o85. An einem Scheideweg angelangt

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Ein lautes Knarzen ertönte, als Thane und ich das Bett verschoben. Das Quietschen des Gitters durchfuhr mich mit einem weiteren Schauder Kälte. Ich blickte nach oben zur Kamera. Nun stand das Bett direkt darunter.

Thane stieg auf das Gestell und ich reichte ihm das Essenstablett. Ehe ich mich versah, hatte er mit dem Metall gegen die Kamera geschlagen und das Glas zersprang in seine Einzelteile.

»Sie werden gleich hier sein«, brachte ich unsicher hervor.

Thane stieg vom Bett herunter. Sein Gesichtsausdruck war ernst. »Und sie werden dieses Mal leider nicht so dumm sein und ohne Schutzanzug hereinkommen.«

Da hatte er Recht. Aber wir hatten uns schon etwas überlegt. In der letzten Stunde hatten wir einen Plan entwickelt, um zum Aufzug zu kommen. Um wieder an die Oberfläche zu gelangen und frei zu sein... Freiheit, wie ich sie vermisste.

Thane hatte mir erzählt, dass ich bestimmt zwei Tage mit meiner Eiseskälte die Tür blockiert hatte. Dadurch dass sie ihn ohne Handschellen wieder in die Zelle verfrachtet hatten, waren wir also im Vorteil. Der Plan musste klappen. Eine weitere Chance würden wir nämlich nicht haben.

Ich stellte mich direkt gegenüber von der Tür an die Wand. Der Boden war, dort wo ich lief spiegelglatt. Egal, wer darüber lief, würde ausrutschen. Jeder Mensch - jeder außer Thane. Denn sobald er über das Eis schritt, schmolz es dahin.

Jede Faser meines Körpers zitterte, als ich mich an die Wand drückte. Ich hoffte, wir schafften das. Ich wollte zu Warrin. Ihn in die Arme schließen und wissen, dass alles in Ordnung war.

Es war so still, dass ich ganz deutlich die schweren Schritte im Flur wahrnahm. Thane stellte sich auf die andere Seite der Tür. Jeder seiner Muskeln war angespannt. Er hoffte genauso sehr von diesem furchtbaren Ort zu fliehen.

Die Tür ging auf. Im ersten Moment war ich perplex. Ich hatte fest damit gerechnet, dass irgendein Wachmann durch diese Tür streiten würde, doch stattdessen war es Simon höchstpersönlich. Er trug einen Schutzanzug, aber dennoch konnte ich durch das durchsichtige Sichtfeld erkennen, wie seine Augen zu Schlitzen verengt waren. In seiner Hand hielt er das Messer, mit dem er mich schon vor Tagen umbringen wollte.

Im ersten Moment war ich unfähig mich zu bewegen und verharrte einfach nur auf der Stelle. Ein Messer. Das hatten wir nicht in unseren Plan einbezogen.

»Wo ist er?«, fragte Simon zischend und ließ den Blick durch den Raum wandern.

Thane stand für Simon nicht sichtbar hinter der Tür.

Ich schluckte. »Er ist... hinter der T-tür«, erwiderte ich stotternd und stellte mich vors Bett.

Simon verengte die Augen zu Schlitzen. »Netter Versuch, Kleine.«

Ohne zu zögern kam er auf mich zu, das Messer fest in der Hand.

Ich versuchte ruhig zu bleiben, obwohl alles nach Plan lief, aber ich konnte nicht. Ich fürchtete mich vor Simons Brutalität. Obwohl der Boden spiegelglatt war, wusste er, wie er sein Gleichgewicht halten musste, um nicht auszurutschen. Verdammte scheiße...

Ehe ich mich versah, war er bei mir und packte mich am Arm. Dann riss er die Bettdecke weg. Als er merkte, dass Thane gar nicht darin lag, war der Schock in seinem Gesicht groß.

Ich nutzte den Moment und riss ihm die Maske vom Gesicht. Eigentlich hätte ich ihn jetzt nur noch berühren und darauf hoffen müssen, dass er zu Eis gefror, aber als das Messer meine Kehle berührte, wusste ich, dass der Plan gescheitert war.

Zumindest für mich. »Eine Bewegung...«, zischte Simon so leise, dass mir alle Nackenhaare zu bergen standen, »...du bist sofort tot.«

Ich war unfähig mich zu bewegen, stattdessen war Simons Griff um meinen schwachen Körper eine unheimliche Last. Er drückte das Messer so fest in meine Haut, dass ich es nicht wagte, mich auch nur einen Millimeter zu regen.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now