1oo. Komm nach Hause

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Ein warmer Händedruck legte sich an meine Schulter.

»Verena...«, flüsterte eine Stimme meinen Namen. Es war nur ein Windhauch, aber ich hörte sie. Glasklar.

Die Wärme verschwand und nun war es der Klang der Stimme, der mich nicht mehr loslassen wollte.

Ich öffnete die Augen. Alles glänzte so hell, dass ich mehrmals blinzeln musste. Die Kälte wurde von einer viel zu vertrauten Stimme erneut durchbrochen.

Langsam drehte sich mein Kopf nach hinten. Das Eis in mir schien zu zerbersten, jede Faser meines Körpers wieder zu Leben erwecken. Meine Augen suchten nach der Stimme, die mich anzog.

Ich dachte, ich träumte, als ich mich umdrehte und inmitten einer Eislandschaft Warrin erblickte, der sich bewegte. Einmal, zweimal. War ich tot? Erwachten wir nun im Jenseits?

Aber, wenn das das Jenseits war, warum sah ich Caitlyn? Sie lag dort in der Mitte der Halle und starrte wachsam zu Warrin. Trotz des Blutes. Langsam drehte sie den Kopf in meine Richtung, ihre eisblauen Augen trafen auf meine. Sie weiteten sich. Und da sickerte die Erkenntnis ein. Ich war nicht tot.

»Verena...«, flüsterte die Stimme erneut.

Caitlyns Blick huschte nach links. Sie starrte auf den Körper einige Meter vor ihr.

Warrins Körper.

Es durchfuhr mich wie ein Blitz.

Warrin!

Als sich sein Körper um weniger Millimeter regte, verschlug es mir die Sprache. Sein Arm bewegte sie und es schien als würde das Messer wie Eis in seiner Brust zerbersten. Genauso wie der Diamant löste es sich einfach auf. Es brach und zersprang in der Luft zu Eiskristallen. Schneeflocken fielen auf ihn und schienen sein Blut zu bereinigen. Sie ließen es verschwinden. Jede rote Flüssigkeit schien von einem Eissturm durchwandert zu werden, aber dieser Eissturm war nicht hart und angsteinflößend, sondern sanft. Er streichelte über Warrins Körper und ließ ihn so aussehen, als wäre er nicht gestorben. Als würde auf dem Boden lediglich einen immerwährenden Schlaf führen.

Ein Schlaf, der nun durchbrochen wurde.

Seine Finger bewegten sich. Langsam wanderten sie zu seinem Körper. Hoch zu seiner Brust, die sich nun zu heben und senken schien. Seine Hand ruhte genau auf seinem Herzen. Und dann schlug er die Augen auf. Warrin öffnete die Augen, teils erschrocken, teils nach Luft schnappend. Innerhalb einer Sekunde zuckte er nach oben, starrte Caitlyn fassungslos an. Und diese blickte mir mit so einem erleichterten Gesicht entgegen, dass es sich für einen Moment so echt anfühlte. Dass ich nicht gestorben war. Dass das hier die Wahrheit war.

Doch es war die Wahrheit.

Ich erkannte es in dem Moment, als Warrins grünen Augen auf meine trafen. Ich erkannte es an dem Gefühl, das meine Brust schwer werden ließ. Das Gefühl, das so viel Wärme ausstrahlte. Das Gefühl, das jede Faser meines Körpers mit Leben zu behauchen schien. Es war, als würde sich alles Eis innerhalb eines Wimpernschlags auflösen. Ich sah nur das Grün von Warrins Augen und spürte mein Herz so stark wie nie. Es schlug gegen meine Brust. Es trieb Wärme in meinen kalten Körper, pumpte Blut in meine gefrorenen Adern. Blut, das in meinen Ohren rauschte.

Warrin lebte.

Ich verstand nicht, wie das möglich war, aber er lebte. Jeder Atemzug, den er holte, brachte mich in die Realität zurück. Jeder Atemzug brachte mich ins Leben. 

Ich war selbst überrascht, als ich einen Schritt nach vorne machte. Und einen weiteren. Mit jedem verschwand noch mehr Kälte und es war, als würde sich mein Herz wieder zusammenfügen. Als würden sich alle Splitter wieder vereinen und ein Ganzes ergeben.

Blazing HeartΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα