Ninety-two: Sweet letters

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Niemals hätte ich gedacht je wieder am Ort des Geschehens zurückzukehren. Die Tränen flossen und mein Herz zog sich zusammen beim Anblick des Sees. Many, Royce und ich fuhren direkt zum See, wo alles stattfinden wird.

Nachdem wir in Ontario gelandet waren, hatten wir uns bei Many einquartiert und nichts außer geredet und geredet. Dabei ließen Many und ich nicht die Erlebnisse mit Benjamin und Nason aus. Ständig fielen sie immer wieder ins Wort, dass wir es nicht stoppen konnten nur noch über unsere Vergangenheit zu sprechen.

Die Tränen rannen uns über die Wangen, während wir über Momente sprachen, die uns nahe ans Herz gingen. Momente, die man nicht in Vergessenheit bringen kann. Momente und Erlebnisse, die wir mit Freude teilten. Zu Freund an Freund. Zum Moment zum erzählten Erlebnis. Erinnerungen, die uns nie mehr aus dem Kopf gehen mögen.

Many, der immer stark sein wollte, konnte es nicht anhalten. Die Tränen, die ihm aus dem Auge wichen. Mir schnürte es schon in den Lungen zu, an meinem Mann zu denken. Nie wieder wird er mich Bittie nennen können. Nie wieder wird ich diese Art von Liebe spüren.

Und nie wieder werde ich ihm in seine schönen Augen aufsehen können, die mir die Welt bedeutet haben.

Denn die Sterne ziehen weiter und bleiben nicht mit der Zeit stehen. Niemals. Sie bewegten sich immer weiter.

Es war ein Gefühl aus einer Mischung von Wut, Tränen und purer Enttäuschung hier zu sein, wo alles sein Ende finden wird.

Genau heute werden wir Abschied nehmen und ich wusste jetzt schon, dass ich das nicht ohne Many und ohne Royce überwältigen könnte. Weinend presste ich mir die Hand vorm Mund und ich brach in Tränen aus. Es war der See, der unglaublich schöne See, der mir ans Herz gegangen war. Ein See, wo alles stattfand. Wo man mir die Liebe für eine Ewigkeit versprach und wo man mich mit ein Geschenk überwältigt hatte. Einen Antrag zu bekommen war von größter Bedeutung. Selbst wenn ich Nason immer in den Ohren gelegen hatte, mir niemals den Heiratsantrag zu machen, musste ich doch weinen, weil er es doch getan hatte.

Als wir uns dem See näherten, standen weiße Stühle aufgestellt davor. Die weißen Stühle wurden mit Blumen bestückt und mit grasgrünen Band zusammengesteckt. Nason's Lieblingsfarbe war grasgrün. Er meinte immer, dass Grün ihn an Gras und an Sommerblättern des Baumes erinnerte. Deswegen war er solch ein Naturmensch.

Ich hob leicht den Blick an, denn tatsächlich sah ich sie auf mich zukommen und ein Blick genügte um mich in Gefühlswallungen zu bringen.

Ein Blick, um in Tränen auszubrechen.

Maryanne.

Nason's Cousine.

Ihr rotblondes Haar wurde leicht seitlich hochgesteckt, während ihre langen Locken gekringelt hinunter reihten. Sie hatte etwas Farbe bekommen, aber trotzdem waren die dunkeln Augenschatten nicht zu übersehen. Ich sah sie an, mein Blick fiel auf sie. Ihre glasigen grünen Augen sagten alles aus. Sie trauerte. Ihr erging es wie uns. Wahrscheinlich weil Nason und sie eine großartige Bindung zueinander hatten.

»Mary...«, meine Stimme brach, dann nahm ich sie in den Armen und sie stieß ein Seufzer aus. »Cher.«, schluchzte sie leise und immer mehr drückte sie sich an mich. »Es ist so lange her...Mary.« Ich konnte nicht aufhören sie fest zu umarmen. Weinend schmiegte sie sich mehr an mich, bevor sie laut aufseufzte und direkt in meinen Armen in Tränen ausbrach. »Er ist nicht mehr hier...«, sie schniefe »Er ist nicht mehr da.«, bis ihre Stimme wieder brach. Uns wird wohl jetzt bewusst sein, dass er fehlen wird. Nason hätte jetzt mit Maryanne herumgealbert, sie herumgewirbelt und seiner kleinen Cousine einen Wangenkuss gegeben. Maryanne hätte ihn in die Seiten gezwickt oder Scherze mit dem Kanadier getrieben.

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