o25. Ob er ein guter Küsser ist?

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Am nächsten Morgen wurde ich ganz früh geweckt. Und das nicht von meinem Wecker, sondern der kleinen Mina. Ich hörte sie bis in mein Schlafzimmer an der Tür kratzen.

Völlig übermüdet kroch ich aus meinem Bett und öffnete die Tür. Die weiße Katze funkelte mich böse an und fing an zu miauen. Oh, ja, ich liebte dich doch auch.

Plötzlich ging die Tür nebenan auf und Hanson kam zum Vorschein. Er trug bereits seine Alltagskleidung und war offensichtlich auf dem Weg zu seiner Praxisphase. »Hey«, begrüßte er mich und warf mir ein Grinsen zu, »Sexy Outfit.«

Ach, du heilige Scheiße! Ich trug ja immer noch meinen Hello-Kitty-Pyjama! Sofort stieg mir das Blut in die Wangen. »Ich... eh«, brachte ich unsicher hervor.

Hanson lachte auf und nahm seine Katze auf den Arm. »Keine Sorge, ich erzähl's niemanden. Tut mir leid, dass Mina dich gestört hat.« Die Katze kuschelte sich mit ihrem samtweichen Fell an Hansons Brust. »Ich dachte, sie wollte nur raus.«

Verlegen fuhr ich mir durchs Haar. Mit jedem Mal wurden diese Begegnungen im Flur peinlicher. Ich sollte echt besser aufpassen.

»Tut mir übrigens furchtbar leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet hatte«, sagte ich unzufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust, damit man das überdimensionale Hello-Kitty-Gesicht nicht sehen konnte, »Ich hatte kaum Zeit und meine Freundin hatte wieder Liebeskummer. Du weißt schon, wegen diesem blöden Kerl da.«

Hanson schien mir meine Lüge voll und ganz abzukaufen. »Schon gut. Das nächste Mal überrasche ich dich einfach. Dann kannst du mir nicht weglaufen«, witzelte er und zwinkerte mir zu, »Wir sehen uns.«

Ich lachte nervös auf und sah ihm dabei zu, wie er die Treppen herunterstieg. Eine Überraschung? Das sollte er lieber sein lassen, sonst würde er derjenige sein, der ganz überrascht guckte, wenn ich ihn wieder versetzen musste.

* * *

»Es tut mir leid!«, hörte ich eine Stimme weinerlich sagen, als ich die Kanzlei betrat. Elianna, die Praktikantin, stand im Flur und versuchte verbittert den Fleck, der plötzlich an der weißen Wand prangerte, wegzuwischen. Huch, sonst passierten immer nur mir solche Missgeschicke.

Warrin stand mit verschränkten Armen daneben und warf der 15-jährigen verfeindete Blicke zu. 

Ich ging auf ihn zu und legte meine Hand auf seinen Rücken. »Hey, behandel die Arme doch nicht so hart«, sprach ich ihm zu, doch das machte ihn nur noch wütender. »Misch dich nicht ein, Verena!«, gab er brummend von sich und ging zurück in sein Büro.

Ich seufzte auf und holte mir eine Serviette, um zu helfen. Die Praktikantin stockte und sah mich verzweifelt durch ihre Brillengläser hindurch an. »Ich habe es vermasselt«, sagte sie traurig und ließ den Kopf hängen, »Jetzt hasst er mich und wird eine ganz schlechte Bewertung schreiben.«

Ich kniete mich hin, um besser an den Fleck zu kommen. »Nein, Warrin... ich meine Mr. Chalmers hasst dich doch nicht«, sagte ich beruhigend, »Er ist manchmal nur etwas... kratzbürstig.«

Elianna stockte. »Manchmal?«, fragte sie und flüsterte plötzlich, »Er ist immer schlecht gelaunt! Ich weiß gar nicht, wie du das aushälst!«

Ich lachte auf. Oh, sie wusste ja gar nicht, wie schwer das war. Wie oft ich mir am liebsten die Haare ausreißen wollte. Wie oft ich meinen Koffer nehmen wollte und ganz, ganz weit weg von Warrin wollte. Aber dann dachte ich wieder an die Momente, in denen er als Held Menschenleben rettete und die Welt ein Stückchen besser machte. Ich dachte daran, dass wir ein Team waren und er in Wahrheit nicht ohne mich konnte, es nur nicht zugeben wollte. Ich dachte daran, dass Warrin der Einzige war, der mich mit meinen Fähigkeiten verstand und vor allem akzeptierte.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now