oo2. Ein siebter Sinn für das Böse

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Wir näherten uns der Innenstadt. Es war immer noch ganz viel los. Die Kneipen waren voll, Jugendliche betranken sich, eine Gruppe pubertierender Teenager alberte herum.

Ich spürte, wie ein Wall Hitze durch meinen Körper schoss. Es war immer wieder ein betäubendes, aber angenehmes Gefühl, das auf meiner Haut prickelte. »Hier in der Nähe«, flüsterte ich Warrin zu, ehe die Wärme abklang, »In der Mall, wenn ich mich nicht irre.«

Seine grünen Augen leuchteten auf. »Gut. Ich kümmere mich darum«, bevor er die Worte ausgesprochen hatte, schwebte er schon in der Luft. Seine Füße und den Boden trennte ein ganzer Meter. Sein dunkler Mantel flatterte im kühlen Nachtwind. Ohne zu zögern flog er Richtung Mall.

Seufzend trottete ich ihm hinterher. Wieso konnte ich nicht fliegen? Mein Leben wäre so viel einfacher!

Ich versuchte mein Tempo zu beschleunigen. Dann betrat ich das Gebäude jedoch nicht, sondern stellte mich an die Glasscheibe und lugte in das dunkle Einkaufszentrum hinein. Es war menschenleer.

Die Wärme, die für einen kurzen Moment durch meinen Körper geschossen war, elektrisierte mich noch immer. Schade, dass etwas, das so gut tat, falsch war. Dad hatte mir beigebracht, meine Fähigkeiten nicht zu missbrauchen. Das Leben als gefrorener Eisstiel war schwer, aber es war das einzig Richtige, das Gute zu unterstützen. Damit hatte er sicherlich nicht gemeint, Warrin zu unterstützen, aber ich hatte keine andere Wahl. Er war so mächtig, ich musste ihm helfen, das Böse zu stoppen. Ich musste sein Sidekick sein. Es schien meine Bestimmung zu sein...

Ich sah, wie zwei maskierte Männer in die Mall eindrangen. Und da waren die Übeltäter auch bereits.

Sie trugen nicht besonders viel Böses in sich. Die Wärme, die ich spürte, war nur schwach. Ihre Ansichten waren also nicht abgrundtief schlecht. Mit der Zeit hatte ich ein Gefühl dafür entwickeln können. Im Laufe meines Lebens musste ich feststellen, dass zwar jeder Böses in sich trug, aber viele es kontrollieren konnten. Leider gab es da Ausnahmen. Es gab Menschen, die keinerlei guten Werte besaßen. Menschen, die keine Rücksicht auf andere nahmen. Menschen, die zu viel Hass in sich trugen. In dem Moment, wenn jemand in der Nähe war, der diese Boshaftigkeit in Taten umsetzen wollte, war es meine Aufgabe es zu verhindern. Oder eben die des Superhelden Mr. Ronnoc.

Ich sah dabei zu, wie er sich die beiden Diebe natürlich sofort vorknöpfte. Der starke Mann flog auf die zwei zu, packte sie, schleuderte sie durch die Luft. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sie am Boden.

So ungefähr lief das immer ab. Ich spürte die Bösen auf - Warrin schnappte sie und heimste sich den Ruhm ein.

Sich darüber aufzuregen, brachte jetzt aber auch nichts. Ich wollte mit meiner Uhr die Polizei rufen, aber da schoss eine noch viel heftigere Hitzewelle durch meinen Körper. Sie erfüllte jede Faser meines Körpers und ließ mich entsetzt nach Luft schnappen.

Oh, Gott. Ich lebte schon so lange mit diesen Fähigkeiten, ich wusste sofort, was los war.

Jemand wollte morden.

Gab es noch einen dritten Übeltäter? Angestrengt starrte ich durch die Glasscheibe, konnte in der Dunkelheit jedoch nichts erkennen.

Er musste aber hier sein! Ich spürte es ganz deutlich!

Plötzlich presste von hinten jemand seine Hand auf meinen Mund.

Erschrocken riss ich die Augen auf.

Das war er! 

»Ein Schrei und ich bringe dich sofort um«, hörte ich eine fremde Stimme flüstern.

Es war ein Mann. Sein widerlicher Alkoholgeruch entging mir nicht.

Panisch starrte ich zu Warrin, der uns jedoch nicht bemerkte. In Ruhe erledigte er seine Arbeit, während ich jetzt einfach sterben sollte?

Blazing HeartWhere stories live. Discover now