o22. Partys sind nicht so mein Ding

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Laute Musik drang von drinnen nach draußen, als wir uns langsam dem Club näherten. Mit jedem Schritt wurde mir unbehaglicher zumute.

Ich hasste Partys und riesige Menschenmengen. Bei so vielen Leuten auf einmal hatte mindestens eine Person böse Absichten. In meinem Kopf malte ich mir die schlimmsten Szenarien aus. Meine Sinne würden heute Abend verrückt spielen!

Gemeinsam betraten wir den kleinen Club, der sich mitten in der Stadt befand. Das rote Licht der Neonröhren hüllte die tanzende Menge in ein düsteres Licht. Musik drang durch die Boxen und erfüllte die Halle mit einer elektrisierenden Hitze. 

Hanson zog seine Jacke aus. Sofort kam das weiße Hemd zur Schau, das er trug. Die Ärmel waren ordentlich nach oben gekrempelt. Einen Moment starrte ich einfach nur an. Mein Blick auf seinen gut trainierten Oberkörper gerichtet.

Dann zwang ich mich ebenfalls meine Jacke auszuziehen. Mir fiel das jedoch viel schwerer. Auch wenn hier stickige Luft herrschte, kalt war mir immer. Ich zwang mich zu einem Lächeln, als Hanson mich musterte und gab schließlich meine Jacke ab. Wenn das schon ein großes Thema für mich war, wie würde dann erst der Rest des Abends verlaufen?

Als wir zur Bar gingen, war ich erleichtert, dass Hanson nicht direkt mit tanzen wollte. Davon abgesehen, dass ich eine miserable Tänzerin war, wollte ich Körperkontakt möglichst vermeiden. Draußen bei der Kälte konnte ich ja gut meine Handschuhe tragen, aber hier wären sie fehl am Platz.

Meine Finger zitterten leicht. Ob es nun von der Aufregung oder Kälte kam, wusste ich selbst nicht. Ich war so sehr in Gedanken vertieft, dass ich Hanson in die Hacken trat. Er stolperte kurz, konnte sich aber noch halten. 

»Oh, Gott! Das tut mir so leid!« Hitze schoss mir in die Wangen. Das war ja so peinlich.

Hanson grinste. »Kein Problem. Passiert.«

Alkohol. Ich brauchte dringend Alkohol.

* * *

»Hier«, sagte Hanson und drückte mir meinen vierten Drink für heute Abend in die Hand. 

»Danke«, sagte ich und nahm gleich mehrere kräftige Schlucke.

»Du scheinst ja echt durstig zu sein«, stellte Hanson grinsend fest und trank von seinem zweiten Glas.

Ich war nicht durstig. Ich wollte nur schleunigst einen Weg finden, lockerer zu werden. Ich war nämlich noch immer steif wie ein Stock und das musste auf der Stelle aufhören! Meine Verkrampftheit würde sonst das ganze Date ruinieren!

Wenn Warrin wüsste, was ich hier tat, er würde nicht nur sofort angeflogen kommen, er würde mich ohne zu zögern zu Hause einsperren. Ich musste zugeben, es passierte häufiger, dass ich etwas zu viel trank. Warrin befürchtete dann immer, dass ich sein großes Geheimnis ausplauderte. Wobei seine Sorgen nicht gerade unberechtigt waren. Wenn ich zu viel trank, redete ich wie ein Wasserfall. Aber ich brauchte keinen Babysitter. Ich konnte gut auf mich selbst aufpassen.

Ein Kribbeln machte sich in meinem Hals breit, als ich das leere Glas auf den Tresen donnerte und mir den Mund abwischte. Oh, ja, und wie ich aufpasste!

»Wollen wir tanzen?«, fragte Hanson plötzlich.

Ich versteinerte. »Was?«, fragte ich mit brennendem Hals und blickte ihn mit großen Augen an.

»Ob wir tanzen wollen?«, fragte Hanson erneut, obwohl ich ihn schon längst verstanden hatte.

Innerlich brach alles in mir ein. Tanzen?! Alles, aber nicht das! Er würde doch sofort merken, dass ich anders war! Er würde es merken und ehe ich schnipsen könnte, wäre ein Krankenwagen hier! Man würde mich abtransportieren und wie einen Frosch sezieren!

Blazing HeartWhere stories live. Discover now