Sixty-five: Sweet shoeless

3.1K 193 28
                                    


Schon am nächsten Morgen hatte ich keine Lust auf das Date gehabt. Egal wie sehr ich mich aufpimpen musste, ich wollte nicht hingehen. Selbst nachdem ich mich viel schminkte, mir die Designerkleidung anzog, rügte sich mein Inneres nicht mit ihm ausgehen zu wollen.

Nachdem ich mir die Chaneltasche griff und sie mir um die Schulter legte, warf ich den nächsten Blick im Spiegel und nickte mir selbst zu. »So muss es gehen.«, stellte ich lachend fest und als ich mir die Highheels anziehen wollte, klingelte jemand Sturm. Erst als ich die Tür aufzog, erkannte ich ihn, wie er dort stand und mit dem Kopf schüttelte. »Du trägst niemals deine Designierstücke!«, Benjamin verzog leicht das Gesicht »Und du willst in Highheels losgehen?«

»Weißt du? Ich habe vieles von der Psychologie gelernt und dass die meisten Männer einen Bogen um Frauen machen werden, die Markensachen tragen. Er wird sich zusammenreimen, dass ich ein It-Girl bin, die mehr tausende von Dollars für Klamotten ausgeben wird.«, Ich fasste mir an die Locken und lächelte ihn gekünstelt an »Also ja, ich werde so hingehen.«

»Du wirst so auf die Schnauze fliegen, Chardonnay. Nason wird es nicht kümmern sondern-

»Das hattest du mir auch bei den anderen Dates gesagt, Benjamin.«, Mit dem letzten Atemzug trat ich aus der Tür und winkte ihm zu. Nur mit dem Unterschied, dass seine Worte sich im Laufe des Tages bewahrheiten werden.

∞...∞

Vorm Eingang des Oregon Zoo's wartete ich seit Minuten nur drauf mich endlich wieder vom Acker machen zu können. Nason blieb nur noch eine halbe Stunde hierher zu kommen und ich setzte die Hoffnungen darauf an, dass er sich verspäten wird.

Die Blicke ruhten auf mir, weil ich, eine selbstbewusste Frau in Designermarken gekleidet ungeduldig auf einem Mann wartete. Dabei hatte ich mir die bordeauxrote Chaneltasche an mich genommen, um noch ein einziges Mal in den Handtaschenspiegel zu blicken. Allerdings saß alles wie vorher und als ich ihn wegpackte, erschrak ich, Nason auf mich zukommen zu sehen. Mist, er hatte sich nicht verspätet! Er kam sogar zwanzig Minuten früher, als erwartet.

Der Kanadier steckte in keiner Markenjeans oder trug weder das beste Poloshirt. Ein Holzfällerhemd in blaukariert zierte seinen Oberkörper, während er in einer zerrissenen Jeans auf mich zusteuerte. Er trug abgelatschte Chucks und selbst legte sich eine Ray Ban Sonnenbrille um seine Augen. Als er vor mir verharrte, die Hände in den Jeanstaschen gesteckt, beugte er sich nach vorn, um mich besser im Augenschein nehmen zu können.

Dabei ließ er den Blick über mich wandern, dass er mich musterte und die Augenbrauen zusammengekniffen hatte. »Guten Morgen, werte Miss Bailey.«, stieß er lachend aus und langsam steckte er sich die Sonnenbrille in den Ausschnitt seines Hemdes. Nun machten seine Augen den Blickkontakt zu meinen, bevor er meine Hand umfasste und darauf ein Kuss auf den Handrücken platzierte. Es schauderte in mir, wie sanft er zu mir war.

»Hallo Nason.«, stammelte ich nun, weil ich ziemlich überrascht davon war, wie er gekleidet ankam. Nicht in einem Anzug und auch nicht so galant wie vor vier Wochen bei Benjamin. Nein er hatte sich schlicht und einfach in Nonamesachen reingezwängt, die dem Kanadier doch sehr gut standen. Doch das musste er nicht wissen.

Meine Lippen pressten sich zusammen, nachdem ich nur darauf gewartet hatte, dass er mir vielleicht ein Kompliment zu meinen Sachen geben würde. Stattdessen musterte er mich ausgiebig und schüttelte mit dem Kopf. Also musste ich wohl den ersten Schritt wagen, der eigentlich gegen mich war und somit deutete ich auf meine Chaneltasche. »Guck mal, das ist die neuste Frühjahrskollektion von CHANEL.«

ChardonnayWhere stories live. Discover now