o75. Wenn der Albtraum zur Realität wird

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Wimmernd hockte ich auf dem kalten Boden und spürte, wie mich die Kälte immer mehr und mehr auffraß. Das, was Thane getan hatte, war schon schlimm gewesen. Aber Hanson... Hadrian hatte so viel Schlimmeres angestellt. Ich konnte regelrecht hören, wie mein Herz Stück für Stück zusammenbrach. Ich fühlte mich so dumm, so naiv. Ich hatte mich von Hadrians Aussehen, seiner Fassade blenden lassen und nun stand ich da, allein.

Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich mich unsterblich in Hanson verliebt hatte. Aber Hanson existierte gar nicht. Alles, woran ich geglaubt hatte, existierte nicht mehr.

Schluchzend zog ich die Beine an mich und kniff die Augen zusammen. Ich war so dumm. So unheimlich dumm. Wie konnte ich nicht merken, dass etwas an der ganzen Sache faul war? Warum hatte ich nicht gespürt, dass Hanson böse war? Warum hatten meine Kräfte in den Momenten, in den ich sie am meisten gebraucht hätte, versagt?

Mehrere Schluchzer verließen meine Lunge. Ich versuchte, nicht an meinen eigenen Tränen zu ersticken. Obwohl es das war, was ich im Moment am liebsten wollte. Dieser stechende Schmerz in meiner Brust war unerträglich. Es war, als hätte mich Hanson in den Armen gehalten und mir ein Messer in den Rücken gerammt. Langsam und schmerzhaft. Genau das hatte er getan. Mich geküsst und mir dann die Spritze in den Arm gerammt, mich an diesen fürchterlichen Ort gebracht, wo Simon nur darauf wartete, mir endlich jeden einzelnen Knochen zu brechen.

Jetzt, wo ich wusste, dass er lebte, wünschte ich mir, er wäre doch umgekommen. Ein Blick in seine stechend dunklen Augen und ich fühlte mich so hilflos. Ein Blick in seine Augen und ich musste an Hadrians Rettungsaktionen denken, die nicht echt gewesen waren. Jedes Mal war er an Ort und Stelle gewesen, aber nur um dieses bitterböse Schauspiel fortzuführen.

Fest presste ich die Lippen zusammen. Dennoch erklang ein weiteres Wimmern tief in mir drin. Ich hatte ihm vertraut. So sehr, wie noch keinem anderem Menschen vor Dad. Ich schlug die Hände gegen den Kopf. Ich war so naiv. Wieso war ich so naiv?

Jedes Mal war ich versessen darauf, das Gute in den Menschen zu sehen. So sehr, dass ich das schlechte in den Hintergrund rückte. Ich hatte mich geirrt. Nicht jeder Mensch besaß eine gute Seite. Es gab Menschen auf diesem Planeten, die waren so böse, dass sie für mich nicht begreifbar waren. So böse, dass ich sie nicht spüren konnte. Anders konnte ich mir nicht erklären, warum ich keine Sekunde wahrgenommen hatte, dass Hanson in Wahrheit Hadrian war.

* * *

Ich wusste nicht, wie lange ich auf dem Boden saß, aber irgendwann war mir so kalt, dass ich meine Gliedmaßen nicht mehr spürte. In mir war nur noch eine unfassbare Leere. Ich fühlte mich gefangen in einer Blase aus Trauer und Verzweiflung. Und ich wusste, dass es keinen Weg aus ihr raus gab.

Wo auch immer Warrin in diesem Moment steckte, ich fürchtete mich um ihn. Die ganze Zeit hatten Hadrian und Simon versucht hinter sein Geheimnis zu kommen. Mit dem Video hatte er es aber nun selbst an die Oberfläche gebracht. Was war, wenn sie ihn als nächstes schnappten? Oder schlimmer: Er war bereits hier und wartete genauso wie ich auf etwas, das nie mehr kam. Hoffnung. Mein ganzes Leben lang hatte ich an ihr festgehalten, aber nun schien sie wie ausgestorben zu sein.

Ich hatte keine Hoffnung mehr. Nie wieder würde ich in der Lage sein, einem Menschen zu vertrauen. Meine Freundschaft mit Caitlyn und Maisie hatte genau in dem Moment geendet, als Hadrian mit der Wahrheit rausgerückt war. Ich konnte keinem Menschen mehr vertrauen. Was war, wenn sie mich genauso wie er belogen hatten?

Hanson war für mich jemand so liebenswürdiges gewesen, ich hatte nicht einen Moment angenommen, er könnte böse sein. Ich hatte mich geirrt. So sehr, dass es mich fast umbrachte.

Blazing HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt