o66. Der Anfang einer Zusammenarbeit

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Stumm blickte ich ihn an. Woher konnte Warrin sich so sicher sein?

Er nahm seine Hände von mir und machte einige Schritte zurück. »Du könntest so viel Leid verhindern, wenn du es nur wollen würdest.«

Ich biss die Lippen zusammen. »Ich will es doch!«, brachte ich gepresst hervor.

Warrin streckte seine Hand aus. »Wenn du es willst, dann nimm meine Hand.«

Schluchzend wischte ich mir über das Gesicht. »Wieso?« Was wollte Warrin von mir? Ich verstand immer noch nicht, wie er hier hochgekommen war.

»Das wirst du dann sehen«, beantwortete er mir meine Frage.

Unsicher starrte ich auf seine Hand. Mir wurde klar, dass ich jetzt, wo ich niemanden mehr hatte, nicht auch noch Warrin wegstoßen konnte. Ich blickte in seine Augen, die etwas Erwartungsvolles in sich trugen, aber auch Hoffnung. Hoffnung, die ich so sehr brauchte.

Mit zitternden Fingern nahm ich seine Hand, die sich sofort um meine schloss. Ehe ich mich versah, zog Warrin mich an seine Brust und schlang den Arm fest um mich. Überrascht starrte ich ihn an. Ich wollte Fragen stellen, aber dazu hatte ich keinerlei Zeit. Denn es passierte etwas, von dem ich bis jetzt immer nur angenommen hatte, dass es unmöglich war. Ich spürte meine Füße nicht mehr auf dem Boden. Entsetzt schreckte mein Kopf nach unten. Sie berührten ihn nicht mehr. Meine Füße berührten den verdammten Boden nicht mehr! Ich schwebte! Nein, wir schwebten!

Mit angehaltenem Atem starrte ich zu Warrin. Er war der andere Mensch mit den besonderen Fähigkeiten? Er hatte die ganze Zeit schon vor mir gestanden?

Ich wollte etwas sagen, aber ich war so fasziniert, dass kein Wort aus meinem Mund kam und als sich Warrin plötzlich noch höher in die Luft bewegte, konnte ich nicht in Worte fassen, was für ein Gefühl es war.

Sofort verfestigte ich den Griff und klammerte mich fest an ihn. Einerseits war es so beängstigend sich nicht mehr auf den Boden zu befinden, andererseits hatte es fast schon etwas Magisches. Ich hatte schon immer davon geträumt, einfach in die Luft zu steigen, mich von Wolken umhüllen zu lassen und einfach frei zu sein. Und jetzt, genau in diesem Moment wurde dieser Traum wahr.

Warrin flog an mehreren Etagen vorbei und erreichte das Dach. Ich blickte hoch zu den Sternen, die heute klarer als je zuvor schienen. Es war wunderschön. Dieses Gefühl der Schwerelosigkeit. Dieses Kribbeln in meiner Brust.

Er schwebte langsam auf den Boden des Dachs. Als er mich wieder losließ, griff ich sofort wieder nach seiner Hand. »Wie? Was? Ich... Oh, mein Gott! Das war unglaublich!« Es hatte mir die Sprache verschlagen.

Warrin trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen. »Das Wie kann ich dir leider nicht beantworten«, erwiderte er, »Du weißt wahrscheinlich genauso wenig, wo deine Kräfte den Ursprung haben.«

Das stimmte. Ich hatte keine Ahnung, wie Mom zu diesen Fähigkeiten gekommen war, aber es war unglaublich. Ich wollte auch fliegen können! »Ich habe so viele Fragen«, staunte ich und wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte.

Warrin nickte. »Das kann ich verstehen, aber zuerst muss ich dir eine Frage stellen.« 

Ich nickte.

»Willst du mir helfen, die Menschheit vor dem Bösen zu beschützen? Mit deinem Gespür und meinem Flugtalent können wir Dinge bewirken, von denen andere Menschen nur träumen. Wir können wahre Helden sein. Wir können verhindern, dass unschuldige Menschen sterben. Wir können Unfassbares bewirken.«

Für mich stand gar nicht infrage, Nein zu sagen. »Ja, ich bin bereit«, erwiderte und dachte daran, wie Dad mich immer als eine Heldin gesehen hatte. Wie jemand, der Großes bewirken konnte. Und jetzt, wo ich gesehen hatte, dass Warrin Chalmers fliegen konnte, schien plötzlich alles möglich. Keine Grenze unüberwindbar. Aber ich sah auch Hoffnung. Dass ich nicht die einzige war, die anders war. Mit Warrin hatte ich jemanden gefunden, der mich auf eine Art und Weise verstehen konnte, wie es nie jemand getan hat. Die Kälte in mir war damit ein bisschen erträglicher geworden.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now