o33. Wie gewonnen, so zerronnen

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Er wusste, dass ich Ronnocs geheime Identität kannte?!

»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!«, stöhnte ich und versuchte nicht nach unten zu schauen.

Der Mann lachte auf. »Stell dich nicht dumm!«

Seine Worte hatten mich so sehr in Panik versetzt, dass ich anfing mich heftiger zu wehren. »Lassen Sie mich los!«, schrie ich, »Ich habe keine Ahnung, wer Ronnoc ist!«

Der Mann verfestigte seinen Griff um meinen Arm und drückte so fest zu, dass meine Finger taub wurden.

»Ich bin die Falsche!«, beharrte ich weiterhin und versuchte die aufsteigende Wärme in mir zu ignorieren. Verdammt, wieso musste alles gleichzeitig passieren?! Dieser Mann, Thane, die Frau mit ihren komischen Schwertern. Ich war nicht in der Lage alles gleichzeitig zu bewältigen.

Ich wollte wirklich nicht wissen, wie es Warrin erging. Er steckte sicherlich auch in einer riesigen Katastrophe!

Als Bestätigung schwankte das Schiff urplötzlich wieder nach rechts, aber in so einem Tempo, dass ich kaum mein Gleichgewicht halten konnte. Dem Mann erging es ähnlich.

Sofort nutzte ich die Chance und rammte ihm den Ellbogen in die Seite, um mich loszumachen.

Doch dann passierte etwas Unerwartetes: Das Schiff wankte so heftig, dass er über die nasse Reling rutschte.

Er schrie auf und konnte sich gerade noch an der letzten Metallstange festhalten. Mit offenem Mund sah ich dabei zu, wie er versuchte nicht abzurutschen und mir einen verzweifelten Blick zuwarf. 

Sofort streckte ich mich zu ihm herunter. »Nehmen Sie meine Hand!«, schrie ich und versuchte seine Hand zu nehmen, die er mir sofort entgegenstreckte.

Unsere Fingerspitzen waren kurz davor sich zu berühren, doch dann schwankte das Schiff erneut. Entsetzt sah ich mit an, wie der Mann sich nicht mehr halten konnte und abrutschte.

Er schrie auf und stürzte.

Mein Herz setzte aus.

Ich presste die Hand auf meinem Mund und sah, wie er von der endlosen Tiefe des Meeres verschluckt wurde. Sofort wurde mir schlecht.

Ich sank auf die Knie. Das ist nicht deine Schuld! Er wollte dich zu Tode quälen!, redete ich mir ein, fühlte mich dennoch schuldig. 

Zitternd umklammerte ich mein Kleid. Ich hatte keine andere Wahl gehabt, als ihm meinen Ellbogen in die Seite zu rammen. Ich wollte ihn doch nur loswerden, aber nicht auf diese Art und Weise!

Immer noch vollkommen geschockt zwang ich mich aufzuraffen und weiterzulaufen in Richtung Schiffsheck. Ich durfte mich von dem, was da gerade passiert war, nicht mitreißen lassen. Ich musste mich auf Thane und die Schwertdame konzentrieren, sonst würde hier sicherlich das ganze Boot noch untergehen.

Nur schwer kam ich unter den heftigen Richtungswechseln des Schiffes voran. Man hatte das Gefühl ein Kind würde das Schiff lenken und willkürliche Richtungen einschlagen.

Ich starrte auf meine Uhr und hatte keine neue Nachricht von Warrin.

Hoffentlich ging es ihm gut... Die Wunde von letzter Woche war bestimmt immer noch nicht verheilt und machte ihm zu schaffen. Was war, wenn er den Schwerthieben erneut nicht ausweichen konnte und noch schwerer verletzt wurde?!

Ich schüttelte den Kopf. Jetzt durfte ich alles, aber bloß nicht negativ denken. Wir schafften das schon. Irgendwie.

Ich erreichte das Schiffsheck. Ich rannte zur Reling und erblickte nur wenige Meter neben dem Schiff ein kleines Yachtboot. Wieso nur hatte ich das Gefühl, dass es geklaut war? Ein Seil mit Haken war an der Reling befestigt und führte zehn Meter in die Tiefe zur Yacht, die ebenfalls unter den heftigen Bewegungen des Schiffes litt. Na, hoffentlich wurde sie zermalmt! 

Blazing HeartWhere stories live. Discover now