o73. Eine Liebe so schön wie im Traum

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Tränen machten sich in meinen Augenwinkeln bemerkbar. Ich blinzelte mehrmals. Das war das Schönste, was je ein Mensch jemals zu mir gesagt hatte.

»Ich...«, brachte ich hervor und konnte nicht anders, als in Tränen auszubrechen. »Ich liebe dich auch«, erwiderte ich und war im Anbetracht, der Tatsache, dass ich niemals so schön in Worte fassen konnte, was er für mich bedeutete, fast schon traurig.

Hanson war mir so liebevoll wie kein anderer begegnet, hatte mich nicht weggestoßen, sondern an sich gezogen. Er hatte mir das Gefühl gegeben, dass ich etwas Besonderes war. Der Letzte, der das getan hatte, war Dad gewesen. Niemand hatte mich so sehr geliebt wie er. Und jetzt saß hier ein Kerl und sagte, er würde es ebenso tun. Mich lieben und mich in all meinen Fehlern akzeptieren.

Ich schluchzte auf. »Ich liebe dich auch«, weinte ich erneut auf und wollte nichts lieber, als mich von ihm fest in die Arme schließen zu lassen.

Hanson schien meinen heimlichen Wunsch zu bemerken, denn er erhob sich von der Couch.

»Nein, bleib da sitzen«, sagte ich schnell. Ich wusste nicht, ob ich noch gefährlich war. Bis dahin sollte mich lieber kein normaler Mensch berühren. Thane und Warrin hatten nur nichts bemerkt, weil sie auch anders waren.

Hanson blieb stehen. »Aber ich dachte, dass du...«, er beendete den Satz nicht.

Ein Stechen machte sich in meiner Brust breit. »Ich liebe dich auch, aber du darfst mich nicht berühren«, sprach ich die Wahrheit aus, »Es könnte etwas Schlimmes passieren.«

Hanson zögerte, doch dann setzte er sich wieder hin. »Etwas Schlimmes?«, fragte er irritiert.

Ich nickte und legte die Hände zusammen. »Hanson, i-ich... ich bin kein gewöhnlicher Mensch.«

Ich hatte es wirklich ausgesprochen. Oh, Gott.

»Der Grund, warum ich nicht ins Krankenhaus wollte, ist, dass ich mein Geheimnis beschützen wollte.« Ich blickte in seine hellen Augen, die plötzlich Verwunderung in sich trugen.

»Wie meinst du das?«, fragte er vorsichtig.

Ich schloss für einen Moment die Augen. »Mr. Ronnoc ist nicht der einzige Mensch, der besondere Fähigkeiten hat. Es gibt noch mehr Menschen, die anders sind. Und ich bin einer von ihnen.«

Es war eine Erleichterung, es endlich ausgesprochen zu haben. Es war, als würde eine unheimliche Last von meinen Schultern fallen. Nach all den Jahren vertraute ich mein Geheimnis endlich jemanden an. Wahrscheinlich war es jetzt in diesem Augenblick, wo das Video überall im Internet zu sehen war, sowieso schon an der Oberfläche. Dennoch war es für mich etwas Besonderes. Denn ich hatte es Hanson selbst gesagt. Die Worte waren aus meinem eigenem Mund gekommen. Nicht Thane hatte mich verraten, nicht das Video im Internet. Ich selbst hatte ihm die Wahrheit gestanden.

Hanson weitete die Augen. »Was?«, staunte er, »Du...?« Er schien nicht die richtigen Worte zu finden.

Also fuhr ich fort. »Ich bin in der Lage, das Böse in Menschen wahrzunehmen. Wenn jemand vorhat, einen anderen Menschen zu verletzen, dann spüre ich das. Mein eiskalter Körper wird warm. Und je nachdem, wie warm, kann ich abschätzen, wie böse die Absichten eines Menschen wirklich sind.«

Hanson schien zu verstehen. »Deshalb bist du immer weggelaufen!«, stellte er fest und fuhr sich durchs Haar. Seine hellen Augen waren geweitet. Er versuchte das Gesagte zu verarbeiten.

»Ronnoc konnte nur mit meiner Hilfe die letzten zwei Jahre immer rechtzeitig am Tatort sein. Ich habe ihn immer gewarnt. Und Thane...« Ich schüttelte den Kopf. »...der ist genauso wie ich. Nur nimmt er anstatt Wärme Kälte wahr. Er steht aber auf der bösen Seite und will einer verrückten Juwelendiebin dabei helfen, die Welt ins Verderben zu stürzen. Er hat mich nie auf die Art und Weise angefasst, wie du vielleicht denkst. Aber er hat mich bedroht, erpresst und wollte mich verraten. Deshalb bin ich immer in Tränen ausgebrochen, nachdem er da war.«

Blazing HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt