twelve: Sweet Boats and Lakes

6.4K 363 58
                                    


Royce hatte meine Erwartungen von einem Date völlig übertroffen, als wir im Kreise des Bootsstegs standen und dort auf ein altes Holzboot mit Paddeln entdeckten, welches dicht in den Sträuchern umher schwamm. Er hatte mich sanft an sich gezogen und mir immer wieder vergewissert keine Angst vorm Wasser zu haben.

Meine Angst überging direkt auf das Boot, welches wir erreichten und Royce mit einem Bein schon darin steckte. Trotzdem hatte er es sich nicht nehmen lassen, mich anzuheben und mich ins Boot abzusetzen. Immer noch geflasht von dieser Idee, hatte Royce sich gegenüber von mir gesetzt, die Paddeln in die Hand genommen und uns leicht vom Ufer weggetrieben. Die leichten Wellen des Wassers trieben das Boot immer mehr von den Sträuchern weg, bis wir schwimmend im See paddelten. Mit dem Unterschied, das er uns durch die Nadeln vorantrieb. Die frische Brise, die durch den Trauerweiden wehte, wehte mir ins Gesicht und meine losen Haarsträhnen legten sich auf mein Gesicht.

»Du scheinst die Stille zu genießen«, entwich es ihm und summend schlug ich die Augen auf und lächelte ihn schwach an. »Ich höre den Wind zu. Ich genieße es sehr, wenn der Wind mir durch die Haare streift und man für ein Zeitpunkt Ruhe findet«

Seine Augen wirkten so voller Lebensfreude und sein Mund formte sich zu ein Lächeln. Eines was mich selbst tief im Herzen unbewusst berührte. »Hier komme ich immer her, wenn ich nach der Ruhe suche.«, er senkte den Blick zum See »Immer wenn ich mich so leer fühle, suche ich diesen Ort heim um wieder zurück in meinen Wurzeln zu finden. Dorthin wo wir hingehören«

»Ich habe sowas nie hautnah miterleben können«, bei den Erinnerungen die in mir verborgen waren, schmerzte es mir in der Brust »Denn ich komme aus der Stadt und du vom Lande«

Royce schien traurig zu lächeln und doch nahm er die Paddeln und schob mühsam die Nadel in die entgegengesetzte Richtung. »Ich habe es nicht wertschätzen können, als ich auf Reisen war«, seine Stimme brach, aber nur um tief durchzuatmen und wieder in die Ferne des Sees aufzusehen. Bei dem Gedanken fing er an zu lächeln »Aber mittlerweile darf ich es nicht vernachlässigen, denn es gehört zu uns und die Orte geben uns die Kraft zurück, die die anderen uns nicht geben können«

Wie recht er doch hatte und wie sehr ich dies aus den Augen ließ.

Augenblicklich fasste ich mir ans Herz und erinnerte mich an die Tage zurück, wo ich Licht und danach die Dunkelheit sah, die mich überkam und mich ins Geschehen hineingerissen hatte. Ich war so nah am Wasser gebaut, aber ich konnte es nicht rauslassen. Nicht nach Monaten und vor allem nicht vor ihm.

»Ich bin dir immer noch böse von vorhin«, versuchte ich das Thema zu wechseln, aber die grauen Augen sahen forsch in meine Richtung auf, als glaubten sie mir nichts. Als sahen sie etwas, was ich nicht erkennen konnte.

»Chardonnay«, er sprach mein Name mit solch einer Vertrautheit aus »Glaubst du wirklich das du für mich unscheinbar bist?«

»Ich...«, meine Lungen schnürten sich zusammen und der Schmerz in meiner Brust war klar zu spüren »Ich hoffe es«, wispernd erreichten meine Worte ihn und irgendwann legte er die Paddeln ins Boot und setzte sich auf. »Nein«, ich wollte die Hände wegschlagen »Ich kann keine Nähe gebrauchen, Royce«

Verständnisvoll und traurig seufzend entfernte er sich von mir und setzte sich wieder auf sein Platz. Trotzdem schaute er mich traurig an, was mich schwach wirken ließ. »Oh Gott«, mitten Im Augenblick bahnte sich die erste Träne aus mein Auge, die ich auffangen wollte, aber meine Hand plötzlich von seiner umfasst wurde. Seine Finger stahlen sich unter mein Kiefer, hoben es sachte an und die grauen Augen traten in mein Sichtfeld. Sie nahmen mir die Sicht von alles, was so schön sein sollte.

ChardonnayWhere stories live. Discover now