Forty-eight: Sweet Reunion

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Der Vormittag gestaltete sich ruhig. Keiner hatte ein Laut von sich geben wollen und selbst Kale konnte nichts mehr dazu sagen, außer dass es ihm leid tat. Schuldgefühle wallten in Royce's besten Freund auf, der freiwillig die Schlaftabletten in Royce's Hand drückte und aufgestanden war. Kale war von der Arbeit ermüdet gewesen, dass er noch am Frühstückstisch eingeschlafen war. Während Royce und ich auf der Veranda saßen und zum Sonnenaufgang blickten, fingen die Sonnenstrahlen sein Blickfang ein, wie die hellblauen Augen in die Ferne schauten. Royce senkte die Lider und fiel fast in sich zusammen. Müde schob er seine Hand in mein Haar und fing an meine Kopfhaut zu massieren. Sanft legte ich meine Hand auf seine und wir schauten uns tiefer in die Augen, bis unsere Nasen sich kreuzten und er mich an den Wangen berührte. Bis er inne hielt und sich mit dem Kopf an meine Schulter anlehnte. »Ich weiß nicht, ob es richtig ist...«, Royce blickte in die warmen Sonnenstrahlen »Ich kann das nicht Chardonnay...ich...Chardonnay ich bin ein loyaler Mensch und du...

»Ich kann es auch nicht...«, wich es mir von den Lippen und meine Hand schweifte zu meinem Ring, den ich als Kette trug. Es war nicht richtig, denn es war, als würde ich Nason betrügen.

Vorher schien es wie ein Traum zu sein, doch jetzt waren wir in der Realität angekommen. Augenblicklich ließ ich meine Hand auf mein Bein verharren, bevor ich nach Luft holte und mein Blick auf die Sonne fiel. Erst dann entfernte ich mich von Royce, der verträumt zum Horizont aufsah und scheinbar in Gedanken war. Sachte holte ich mein Handy heraus und erstarrte als mir eine Nachricht von einer Nummer ins Auge sprang und mein Herz anfing schneller aus der Brust zu schlagen.

0123*******: Ich werde um 8.35am in Birmingham landen. Soll ich mir ein Taxi rufen?

Chardonnay: Nein...wir werden dich abholen.

0123******: WIR???

Chardonnay: Ein Freund und ich.

0123******: Aha.

Seufzend schaute ich zu Royce und stieß die Luft wieder aus »Many wird in 30 Minuten in Birmingham landen und die Frage wäre ob-

»Ich fahre dich zum Flughafen.«, fiel er mir ins Wort und sofort war er von der Veranda aufgesprungen, dass er ins Haus lief um sich seinen Autoschlüssel zu holen. Als er zurückkehrte, öffnete er mir schweigsam die Tür, dass ich in den Beifahrersitz fiel und darauf wartete von hier wegzufahren. Während Royce einstieg und den Wagen einschaltete, rief ich nach seinem Namen. »Royce?« Er schaute zu mir auf »Danke für alles.«

Seine Mundwinkel hoben sich langsam, bis er die Sonnenbrille aufsetzte und losfuhr. Der Wind blies mir erneut ins Gesicht und der Kältezug streifte mein Nacken. Nason war bei mir, ich konnte es spüren und ich konnte es fühlen.

Während wir von Hoover nach Birmingham fuhren verloren wir mehrere Minuten und trotzdem brach niemand von uns das unruhige Schweigen. Royce konzentrierte sich zu sehr auf den Verkehr, während ich Angst bekam auf Many zu treffen. Vor neun Stunden hatten wir telefoniert und er musste direkt den nächsten Flug von Ontario nach Alabama genommen haben.

Die Sache war ernst, als wollte er nichts auslassen.

Und doch fühlte es sich nach einem Ende an. Ein Ende, wo niemals mehr ein Anfang zurückkommen wird.

Mein Herz schlug mir aus der Brust und meine Hände fingen an zu zittern. Royce sah mich nicht an, schenkte mir keine Aufmerksamkeit und es war verständlich. Er musste sich schuldig fühlen, nachdem er alles von mir erfuhr. Genauso schuldig, wie Kale ausgehen hatte.

Der Wagen stoppte und mein Blick löste sich von Royce und meine Augen verharrten vorm großen Gebäude. Erst als ich aus dem Wagen ausstieg, begann ich zu realisieren das ich nach so vielen Jahren Many wieder sehen werde. Royce ließ die Tür leise zufallen, bevor er um den Wagen ging, sich neben mir einquartierte und wir gemeinsam zum Flughafen liefen. Wie Many wohl denken wird? Was wird auf mich zukommen? Wie wird Many reagieren? Die Schritte näherten sich zu den Terminals, wo wir stehen blieben und nun die letzten Minuten bevorstanden, bis die Türen sich öffnen werden. Ich schaute zu Royce, er schaute weg. Er sah mich nicht mehr an, sondern legte den Fokus auf die Tür. Und als sie aufging, begann er sich von mir zu entfernen, ließ meine Hand los und wich mir aus. Fragend drehte ich mich zu ihm um und er nahm mir die Worte aus dem Mund »Ich...Ich werde hinten warten. Es wäre nicht sinnvoll, indem ich hier bei dir stehe, wenn dein Schwager kommen wird.«, damit drehte er sich um und kehrte mir den Rücken zu. Es tat weh, aber ich verstand seine Angst.

Many sollte nicht ihn sehen, wenn er nur wegen Nason gekommen war. Ich fühlte mich so leer und allein, während meine große Stütze mich verließ und mir nicht die Angst nehmen wird. Tränen sammelten sich in meinen Augen und mein Herz schlug schneller. Die ersten Passagiere verließen die große Tür, umarmten ihre Familien und ihre Freunde und der Moment an den Flughafen in Kanada löste in mir traurige Gefühle aus. Wie Nason und ich mit solch einer Abwesenheit zu unseren Freunden gingen, wie Jayley mich mit Blicken durchbohrte und mir nun klar wurde, dass wir nicht im guten auseinander gegangen sind. Wie Isla mich in den Arm nahm und mir sagte, dass sie immer zu mir stehen wird.

Als wir uns dem Flughafen näherten, sah ich von weitem wie sie alle dort standen. Benjamin kehrte mit Jayley nach Kanada, um mit uns den nationalen Feiertag am 1 Juli zu feiern. Es war der Gang und Gebe gewesen, dass Nason und ich ihn zum vierten Mal zusammen gefeiert haben. Ein Lächeln zauberte sich in Nason's Gesicht, als er Many und Isla zusammen erblickte, die den schweren Ballast an Gepäck mitschleppten und ihn erschöpft abstellten. Isla fasste sich ihren Bauch, der zu einer großen Kugel heranwuchs. Vor vier Monaten erfuhren wir von Many's Glück, dass er bald Vater eines Kindes sein wird. Sein Kind.

Many's braune Augen glänzten vor Freude und man sah ihm das Glück an. Er genoss es sehr, dass er stolz die Koffer an sich nahm und sie mit sich zog. Im Gegensatz zu Isla, die lächelnd sich mit Jayley unterhielt, dessen Tochter schlafend im Korb schlummerte, den sie hin und her wog.

»Charlie!«, vernahm ich die freudige Stimme vom weitem und als sie sich als die meines besten Freundes zu erkennen gab, löste ich mich von Nason und sprang Benjamin wahrhaftig in die Arme. »Ben!«, hatte ich laut ausgerufen und schon fand ich mich in den Armen von Benjamin wieder, der mich freudig begrüßte. »Charlie wie schön dich wieder lächeln zu sehen.«, er strich mir eine Haarsträhne hinter's Ohr und seufzte schwer

Ich fasste mir direkt an die Stelle und versuchte den Moment erneut zu fühlen, zu spüren und in mein Herz zu lassen. Benjamin, wieso musstest du gehen? Warum durfte ich Jenna nicht aufwachsen zu sehen, während du dich um mein Baby kümmern würdest.

Sie wäre drei Jahre alt geworden und die Gedanken wie Nason unser Baby die Windeln wechseln würde oder mit Many wieder Unsinn machen wird, wird niemals stattfinden. Er wird nur in den Träumen leben und unser Baby werde ich nur in meinen Träumen wiedersehen können. Meine Hände legten sich um mein Bauch. Ich hatte mit mir zu kämpfen, weil die Erinnerung aufstieg, wie der Arzt zu mir kam und es offenbarte.

»Doktor?« Ich kämpfte gegen die Schmerzen an. Er hob den Kopf »Mrs Richards?«

»Wie...«, ich keuchte »Wie geht es mein Baby?«

Dr. Bakers Augen sahen traurig weg, bevor er die Fassung bewahrte und anfing zu sprechen.»Mrs.Richards? Ihr Baby...es...«, er presste die Lippen zusammen »Die Ärztin hat wirklich ihr Bestes gegeben aber-

»Sie wollen mir sagen, dass mein Baby tot ist. Nicht wahr?« Antwortete ich in Tränen und sah nur noch wie er nickte. Der Schmerz in meiner Brust wurde größer. »Mein Baby ist tot?«, ich wollte es kaum glauben. »Mein Baby ist also tot?«

Dr. Baker nickte schwer. »Es tut mir aufrichtig Leid...«

Tränen füllten sich in meine Augen und ich spürte wie die Panik in mir aufwallte. Dr. Baker der auf mich zukommen wollte, sah wie er in den Raum trat und mich in den Arm nahm. »Many...«, ich schniefte in sein Shirt. »Psssst...«, leise strich er mir über den Rücken. »Es wird alles gut...es wird alles gut Chardonnay.«

Und dann sah ich auf, mein Herz setzte aus, als die Gestalt aus der Tür kam. Die Hände umklammerten den Rucksack, der auf sein Schultern war, fester und die Augen legten den Fokus nach vorn. Wie von selbst hatte ich mich aus der Starre gelöst, bis ich mit schweren Schritten und schnellen Atemzügen in seine Richtung lief. Die Arme ausgebreitet und die Stimme, die laut nach seinem Namen rief. Wie in der Zeitlupe hob er den Blick und seine Augen wurden größer. Sie weiteten sich und seine Hände ließen die Sachen fallen, bis er stehen blieb und die Augen in meine aufsahen. »Many!«, rief ich so laut ich nur konnte, dass die Lungen anfingen zu brennen. Mein Herz pochte, meine Angst verflog und mir traten die Tränen in den Augen. In seinen Armen wurde ich an seine Brust gezogen, bis er den Laut von sich gegeben hatte und schluchzend mich am Unterkiefer berührte. »Charlie...«

ChardonnayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt