oo5. Über neue Bekanntschaften

2.9K 225 21
                                    

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich tierische Kopfschmerzen.

Gähnend sah einer Tablette dabei zu, wie sie sich langsam im prickelnden Wasser auflöste.

Ich hatte wirklich schlecht geschlafen. Die ganze Zeit musste ich an Warrin denken. Auch wenn ich es nicht wollte, ich hatte Schuldgefühle. Wenn ich ihm nicht half, würden so viele grausame Dinge passieren. Dinge, die ich hätte aufhalten können.

Mit einem Schluck trank ich mein Wasser. Das warme Flüssigkeit tat gut. Dann machte ich mich fertig, zog meinen beigen Mantel an und verließ das Apartment.

Kurz warf ich einen Blick zu Miss Stones Tür. Ihr Enkel dachte bestimmt, ich wäre durchgeknallt.

Seufzend stieg ich die Treppen herunter und verließ das Gebäude. Jetzt war es sowieso schon zu spät. Er dachte, ich wäre komisch und eigentlich stimmte das ja auch.

Ich ließ mir ganz viel Zeit, während ich die Straßen von Chicago entlangging. Ich wollte mich nicht entschuldigen. Das sollte Warrin tun. Ich wollte nur, dass nichts Schlimmes passierte. Dass nicht wieder jemand beschloss, sich und fünf andere Menschen in die Luft zu sprengen. Außerdem würde Dad wollen, dass ich mich für das Gute einsetzte.

Ich vermisste ihn.

Ich stieß die Tür zu Warrins Kanzlei auf. Der vertraute Geruch von Kaffee und Leder kam mir entgegen. Es war noch früh an diesem Morgen und er stürzte sich mal wieder in seinen Pool von Aufgaben. Sowohl als Anwalt als auch als Held hatte er alle Hände zu tun.

Durch das Milchglas der Tür konnte ich sehen, dass er gerade keine Klienten bei sich hatte. Langsam zog ich die Tür auf. Warrin hob nicht einmal den Blick, während er sich Notizen machte. Im schwarzen Anzug saß er an seinen Unterlagen. Die Wunde an seiner Lippe war nicht mehr zu sehen. Als wäre nie etwas gewesen.

»Ich wusste doch, dass du wieder kommst«, sagte er plötzlich.

Ich rollte mit den Augen. »Was soll ich denn sonst tun?«, erwiderte ich patzig und ließ mich auf den Stuhl gegenüber von ihn fallen.

Warrin erwiderte nichts. Er war das gewöhnt. Ich war das gewöhnt. Jedes Mal schrie ich ihn an und drohte mit meiner Kündigung, sagte, wie sehr ich ihn hasste, aber dann kam ich immer wieder.

Ja, ich war zu schwach.

Er war der Held und wenn ich ihm helfen konnte, dann tat ich das verdammt nochmal auch. Den schutzlosen Menschen zur Liebe.

»Habe ich irgendwas verpasst?«, fragte ich ungeduldig und verfluchte jetzt schon die Tatsache, dass er sich alles aus der Nase ziehen ließ.

Mein Chef lehnte sich zurück. Seine Hände lagen verschränkt auf dem Glastisch. »Ja, hast du«, antwortete er kalt.

Ich biss mir auf die Lippe. »Ist jemand ermordet worden?«

Warrin schüttelte den Kopf.

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Gott, sei dank. Das hätte ich mir nicht verzeihen können.

»Was ist passiert?«, fragte ich jetzt neugieriger.

Warrin erhob sich von seinem Platz. »Komm, wir gehen nach unten. Meine neue Praktikantin kommt gleich und sie soll nichts mitbekommen.«

Sofort erhellte sich meine Miene. »Eine neue Praktikantin? Ist sie-«

Warrin ließ mich gar nicht erst ausreden, sondern schnitt mir das Wort ab. »Nein, sie ist nicht daran interessiert deine beste Freundin zu werden.«

Ich stöhnte auf. »Und wieso nicht?«

Mein Chef verzog das Gesicht. »Verena, sie ist 15 und du bist 21! Leider verhälst du dich aber überhaupt nicht so.«

Blazing HeartWhere stories live. Discover now