o84. Zwei Seelen, die sich insgeheim brauchen

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Kaum waren meine Augen zugefallen, fühlte ich überall an meinem Körper eine wunderbare Wärme. Sie war überall. An meinem Arm, an meinem Rücken, an meiner Wange. Ich wollte an ihr festhalten, aber ich wusste nicht, wie ich die Hände nach einem Gefühl ausstrecken sollte, das nur ich fühlen konnte. Ein Gefühl, das so unbeschreiblich war, das ich es mir mein ganzes Leben gewünscht hatte. Wärme. Hitze. Pure Energie.

Immer wenn ein Mensch etwas Schlimmes vorgehabt hatte, hatte ich mir dieses Gefühl für einen klitzekleinen Moment länger herbeigewünscht. Ich wollte, dass die Hitze blieb. Nicht, dass sie mich verließ.

Aber dieses eine Mal schien sie nicht gehen zu wollen. Sie war da. Ganz nah bei mir. So nah, dass ich nicht nach dem wie oder warum fragte, sondern jede Hitze nahezu in mir aufsaugte. Ich wollte sie. Alles von ihr.

Sie war so pur wie eine Sonne. Die Sonne, die jeden Tag nur einen kleinen Moment Wärme auf meiner Haut hinterlassen hatte und sich dann mit meiner Kälte vermischt hatte. Nein, sie war strahlender als eine Sonne, schöner als jeder einzelne Strahl, der durch jede Wolkendecke gebrochen war.

Langsam öffnete ich die Augen. Eine Sache, von der ich geglaubt hatte, dass ich dazu nie wieder in der Lage sein würde. Ich blinzelte mehrere Male gegen das Licht, welches mich blendete. Erst dann erkannte ich, dass es sich bei der Wärme nicht um meine strahlende Sonne handelte, sondern um Thane.

Sofort zuckte ich nach hinten. Entsetzt zog ich die Beine an mich und starrte ihn erschrocken an. »W-was hast du getan?«, zwar war meine Stimme zurück, aber nicht mehr als ein Flüstern. 

Thane spannte den Unterkiefer an. »Dafür gesorgt, dass du nicht zu Eis gefrierst.«

Ich stöhnte auf. Die Erkenntnis traf mich wie ein Stein. Er hatte mir das Leben gerettet. Schon wieder. Er hatte mir wieder die Wahl genommen.

»Du hättest mich sterben lassen sollen!«, gab ich bitter von mir und spürte, wie die Kälte sich wieder überall auf meinem Körper bemerkbar machte, »Du warst doch derjenige der wollte, dass ich in die Hölle fahre.«

Thane schnaubte auf. »Dass du so nachtragend bist! Du weißt ganz genau, warum ich dir das Leben gerettet habe. Damit ich von hier entkommen kann.«

Das hätte ich mir auch denken können. Thane tat nur das, was ihm zu Gute kam. Er dachte keine Sekunde an die Gefühle anderer. Er war eiskalt.

Ich zog die Beine an mich. Ich zitterte am ganzen Leib. »Ich bin nicht nachtragend! Du bist ein grausamer Mensch. Ich habe so lange gehofft, den Jungen zu treffen, der mir das Leben gerettet hat und dann kommt heraus, dass er ein Verbrecher ist. Dass er einer Verrückten bei der Zerstörung der Welt hilft! Ihr habt eine 15-Jährige umgebracht.«

Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, war Thane bei mir. Seine Hände drückten mich grob an die Wand hinter mir. »Ich habe dieses Mädchen nicht umgebracht«, knurrte er mich an, »Hör auf. mir die Schuld für etwas zu geben, das ich niemals getan haben könnte. Ich habe noch nie einen Menschen umgebracht und das weißt du genau.«

Schweratmend blickte ich in seine dunklen Augen. Auch wenn er mich fest im Griff hatte, glaubte ich ihm kein Wort. Und ich hatte keine Hemmungen, meine wahren Gefühle zu verbergen. »Du lügst.«

Sein Griff wurde stärker. Ein dunkler Schatten legte sich über sein Gesicht. »Ja, ich habe versucht zu morden«, brachte er zischend hervor, »Ich brauchte Kälte. Also habe ich versucht, sie mir zu beschaffen. Aber immer, wenn ich jemandem das Leben nehmen wollte, hätte die Kälte mich fast mit umgebracht. Und da wurde mir klar, dass wenn ich wirklich einen Menschen aus Hass oder Bösartigkeit umbringen würde, es purer Selbstmord wäre.«

Blazing HeartWhere stories live. Discover now