit sich, denn als ich mich vom Bett erhob, begegnete ich die Regentropfen, die an meiner Fensterscheibe prassten. Ich vermisste ihn.

Traurig zog ich die Decke an mich und musste feststellen, dass er nicht mehr hier war. Keiner von beiden war hier. Kein Many. Kein Royce und vor allem kein Nason. Mir ist keine Träne trocken geblieben, als ich über das nasse Kissen fuhr, welches ich eng an mich drückte. Seufzend richtete ich den Blick auf die Fenster, bis ich mich vom Bett erhoben hatte und mich auf dem Boden abstützte. Dabei schob ich die Gardinen zur Seite, strich über das Glas und berührte die Klinke, die ich nach unten drückte. Als ich die Fenstertür an mich zog, peitschte mir der Regen ins Gesicht, dass ich mit geschlossenen Augen heraustrat, den kalten Boden des Balkons unter den Füßen spürte und die Arme weit ausstreckte. Wie, als würde ich den Regen umarmen.

Und egal wie wenig Kraft ich in meinen Armen und Beinen haben werde, ich nahm sie mir und begann tatsächlich einige Bewegungen zu machen. Ich drehte mich um die eigene Achse, sprang nach oben, umfasste das Geländer des Balkons und atmete schwer. Die Luft, die ich ausstieß, verformte sich zu eine Rauchwolke. Es wurde kalt draußen und der Regen der über mich prasste, durchnässte meine Kleidung. Ich war durchnässt und doch machte es mir nichts aus. Ich genoss den Moment, den Augenblick. Sich die Seele aus dem Leib zu tanzen, um dabei die Sorgen zu vergessen. Große Sorgen. Sorgen, die man nicht vergessen kann. Denn als ich abbrechen wollte, wurde es mir ins Leben gerufen, dass er mir fehlte. Die Hand, die meine hielt, während er mich führte. Ich hatte doch keine Ahnung wie ich das meistern sollte ohne ihn. Ohne ihn, sah meine Welt trostlos aus. Die Tränen kullerten mir über die Wangen und meine Unterlippe begann zu zittern. Denn selbst als ich summte, blieb ich auf der Stelle stehen und stieß ein Schluchzen aus. Weinend umfasste ich mein Gesicht mit beiden Händen, versteckte es vor dem Regen, der mir zu viel wurde. Ich stand kurz vorm Zusammenbruch, bis ich plötzlich eine Hand auf meine Taille spürte, die mich berührte und ich die Augen schloss. Das Gesummte, was ich anfing, wurde von ihm weiter gemacht.

»So darlin', darlin', Stand by me, oh, stand by me. Oh, stand, stand by me. Stand by me.« Ich drehte mich um und sah in seine blauen Augen auf. Er umfasste meine Hände, hielt sie mit seinen verschränkt, bis er den ersten Schritt setzte. Er forderte mich gerade zu einem Tanz auf, was mir irgendwie ein Lachen bescherte, auch wenn es ein Schwaches war. Ich ließ es über mich ergehen, wie er mich tanzend führte und mir den Moment zum Aufatmen gab. Mit dem Atemzug löste ich mich von der linken Hand, bis er den Arm hochhob und mich herumwirbelte. Ich drehte mich, wurde herumgewirbelt, bis ich an den Hüften festgehalten und gestoppt wurde. Die Augen sahen in meine auf, mein Herz pochte.

»If the sky that we look upon, should tumble and fall Or the mountain should crumble to the sea.« Er sang das Lied, welches ich an summte, nicht mal so schlecht, dass es mich wirklich lächeln ließ. Und als er mir den Vorrang gab, trat ich aus der Komfortzone und kam ihn entgegen.»I won't cry, I won't cry. No, I wohnt shed a tear.« Und anstatt zu weinen fing ich an zu lächeln. »Just as long as you stand. Stand by me.«

Royce erwiderte mein Lächeln, umfasste meine Hände, dass er seine Handflächen gegen meine drückte. Mit seinen Augen sah er mich an. So liebevoll und so voller Vertrauen. »And darlin', darlin'...« er ließ die Stimme langsam verklingen, bevor er mir zu nahe kam. Rhythmus um Rhythmus. Takt für Takt. Melodie für Melodie. Sein Kopf drückte sich an meine Schläfe, er tanzte mich an, schmiegte seinen Körper an meinen. »Stand by me, oh, stand by me...« Seine Stimme traf auf mein Gehör, berührte mich im Herzen, dass impulsiv aus der Brust schlug.

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen ganzen Körper aus und die Hände, die auf meinen Hüften verharrten, fingen an nach oben zu wandern. Es prickelte und kribbelte überall, als wollte es nicht mehr aufhören. Es war so intensiv, diese Bindung zwischen uns, dass ich es mir tatsächlich unbewusst wünschte, es würde niemals aufhören. Royce war ein Gentlemen. Für gerade jetzt zeigte er eine Seite, die mich abholte. Er nahm mich im Tanz mit. Der Tanz im Regen.

ChardonnayWhere stories live. Discover now