o18. Von nachtdunklen Augen und Sonnen

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»Zu Hause bin ich doch sicher!«, beschwerte ich mich, »Ich schließe auch die Türen ab!«

All das Überreden und Beschweren half nichts. Warrin änderte so gut wie nie seine Meinung. So kam es, dass ich um kurz vor 22 Uhr auf dem Flachdach des gegenüberliegenden Gebäudes hockte und mit dem Fernglas das Museum im Blick hielt. Warrin war auf der anderen Seite und wartete darauf, dass der Übeltäter auftauchte. Gleichzeitig warf er auch ein Auge auf mich.

»Gib doch einfach zu, dass du nicht ohne mich kannst...«, murrte ich vor mich hin und beobachtete die umliegenden Straßen genauer.

Wenn Warrin zugeben würde, dass er mich brauchte und nur ein bisschen netter wäre, dann wäre alles so viel einfacher...

Eine ganze Stunde verging, bis sich endlich etwas regte. Ich sah, dass eine schwarze Silhouette sich langsam auf das Museum zu bewegte. Fast schon wie ein dunkler Schatten, den man kaum wahrnahm.

Sofort tippte ich auf meine Uhr und schickte Warrin eine Sprachnachricht: »Da ist irgendwer am Westflügel.«

Als ich die Person genauer beobachtete, kamen mir ihre Bewegungen irgendwie vertraut vor.

Sofort hielt ich die Luft an.

Der Obdachlose von gestern!

Ich war so eine Vollidiotin. Ich spürte doch gar keine Hitze! Fehlalarm! Warrin würde ihn schonungslos auseinandernehmen!

Sofort rief ich ihn an, aber er ging nicht ran. Panisch blickte ich wieder ins Fernglas und musste dabei zu sehen, wie Warrin aka Mr. Ronnoc sich dem alten Mann im Flug näherte. Das hatte mir gerade noch gefehlt!

Hastig stand ich auf und rannte, so schnell ich konnte, die Feuertreppe herunter. Mein Herz schlug bei dem Gedanken, dass Warrin den Mann verletzen könnte, immer heftiger gegen meine Brust. Er durfte ihm nicht wehtun! Er war unschuldig!

Keuchend übersprang ich die letzte Stufe und rannte über die Straße zur Bank, wo ich mich gestern hingesetzt hatte. Als ich sah, dass der Mann dort in Frieden saß, atmete ich erleichtert auf.

Ich blickte auf das Display meiner Uhr und wollte Warrin erneut eine Nachricht schreiben, doch ehe ich dazu kommen konnte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Sofort drehte Warrin mich zu sich um. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst auf dem Dach bleiben?«, fuhr er mich aufgebracht an.

Ich stöhnte auf. »Musst du mich so erschrecken?«, fragte ich gereizt, »Ich hatte Angst, dass du dem unschuldigen Mann etwas tust!«

Warrin schüttelte den Kopf. »Weil das ja auch die Aufgabe von Superhelden ist?«, spottete er, »Die Bösen entwischen lassen und die Guten bestrafen? Verena, langsam verlierst du wirklich den Verstand.«

Ehe ich antworten konnte, schlang Warrin seine Arme um meinen Körper und drückte mich an sich. Eine Umarmung von Warrin konnte nur auf eins hinauslaufen.

Ich kniff die Augen fest zusammen, um nicht sehen zu müssen, wie unsere Beine langsam den Boden verließen und wir uns in die Luft bewegten.

Man, wie ich mein Leben hasste!

Der Flug zurück aufs Dach dauerte zwar nur zwanzig Sekunden, aber fühlte sich aufgrund meiner Flugangst an wie eine Ewigkeit. Erst als ich den Boden wieder unter mir spürte, konnte ich die Augen aufmachen.

Warrin drückte mir das Fernglas in die Hand. »Und dieses Mal bleibst du hier oben!«, giftete er mich an und flog davon. Sein schwarzer Umhang schwang so sehr im Wind mit, dass er mich damit beinahe traf. Ich war mir eigentlich sicher, dass er das mit Absicht getan hatte.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now