Ninety-five: Sweet Question

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»Chardonnay bleib sofort stehen!«

Seine Schreie und Rufe die durch den Saal hallten, brachten mich nicht dazu wegzugehen. Ich wollte abhauen, aber kaum erreichte ich die Tür, wurde ich ruckartig von Royce herumgewirbelt. »Was soll das?!«, fuhr ich ihn an und meine Augen brannten sich in seine wütenden ein. Er schäumte vor Wut. »Du fragst mich allen Ernstes, was das hier soll?!«

»Ja!«, ich wollte mich ganz von ihm lösen, doch er machte mir den Strich durch die Rechnung und zerrte mich direkt an sich. »Royce kannst du mich loslassen?!«

Royce, der so mit den Worten kämpfte, packte meine Handgelenke und schüttelte mit dem Kopf. »Vergiss es!« Plötzlich zerrte er mich von den anderen weg, riss die Tür auf und stieß mich in den Raum hinein. Ich wollte Protest einlegen, aber er knallte die Tür vor meiner Nase zu. »Was willst du von mir hören Royce?! Dass ich etwa nach Washington zurückkehren werde?! Wenn ja, dann stimmt es!«

Seine wütenden Augen verdunkelten sich immer mehr »Das kann doch nicht wahr sein!«, er krallte sich an meine Schultern »Hat dir denn gar nichts, das was zwischen uns war, etwas bedeutet?!«

Ich wollte nicht weinen oder daran denken und doch hatte es mich leicht aus der Bahn geworfen. Ich wollte ihn nicht mehr ansehen, aber er versperrte mir die Sicht und hob immer mehr mein Kinn an. »Chardonnay ich bedeute dir doch etwas! Du kannst das mit uns nicht vergessen.«

Meine Stimme kämpfte sich hoch »Du bedeutest mir nichts...«, und wischte mir über die Augen. Sofort fuhr er auseinander und die Farbe von seinen Augen verblasste. Er rang mit sich, versuchte etwas zu sagen, aber ihm fehlten die Worte. »Das...das glaube ich dir nicht!«, mit Tränen in den Augen umfasste er mein Gesicht und sprach mir die Worte zu »Ich...ich...Chardonnay ich...«

Ich löste mich aus seinen Fängen und bevor die Türen geöffnet wurden, erblickten wir Many. Many sah verwirrt zu mir und Royce hin und wieder zurück, ehe er den Mund aufmachen wollte. »Chardonnay wo willst du hin?!«, hakte mein Schwager ein, aber ich drängelte mich schon an ihm vorbei und wollte sie zurücklassen. Royce, der noch in seiner Starre gefangen blieb, sah zu mir auf und wischte sich die Tränen aggressiv weg. »Wann gibst du es endlich zu, Chardonnay?!«

Ich blieb direkt stehen.

»Wann wirst du es einsehen können, dass ich...ich...ach verdammt!«, wütend versenkte er seine Faust gegen die Tür und er zog sie grob zurück. Ich konnte es mir nicht mit ansehen und wollte den nächsten Schritt nach draußen wagen. Automatisch platzte ich in den Raum wo sie alle waren. Ich hörte die schweren Schritte hinter mir und ich ahnte was kommen wird. Er musste mir aus dem Raum gefolgt sein, denn ich fühlte seine ganze Präsenz den Raum einnehmen. Royce war ganz außer sich gewesen. »Chardonnay!«, er nahm sich zusammen. »Chardonnay verdammt!«

»CHARLIE!«, schrie Many, doch ich ließ es mir nicht nehmen meine Sachen zusammen zunehmen und von hier zu verschwinden. Ich wollte abhauen, das was ich am besten konnte. Genau jetzt müsste Benjamin mich dabei aufhalten, aber er war nicht hier. Nason würde mich daran hindern und Isla hätte mir eine Ohrfeige verpasst, wenn ich wieder Reißaus nehmen würde. Keiner von diesen Menschen war anwesend. Seufzend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und lief weiter zu den Türen. Dabei packte mich ein Arm und ich drehte mich zu ihm um. Er sah mich traurig an. »Chardonnay...bitte gehe nicht...du darfst nicht gehen, Chardonnay.«

»Warum nicht?«, ich sah ihn abwartend an und blinzelte die Tränen weg. »Ich...wir können nicht zusammen sein Royce. Ich will keine Beziehung mehr haben und...«

»Aber warum denn nicht?!«, fuhr er mich an und durch seine laute Stimme, lag die Aufmerksamkeit auf uns. Jeder wurde mucksmäuschenstill und nur Royce und ich sahen und an und fingen an zu streiten. Ich ließ es mir nicht nehmen meine Träume weiter leben zu können.

»Weil es kein Wir geben wird, Royce.«, erwiderte ich mit fester Stimme zurück und mein Verstand fing an zu rebellieren. Nimm Abstand, nimm einfach Abstand.

Mein Nachbar- nein Freund sah mich an und wirkte gefasst von dem, was mir über die Lippen gekommen war. Seine Hand fuhr sich übers Haar und er senkte den Blick und auch seine schöne Stimme. Mit Tränen in den Augen hielt er den Blickkontakt stand und presste sich weinend die Hand auf das Herz. »Du bist so naiv zu glauben mir das Herz wieder brechen zu können und doch kannst du es nicht...und weißt du warum du es nicht kannst? Weil ich dich liebe Chardonnay...ich liebe dich verdammt nochmal! Ich stehe hier vor dir und gestehe dir gerade das, was ich dir schon seit Monaten versuche zu sagen!«, er schnappte hörbar nach Luft und stampfte auf dem Boden herum »Aber du willst mir einfach nicht zuhören! Du denkst einfach mich im Glauben zu lassen abzuhauen, aber das werde ich nicht zulassen! Ich lasse es nicht zu, dass du mich verlässt! Ich habe mir das nicht ausgesucht Chardonnay! Ich habe es mir nicht ausgesucht mich in meine Nachbarin zu verlieben, die nur einmal mich anlächeln muss, damit es um mich geschehen ist!«, er umfasste meine Wangen und sah mir weinend in die Augen »Seitdem du in mein Leben gestürzt bist, kann ich nicht aufhören an dich zu denken. Ich liebe dich Chardonnay Bailey und mein Herz gehört längst zu dir. Du kannst so oft versuchen auf das Herz herumzutrampeln, es zu zertreten oder zu zerstören, aber denke daran das es nun zu dir gehört. Der Teil in dir...wird dir ganz genau sagen was ich damit meine.«, er verringerte den Abstand um uns und schüttelte mit dem Kopf. »Ich werde dich nicht gehen lassen, Chardonnay. Ich habe eine Mission zu erfüllen und ich möchte es jeden sagen können, das du zu mir gehörst.« Noch bevor ich nach Luft schnappen konnte, zog er mich zu einem Kuss heran und die Gemüter beruhigten sich. Seine Zunge drang in meinem Mund ein, seine Hände krallten sich an meine Taille fest, bevor er mich an seinen Körper presste und mich ganz in Beschlag genommen hatte. Ich wollte den Kuss nicht erwidern und doch gab der zu stolze Teil in mir nach und automatisch schlang ich meine Arme um seinen Nacken. Ich erwiderte den Kuss, Jubel brach hinter uns aus und noch als ich mich umdrehte, wurde ich in die Luft herumgewirbelt und Royce ließ seine Lippen wieder auf meine vereinen.

Weinend schmiegte ich mich an seinen Lippen und ich schluchzte leise. »Ich wollte einen Neuanfang wagen.«, es fiel mir sehr schwer weiter zu reden und Royce sah es mir an. »Sieh das als einen Neuanfang, Honey. Du und ich und Alabama.«, seine Lippen lösten sich von meinen, nur damit er mir die bittersüßen Worte ins Ohr wisperte. »Bleibe bei mir Chardonnay. Gehe nicht mehr weg, sondern bleibe mit mir in Alabama. Ich flehe dich an, Honey.«, seine Stimme versank in den Tränen »Bitte gib uns eine Chance und das was noch kommen mag. Ich weiß du willst keine Beziehung haben, aber ich will das. Ich will dich schon lange fragen, ob du meine Freundin sein willst, Chardonnay Bailey. Ich werde jetzt dich ein aller letztes Mal fragen...«, er wischte sich über seine Augen, bevor er meine Hände zusammen nahm und mich schwach anlächelte. »Chardonnay Bailey? Willst du meine Freundin sein?«

Es war egal wie oft ich über den Neuanfang nachdenken musste, denn ich konnte es nicht leugnen mich in meinen Nachbarn verguckt zu haben. Wenn ich nicht jetzt mich auf ihn einlassen würde, wann dann? Nason hatte mir gesagt, dass ich aufleben sollte und jemand kommen wird, der für mich weiter lebt. Vielleicht wird Royce meine Person sein. Niemand außer Nason brachte mich zum Lachen und gleichzeitig zum Weinen. Royce kämpfte mit jeder Faser um uns und um mich. Er wollte es. Noch vor wenigen Monaten hätte man meinen können, dass es nicht so der Fall sein würde. Er war der Mensch der mir die wertvollsten Stunden nach Nason schenkte und ich würde es bereuen, wenn ich ihn verlieren würde.

Royce ging mir ans Herz.

Mein Herz schlug für ihn.

Mein Herz wird weiterhin für ihn schlagen.

Ich konnte es nicht leugnen. Ich konnte mich selbst nicht belügen.

Die Gefühle waren da und sie werden nicht mehr weggehen.

Also nahm ich mich zusammen, schluckte meinen sonst so tollen Stolz hinunter und nickte ihm zu. »Ja...«, sprach es aus mir und seine Augen funkten auf. Was hast du gerade gesagt?!« Es war, als konnte er es nicht wahrhaben. Im selben Moment legte ich meine Arme um ihn, bis ich ihn zu einem Kuss heranzog und meine Lippen auf seine senkte. »Ich sagte, dass ich sehr gerne deine Freundin sein würde.«, wiederholte ich zwischen unseren Mündern, bis er mich in die Luft warf und mich langsam senken ließ. Dabei hatte er so glücklich ausgesehen, wie noch nie.

Und ich glaube, ich hatte noch nie so viel gelächelt wie vor drei Jahren nicht mehr. 

ChardonnayWhere stories live. Discover now