o51. Der Tod ist immer auf der Lauer

1.5K 124 21
                                    

Nachdem Elianna gegangen war, machte ich mich auf den Weg nach unten. Mit dem Aufräumen hatte ich es vor mir hergeschoben, aber jetzt hatte ich keine andere Wahl. Ich musste Warrin die Wahrheit sagen. Je länger ich es für mich behielt, desto mehr wertvolle Zeit ging verloren. Thane und Reva würden garantiert erneut versuchen den Diamanten von Sierra Marié zu stehlen. Wir mussten bereit sein, wenn es soweit war.

Ich gab den vierstelligen Code für die Tür ein und betrat die geheime Zentrale. Zu meiner Verwunderung war das Licht aus. War Warrin etwa doch nicht da? Aber das konnte nicht sein. Er würde Elianna niemals allein in seiner Anwaltskanzlei lassen.

Ich knipste das Licht. Im ersten Moment blendete mich das helle Licht und ich musste mich an die Helligkeit gewöhnen.

Dann sah ich es: Ein Körper, der regungslos auf dem Boden lag.

Mein Atem stockte. »Warrin?«, stöhnte ich entsetzt und rannte sofort auf ihn zu.

Augenblicklich raste mein Herz. Was zum Teufel war passiert?! Warum lag Warrin auf dem Boden?! Wieso bewegte er sich nicht?!

Er war mir mit dem Rücken zugekehrt und als ich vor ihm in die Hocke ging, sah ich Blut. Überall Blut.

Mein Blick klebte an seinem Bauch, wo der Stoff seines Hemds nicht mehr weiß, sondern dunkelrot war. Mir wurde schlecht. Das war die Stelle, wo sich die Wunde befand, die Reva ihm bei ihrer ersten Begegnung zugefügt hatte. Sie müsste doch längst verheilt sein! Was war hier los?

Sofort packte ich Warrin an den Schultern und schüttelte ihn. »Warrin!«, rief ich verzweifelt.

Seine Augen öffneten sich leicht, er stöhnte gequält auf. »W-was?«, fragte er irritiert und schien dann erst zu bemerken, dass er auf dem Boden lag.

Dann sah er mich mit einem Blick an, den ich nicht so ganz deuten konnte. Es war eine Mischung aus Angst und Verzweiflung, aber da war noch etwas. Etwas, das ich nicht kannte.

Er setzte sich mit gequältem Gesichtsausdruck auf und presste seine Hand auf seinen Bauch. »I-ch habe versucht, es zu stoppen«, brachte er stockend hervor. Jetzt sah ich den Verbandskasten, der neben ihm lag. Er hatte versucht sich selbst zu helfen.

Mein Herz raste. Er hatte versucht, sich selbst zu helfen, ohne dass ich etwas mitbekam. Warum?!

Sofort knöpfte ich Warrin das Hemd auf. »Wieso hast du nicht gesagt, dass die Wunde noch nicht verheilt ist?«, fragte ich verbittert und zitterte wie verrückt. Ich hätte es besser wissen müssen. Allein, wie er sich verhalten hatte!

Warrin verzog das Gesicht. »Was hättest du dann gemacht?«, stöhnte er, »Einen Arzt gerufen? Ich glaube wohl kaum.«

Er hatte ja so Recht. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass mir Tränen in die Augen stiegen. »Du hättest aber von deinem Egotrip heruntersteigen und zeigen können, dass du nicht immer so stark bist, wie du immer tust!«, schluchzte ich und öffnete den letzten Knopf.

Als ich das Hemd zur Seite schlug, kam mir die hässliche Wahrheit zu Gesicht. Warrins Bauch sah grausam aus. Die Wunde war nie verheilt. Durch seine ständige Bewegung und erneute Kämpfe mit Reva war sie wieder aufgegangen und nie verschlossen. Sein Körper reagierte genauso wie meiner auf Verletzungen anders. Die Konsequenzen waren bitter.

Warrins Brust hob und senkte sich in unregelmäßigen Bewegungen. »Nein, konnte ich nicht!«, erwiderte er wütend, »Reva ist dran und dran die Welt ins Verderben zu stürzen. Glaubst du, da habe ich Zeit zu warten, bis eine dämliche Wunde verheilt?«

Ich wollte schreien. Nicht, weil Warrin mir widersprach, sondern weil er Recht hatte. Er war der Held der Stadt und hatte sich geschworen, gegen das Böse zu kämpfen. Und er würde es bis zu seinem letzten Atemzug tun, da war ich mir sicher. Genauso wie ich.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now