Ninety-eight: Sweet Ache

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Royce

Sie ist weg.

Einfach weg.

Ich konnte es kaum glauben, wollte es kaum wahrhaben, aber sie war weg. Nur eine offene Haustür blieb von allem zurück und der Duft von Bananen, die auf dem Tablett angeschnitten wurden. Nicht einmal das Frühstück konnten wir zusammen genießen.

»Heav?«, ich nahm meine Umgebung nicht wahr. Nicht ein bisschen, denn ich umklammerte das Buch und bemerkte das hier drinnen etwas geschrieben stand. Es waren mehrere Rezeptideen. Die hatte Chardonnay alle geschrieben. Weinend presste ich das Buch an mich und versuchte nach Luft zu schnappen. Eine Hand lag auf meine Schulter. »Royce...«, stieß mein bester Freund aus, aber ich hörte ihn nicht. Ich hörte nur noch sie...wie sie mich anschrie. Ich spürte das Pochen an meiner rechten Wange, auf die sie schlug. Ihre Stimme dröhnte mir in den Kopf, wie sie mit Hass zu mir sprach. Es tat weh. Oh tat es so weh. Fassungslos starrte ich die Magazine an, bis die Wut mich ergriff und ich sie zusammenknüllte. Ich stieß einen Schrei aus und pfefferte sie gegen die Wand. »SCHEISSE!«, meine Lungen fingen an zu brennen. Meine Hand versenkte sich gegen das Brett und ich schmiss das Geschirr zu Boden. »Sie ist weg!«, schrie ich so laut ich nur konnte. »Sie ist abgehauen und...und ich weiß nicht wohin!«, ich wollte dem alles kein Glauben mehr schenken. Ich wollte nie weinen, ich hatte mir geschworen niemals für eine Frau weinen zu können. Und doch tat ich es. Ich konnte es nicht aufhalten, denn die Tränen kamen einfach so, fielen mir aus den Augen und meine Sicht verschleierte sich umso mehr. Kale nahm mich in seine Arme und hielt mich tröstend fest. »Royce...«, Kale senkte seine Stimme. »Sie...s-sie ist w-weg.«, meine Unterlippe fing an zu zittern und meine Beine gaben beinahe nach. Ich fühlte mich so schwach. Ziemlich schwach. Auf einmal überrannte mich eine Müdigkeit, dass mir die Augen zufielen. »E...es tut...so weh...«, meine Stimme überging in ein Flüsterton. Kale strich mir die Tränen weg und seufzte schwer »Es tut mir so Leid, Heav. Ich wollte dich anrufen, weil es überall in jedem Magazin stand. Ich...ich wollte dich doch nicht...« Ich drehte den Kopf weg und ließ ihn nicht ausreden. Er konnte nichts dafür, aber ich hätte ihm zuhören können. Ich hätte ihn nicht abweisen dürfen. »Du kannst nichts dafür...«, müde schaute ich auf die Fotos und mein Innerstes zog sich zusammen. Ich hatte es niemals getan. Das alles, was in der VOGUE stand würde ich nicht tun. Nicht einmal jemand, den ich nicht ausstehen kann, könnte ich das hier antun. Kopfschüttelnd betrachtete ich die Fotos, die nur für meine Augen bestimmt waren. Selbst die Fotos, die ich für mich behalten wollte, zierten die Seiten der VOGUE. Mit gemischten Gefühlen nahm ich das Magazin in die Hand und die Wut packte mich erneut. Ich wurde so wütend, dass konnte sich keiner vorstellen. Rasch löste ich mich von Kale, bis ich mein Handy nahm und in meine Kontaktliste ging. Sienna Morris war die Chefredakteurin der VOGUE die für die USA zuständig war.

Oh gnade dir Gott dafür, dass ich dich nicht in die Finger bekomme!

Aggressiv presste ich mir das Handy ans Ohr und ballte die Hand zur Faust. Es tutete lange, bis sich Sienas Assistentin zu Wort melden wollte. Doch das wird nicht passieren. »Halten Sie die Klappe und verbinden Sie mich direkt mit Sienna Morris! Es ist mir egal ob sie einen Termin hat, denn wenn sie nicht sofort ans Telefon kommt, dann werde ich gleich den nächsten Flug ansteuern und ihren Laden auseinander nehmen! Ich hetze euch meine Anwälte auf dem Hals, wenn die Chefin nicht aus dem Quark kommt! Also halten Sie die Klappe und verbinden Sie mich mit ihr! Sofort!«, ich schrie schon beinahe, dass Kale die Augen weitete. Eli und Chester standen hinter ihm. Ich stieß einen Laut aus und wartete eine zeitlang ab, bis es wieder anfing zu tuten. Eine Stimme meldete sich zu Wort. »Ich bin mitten in einem-

»WAS FÄLLT DIR EIN MEINE PRIVATSPHÄRE IN DEIN SCHEISSMAGAZIN ZU STELLEN!!!«

Sienna hielt direkt inne, denn ich schoss weiter hervor »DU KANNST DICH DARAUF GEFASST MACHEN, DASS ICH DIR DIE ANWÄLTE AUF DEM HALS HETZEN WERDE!!!« Mein Adamsapfel fing an zu hüpfen und ich schien rot vor Wut geworden zu sein. Die Drecksredakteurin schnurrte am Telefon. »Aber Royce du wolltest der Welt etwas mitteilen.«

ChardonnayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt