o12. Über Katzen, Freunde und Dates

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Bedrückt sah ich dem Krankenwagen dabei zu, wie er wegfuhr. 

»Danke für ihre Aussagen«, sagte Officer Thompson zu mir und steckte seinen Notizblock weg, »Wir werden Sie im Laufe der Woche sicherlich noch anrufen, Miss Blaze.«

Langsam nickte ich und versuchte das Blaulicht, das den Tatort noch vollkommen einnahm, zu ignorieren. Weil ich mich allein auf das Museum konzentriert hatte, war hinter meinem Rücken ein Mord geschehen. Ein Menschenleben war innerhalb von wenigen Sekunden einfach durch meine Hände gesickert.

Ich hatte versagt.

Mal wieder.

Officer Thompson nickte noch einmal, dann stieg er zu seinem anderen Kollegen in den Dienstwagen. Der Mörder saß mit Handschellen auf dem Rücksitz. Er hieß Jonathan und hatte seine Frau umgebracht, weil sie vor zwei Wochen die Scheidung eingereicht hatte. Wir lebten in einer grausamen Welt voller Hass und Eifersucht.

Ich verharrte in meiner Position und war immer noch nicht in der Lage mich zu bewegen. Wie konnte ich das nur übersehen? Ich hätte aufmerksamer sein müssen! Ich hätte mich nicht nur auf das Museum konzentrieren dürfen. Meine Augen mussten überall sein.

Ich sah, wie Warrin von der anderen Straßenseite herüberkam. Er war noch im Heldenaufzug. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, spürte ich die negative Aura, die ihn umgab.

Ich biss mir auf die Lippe. Das gab gewaltig Ärger. Ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu blicken. Wenn er mich jetzt runtermachte, würde ich mich noch schlechter fühlen, als ich es ohnehin schon tat.

Warrins Wut ließ nicht auf sich warten. Sofort packte er mich an der Schulter. »Verena!«, brachte er knurrend hervor. Seine Augen leuchteten vor Hass.

»Es tut mir leid!«, platzte es aus mir heraus, »Ich habe so sehr auf das Museum geachtet, da habe alles andere ausgeblendet! Bitte betraf mich nicht.« Meine Stimme ging in ein Wimmern über. »Ich wollte doch helfen! Aber es war zu spät.«

Verzweifelt blickte ich in Warrins grünen Augen. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, er wollte mir am liebsten die Augen auskratzen. Der Druck an meiner Schulter wurde größer. 

Dann schüttelte er verbittert den Kopf und machte einen Schritt zurück. Ehe ich mich versah, war er einfach weggeflogen.

Mir klappte der Mund auf.

Das war's? Kein Meckern? Kein Anschreien?

Einfach gar nichts?

* * *

Ich war immer noch verwundert darüber, dass Warrin mich nicht zur Schnecke gemacht hatte. Ob irgendetwas nicht stimmte? Langsam stieg ich die Stufen zu meinem Apartment hoch. Vielleicht sparte er sich das für morgen auf? Ganz plötzlich hatte ich das Bedürfnis, morgen auf keinen Fall in die Kanzlei zu gehen. Warrins Gemecker konnte mir erspart bleiben.

»Miau«, machte es, als ich die letzte Stufe erreichte.

Augenblicklich erhellte sich meine Miene. Mina!

Sofort stolperte ich auf Hansons Haustür zu. Die ausgewachsene Katze stand davor und miaute erneut. Ihr Fell war so weiß wie der Schnee im Winter, nur ihre Pfoten waren in einem tiefen Schwarzton. Ich erinnerte mich nicht, jemals eine so schöne Katze gesehen zu haben. Elegant schwang ihr flauschiger Schwanz mit ihren Bewegungen mit.

Vorsichtig näherte ich mich ihr. Leider schreckte Mina sofort zurück und miaute nochmals an Hansons Haustür. »Ich tue dir doch nichts«, flüsterte ich ihr leise zu und kniete mich hin.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now