Seventy-two: Sweet Believe

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Die Stunden gehörten zu den hoffnungsvollsten meines ganzen Lebens. Der schönste Tag war die Hochzeit und nun erlebte ich den besten Moment vor meinen Augen. Während die Ärzte Nason stabilisierten, war ich Many in die Arme gesprungen, der mich festhielt und sich ausweinte. Es waren richtig Freudentränen, die sich auf seinen Wangen abzeichneten. »Wir haben es geschafft! Wir haben ihn wieder Many!«, er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen, nur um mich zu knuddeln. »Nace! Er ist wieder bei uns...«, ungläubig sahen wir uns beide an, sprangen lachend in die Luft, bis ich so herumgeredet wurde, dass er mich festhielt. Für den kurzen Moment hielten wir inne, bis wir uns so nahe kamen, dass er seine Lippen auf meine knallte.

Wie von einer Tarantel gestochen fuhren wir auseinander und er wischte sich über seine Lippen. »Pfui Teufel! Was war das denn gerade?«

»Hast du mich versucht zu küssen?!«, stieß ich aus und er schüttelte mit dem Kopf. »Nein das habe ich nicht! Du wolltest mich so plötzlich küssen!«

Wir sahen uns zornig in die Augen, bis wir inne hielten und in ein schallendes Gelächter ausbrachen. Beide hoben wir den Finger und zeigten auf den Gegenüber. »Oh mein Gott wir haben uns geküsst!«

»Noch nie war so ein Kuss scheußlich gewesen wie bei dir.«, warf er ein und ich schlug ihn auf dem Arm. »Hey!«, setzte ich an und umklammerte seinen Arm. »Wenigstens behauptet dein Bruder was anderes.«

Many rollte mit den Augen »Was hatte er nur bloß an dir toll gefunden?«

»Was hatte sie an dir toll gefunden?«, rutschte es mir lachend heraus, bis ich die Augen weitete und mich dafür verfluchte sowas gesagt zu haben. Für ein Augenblick schien er mit sich zu kämpfen, bis seine Mundwinkel sich hoben und er mir gegen den Arm schlug. »Sie fand mich heiß und bezaubernd, außerdem haben wir jede Ecke genutzt. Wenn du verstehst was ich meine.«

»Many.«

»Und auch der Lederstuhl, wo du mal drauf saß, wurde mit eingeweiht. Meine Spuren hatte ich dort hinterlassen.« Er fing an zu knurren. Es ekelte mir so sehr, dass ich ihn wegstieß und von dannen zog. Während der Kanadier hoffentlich an seinem Lachanfall verrecken wird, verschränkte ich trotzig die Arme vor der Brust. Meine Geduld hielt nicht mehr lange an, denn zu sehr wollte ich meinen Mann wieder bei mir haben. »Wie lange dauert das bloß?«, stöhnte ich genervt auf und setzte mich an die Wand. Many tat es mir nach und warf den Blick auf die Uhr. »Wir müssen Geduld aufbringen können, Charlie. Immerhin wird er gerade stabilisiert, nachdem keiner erwartet hatte, dass er aufwachen wird.«

»Er ist Nason.« Setzte ich lachend an und seine Mundwinkel hoben sich. Arrogant zwinkerte er mir nur zu, bis er sich aufrappelte und sich die Jacke abstreifte. »Falsch! Er ist ein Richardsbruder.«, damit ließ er mich allein zurück, bis er sich wohl die nächsten Kaffee holen ging.

Lachend lehnte ich mich an die Wand an und meine Augen hörten nicht auf zu strahlen. Zu sehr war ich aufgeregt ihn wieder zu haben. Meine Hand ruhte auf mein Ring, den ich als Kette um hatte und noch bevor ich daran dachte, öffnete ich den Verschluss meiner Kette, zog den Ring aus dem Band und hielt ihn mit den Fingern fest. Meine Augen richteten sich auf dieses schöne Stück, was zu mir gehörte. »Jetzt habe ich die Hoffnung wieder.«, wisperte ich mir zu und schon steckte ich ihn mein Zeigefinger an.

Und als man mein Namen gerufen hatte, erhob ich mich und begab mich dorthin, wo ich nur noch sein wollte. Nämlich bei ihm.

∞...∞

Many stand mit Dr. Everdeen vorm Zimmer und sie schienen in ihrem Gespräch sehr vertieft zu sein. Dr. Everdeen wirkte glücklich und von Many brauchte man nicht sprechen. Er war ziemlich fröhlich, was man nicht beschreiben konnte. Der Kanadier ließ sich in eine Umarmung ziehen, während er sich mehrmals bei dem Arzt bedankte. Als ich auf sie zukam, fuhren sie auseinander und der Arzt nickte mir freudig zu. »Sie können jetzt zu ihm, Mrs. Richards. Bedenken Sie aber dabei, dass er viel Ruhe braucht und noch nicht sprechen kann. Es dauert sehr lange an, bis die Sprechfunktion bei einem Komapatienten wieder vollkommen da ist.«

ChardonnayWhere stories live. Discover now