Seventy-seven: Sweet last Chardonnay

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»Das ist also dein Lieblingswein?«, vernahm ich seine Stimme und ich war nicht in Stimmung dazu gewesen ihn antworten zu wollen. Seit Wochen daten wir uns, bis ich den Schlussstrich ziehen wollte, aber es aufgrund meines besten Freundes es nicht konnte.

Nun lernte er mein Zuhause kennen, wo ich wohnte und lebte. Wie ich wohnte und wie ich hier in meinen engen vier Wänden lebte. Als ich gerade merkte, dass ich ihm nicht geantwortet hatte, nickte ich unentschlossen. »Ja...das ist mein Wein. Ein leckerer Weißwein aus Weintrauben. Man nennt ihn auch Chardonnay.«

Der Kanadier musterte die Weinflasche bestimmend und grinste vor sich hin »Und du trinkst jeden Tag Wein?«

»Das tue ich...«, ich wollte nicht darüber reden »Und das zu jeder Stunde.«

Nason definierte mich mit Blicken, als konnte er aus meinen Augen den Schmerz, den ich in mir trug, heraussehen. Trotzdem nahm er die Weinflasche und steuerte auf mich zu. »Dann werden wir gemeinsam den Chardonnay trinken.«, hörte ich ihn sagen. Ich sah zu ihm auf. »Ich werde ihn aber nicht mit dir trinken.«

»Und wieso nicht?«, fing er an zu grinsen und mein Grinsen war wie weggewischt. Als er bemerkte wie ich erstarrte, stellte er den Wein ab und seine Hand berührte mich am Arm. »Es ist völlig in Ordnung den Frust herauszulassen. Du musst alles nicht ewig in dir behalten, das wird dich nur kaputt machen.«

»Wenn ich jetzt den Wein trinken werde, Nason, dann werde ich wieder davon abhängig.«

»Weil du ihn mit Schmerz und Kummer in Verbindung bringst, Chardonnay.«, erwiderte er leise zurück und ich glaubte zu wissen, dass mir eine Träne von der Wange kullerte. Ich wollte es verstecken, aber vor ihm konnte ich es nicht einmal verbergen. Er fing sie auf, bis er mir über die Wange strich. »Jemand muss dir so wehgetan haben, eh?«

Ich nickte benommen und schluckte den Drang runter. »...sch...sch...Ja...«, ich schluchzte. Für eine Weile schien alles in Ordnung gewesen zu sein, bis er das sagte, was selbst Benjamin nicht aussprach.

Der Kanadier schloss die Augen, bis er den Arm um mich legte und ich ihn wegstoßen wollte. »Nein...bitte...ich kann das nicht...ich kann keine Umarmung ertragen u-und...«

»Psst Chardonnay...«, er brachte mich zum Schweigen und bettete mich in seine Arme. Wie erstarrt ließ ich mich von ihm in eine Umarmung ziehen, mit dabei das meine Hände an meinen Hüften kleben blieben. »Wenn du deine Arme um mein Körper schlingst, wird es dir besser gehen. Dann empfindest du es nicht als eine Enge...sondern als eine Vertrauensvolle Geste.«

Und dann hob ich die Arme an, die sich an seinen Rücken schmiegten, bis ich ihn so fest drückte, dass er mich ebenfalls fest an sich drückte. Noch nie hatte mich jemand so umarmen können, wie er es tat. Er ließ nicht los, ich ließ nicht los.

Irgendwie verging mir das Weinen und ich empfand eine schöne Stille, die mir Ruhe spendete. »Und jetzt lass uns etwas ausprobieren.«

Er führte mich zur Couch, ich lehnte ab. »Nason ich kann sowas nicht u-und-

»Vertraue mir Chardonnay, ich werde nichts mit dir machen, aber ich werde dir etwas zeigen, was für dein Herz bestimmt heilen kann.«

Wie geheißen ließ ich mich auf die Couch nieder und strich mir über die Haare. Ich ließ den Blick zum Tisch sinken, während er die Couch umkreiste und Gläser und die Weinflasche herausholte. Als er sich gegenüber von mir hinsetzte, wusste ich gar nicht was sein Vorhaben war. Er hatte den Korken aus der Weinflasche gelöst, bis er die beiden Weingläser reihenweise abstellte und sie nur halb mit dem Weißwein einschenkte. Erst dann stellte er die Flasche ab und deutete auf sein Weinglas. »Ein Weinglas entspricht bestimmt binnen von Sekunden den Schmerz herunterzuspülen, aber wenn man dieses eine Glas für etwas aufheben wird, dann empfindet man das nicht mehr als ein Suchtmittel welches deine Schmerzen nehmen soll. Es findet alles im Kopf statt, Chardonnay.«, Seine Finger deuteten auf seine Schläfen. »Erst wenn du den Schalter im Kopf umlegst, wirst du merken, dass nur du für deine Gefühle verantwortlich bist. Der Wein ist ein Wein der verkauft wird. Du kaufst ihn, weil du ihn mit Schmerzen und Sucht projizierst. Also werde ich dir eine Denkaufgabe geben.«, Er drückte mir das Weinglas in die Hand, bis er seines nahm und es erhoben hatte.

ChardonnayWhere stories live. Discover now