Sixty-three: Sweet hopes

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Noch am nächsten Morgen schaute Dr. Baker bei mir vorbei, während Royce wohl noch im Wartezimmer war und mich nicht mehr stören wollte. Seitdem er ein netten Eindruck bei den Krankenschwestern hinterlassen hatte, rückten sie mir beide auf der Pelle, dass es mich schon sehr an meine „Herzfunktionen" gebracht hatte!

Seit zwei Tagen musste ich auf der Intensivstation ausharren und ich sehnte mich schon nach ein Krankenzimmer, wo ich weder an Maschinen angeschlossen bin und vor allem die Fenster weit gehend öffnen könnte. Mir war klar geworden, dass ich zu gern nach dem Regen lauschte, wenn die Regentropfen gegen mein Fenster prallten.

»Ihre Werte sehen gut aus.«, setzte der Neurologe an und ich nickte zufrieden. »Das heißt also, dass ich endlich die Intensivstation verlassen darf?«,warf ich neugierig ein und Dr. Baker verneinte. »Noch muss Dr. Finnicks Ihnen das Okay geben.«

Genervt drehte ich den Kopf weg »Ich wusste, sie sind ein hoffnungsloser Fall!«

Der Arzt verkniff sich ein Lachen, ehe er die Akte weglegte und noch ein Blick auf die Monitore warf. »Ihr Besuch müsste gleich kommen. Da war einer sehr ungeduldig gewesen.«, damit verabschiedete der Arzt sich von mir und als die Tür aufging, sah ich wie Royce davor stand. In Schutzanzug gekleidet war er bereit den Schritt auf mich zu zumachen, bis jemand an ihm vorbei huschte und Dr. Finnicks vor mir stehen blieb. »Guten Morgen Mrs. Richards, wie geht es Ihnen heute?«, setzte sie bei der Untersuchung an und sie nahm das Stethoskop und tüddelte alles auseinander. Während sie sich damit beschäftigte, blieb mein Blick bei Royce hängen, der ungeduldig hinter uns stand. »Dr. Finnicks was ist denn-

»Ihre Herzfunktion ist in bester Ordnung und ich denke, dass sie heute in ein anderes Zimmer verlegt werden können.«

Sie wirkte ziemlich abgelenkt, als hatte sie zu sich mit etwas beschäftigen müssen. Irgendwie bekam ich ein ungutes Gefühl und ich musste sie endlich nach Nason fragen. Also setzte ich nun zum Reden an und mein Herz fing an höher zu schlagen. »Dr. Finnicks...ich muss Ihnen eine wichtige Frage stellen.«

Die Ärztin sah mich fragend an und nickte entschlossen. »Was auch immer Sie wissen wollen...«

»Wie geht es meinem Mann wirklich, Dr. Finnicks und ich bitte Sie...seien Sie ehrlich.«

Royce spitzte augenblicklich die Ohren, als wusste er, was kommen wird. Die Ärztin zögerte einen Moment, bis sie zu schnell erwiderte. »Mrs. Richards Ihren Mann geht es gut und-

»Halten Sie den Mund!«, fiel Royce ihr ins Wort und rasch drehte Dr. Finnicks sich nach ihm um. »Wie bitte?!«, sie klang sehr empört und Royce ziemlich entsetzt. »Sie haben mich schon verstanden!«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und Dr. Finnicks Augen wurden schmaler. »Ich muss doch wohl bitten! Es ist keine Besucherzeit erlaubt und außerdem was fällt Ihnen ein hier zu sein, wenn es ein Gespräch zwischen Patienten gerade stattfinden wird?!«

Royce stützte sich von der Wand ab und kam langsam auf die Ärztin zu. »Weil ich weder ein Fremder, als irgendein Besucher bin. Sondern ich habe die Erlaubnis mich hier aufhalten zu dürfen und ich werde mich in allem einmischen. Und wenn es um Chardonnay's Ehemann geht, dann erst recht!«, seine Stimme wurde immer lauter. »Wissen Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben?«, wollte sie weiter sprechen und Royce grinste. »Und wissen Sie, wen Sie vor sich haben?«

»Ein Besucher, der nicht hier sein sollte!«, fauchte sie nun und Royce schnitt ihr das Wort ab. »Deswegen habe ich Sie ja gefragt, weil ich kein Besucher bin, sondern ein Angehöriger, der sich hier mit mischen darf. Eines kann ich Ihnen absolut versichern, Fräulein Ärztin...«, er holte tief Luft und machte den Schritt auf sie zu. »Ich erkenne jemanden, der etwas vorspielt und glauben Sie mir, ich erkenne es sogar an Ihnen. Man sagte mir immer, dass ich auf meinen Instinkt hören sollte und genau das werde ich tun. Ich werde jetzt Dr. Baker benachrichtigen, sowie dazu veranlassen das ein anderer Kardiologe sich um Nason Richards kümmern wird. Und wenn Sie es auch nur einmal wagen Chardonnay anzufassen oder geschweige Nason in die Quere zu kommen, dann reiße ich Ihnen nicht höchstpersönlich den Arsch auf, sondern sorge auch dafür, dass Sie ihren Job los sind. Also tun Sie mir den Gefallen, halten Sie die Klappe und verziehen Sie sich von hier. Lügen und irgendwelche „Wir schaffen das" Versprechen braucht kein Mensch und Chardonnay erst recht nicht!«, damit kehrte er ihr den Rücken zu, bis sie fassungslos ihre Sachen nahm und aus dem Zimmer ging.

Dankbar lächelte ich Royce an, der sich erschöpft das Haar fasste und tief durchatmete. »Die Frau wirst du nie wieder sehen, das schwöre ich dir.«, er strich mir mit den Gummihandschuhen die Stirn und ich lächelte ihn zufrieden an. »Danke.«

»Chardonnay ich werde den Dr. Baker es sagen müssen, denn solche Ärzte braucht kein Mensch. Ärzte, die dir eine heile rosarote Welt vorgaukeln wollen.«, entschlossen umfasste er meine Hand und atmete tief durch. »Entschuldige mich, aber ich möchte es jetzt schon klären und es vom Tisch haben.«, er zog sich die Handschuhe aus, bis er aus dem Raum lief und mich wieder allein zurückließ. Keine Sekunde später, vernahm ich wie Dr. Baker in mein Zimmer kam und kopfschüttelnd den Blick auf mich verharren ließ. »Ich habe es gerade zu Ohren bekommen.«, warf Dr. Baker ein. »Ich entschuldige mich dafür, dass so etwas passiert war. Es wird auch nicht mehr vorkommen, Mrs. Richards.«

Obwohl der Arzt sich zum Gehen wenden wollte, musste ich es nun wissen. »Dr. Baker.«, krächzte ich und der Arzt blieb stehen. »Ja, Mrs. Richards?« Zögernd faltete ich die Hände zusammen und die Monitore piepten schneller. »Wie...wie steht es um mein Mann, Dr. Baker. B-Bitte sagen Sie mir die Wahrheit.«

Dr. Baker setzte eine ernste Miene auf und er wirkte sehr niedergeschlagen. »Der Bruder von Nason Richards hatte ausdrücklich gesagt, dass keine Entscheidungen ohne Sie getroffen werden, aber Mrs. Richards Ihr Mann liegt im Sterben. «

Das wars. Die Hoffnungen, die ich noch hatte, zerplatzten und meine Augen wirkten glasig, durch die Tränen. Mit zusammengepressten Lippen kniff ich die Augen zusammen und stieß ein leisen Laut aus. »Sie haben...Sie sind der Meinung, dass die Maschinen abgestellt werden sollen oder?«

»Mrs. Richards-

»Nein, Sie wollen das die Maschinen abgeschaltet werden, weil er schon im Sterben liegt.«, stellte ich fest und er nickte. »Ohne Many Richards, werden keine Entscheidungen durchgenommen.«

»Wie oft?«, warf ich ein und der Arzt sah mir nicht mehr in die Augen. »Wie oft Dr. Baker!«, hakte ich nach und er wirkte ziemlich verzweifelt.

Er wollte es mir nicht sagen, so sehr ging er in den Boykottprogramm. Doch weil er befugt war es mir sagen zu müssen, stieß er ein Seufzer aus und schob sich seine Brille zurecht. »Wir haben ihn reanimieren müssen. Das passierte erst letzte Woche...«

Ich schluckte schwer, aber das war noch nicht alles. »Und ihr Mann hatte einen Schlaganfall gehabt.«, rückte er damit heraus und mein Herz machte ein Sprung. Wie von selbst fanden sich meine Hände an meinen Haaren, zogen vor Verzweiflung daran und bevor ich in Tränen ausbrach, presste ich mir die Hand vorm Mund. »Oh mein Gott!«, stieß ich laut aus und ich fasste mir ans Herz. »Oh...Oh mein Gott!«, die Angst kroch in mir hoch und mein Herz fühlte sich umso schwerer an. Es piepte, so schnell, dass ich mit den Tränen zu kämpfen hatte. Dr. Baker wollte auf mich einreden, aber er konnte es nicht. Mein Mann litt durch mein Egoismus an Schmerzen, die er nicht haben sollte. Nason sollte frei sein. Er musste frei von den Schmerzen sein!

Jemand presste mich an sich und ich erkannte den Duft von ihm, der mir in die Nase stieg. Royce hatte mich an sich gedrückt, ehe er mich am Kopfscheitel küsste und etwas erwiderte. »Ganz ruhig...du musst tief durchatmen, Chardonnay.«

Ich schluchzte »Ich kann nicht Royce. Nason quält sich! Und das ist alles meine Schuld!«

»Niemand hat Schuld.«, wisperte Royce mir zu und ich weinte leise. Weinend vergrub ich mich an seiner Brust, bis er mich hin und her wog und ich in seinen Armen den Halt gerade fand. Dr. Baker stand wohl immer noch dort und seufzte schwer. »Mrs. Richards ihr Mann wird nicht sterben, bevor Sie eine Entscheidung treffen können und Sie müssen eine Entscheidung treffen. Ich sage es Ihnen nicht, um Sie die Wahl aufzuzwingen, sondern weil ich Ihr Arzt bin, Mrs. Richards und als Ihren Arzt empfehle ich Ihnen in sich zu gehen. Gehen Sie in sich und denken Sie an meine Worte nach. »Ihr Mann wird nie wieder ein normales Leben führen können, durch den Schlaganfall erst recht nicht. Und das war nun der dritte in einem Jahr. Ich gebe Ihnen eine Woche es sich genauestens zu überlegen. Der Bruder wird mit Ihnen eine Entscheidung fällen, das ist das Versprechen was ich Ihren Schwager gegeben habe. Ohne ihn wird keine Entscheidung vorgenommen.«, er brach den Blickkontakt zwischen uns ab und nickte mir zu. »Sie können gleich in ein anderes Zimmer verlegt werden.«, letztendlich verließ er den Raum, dass Royce und ich uns anschauten und niemand etwas erwidern wollte. 

ChardonnayWhere stories live. Discover now