o71. Das Böse kennt keine Grenzen

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Ich hielt den Blick stur auf Eliana gerichtet, während ich in Gedanken zum Glastisch blickte. Auf seiner Unterseite befand sich ein kleiner Schalter, den Eindringlinge so nicht sehen konnten. Wir mussten irgendwie drankommen.

»Langsam vergeht mir die Geduld.« Reva fuhr mehrmals die Schwerklingen übereinander, »Das Mädchen gegen Ronnoc. Auf der Stelle.«

Warrin spannte jede Faser seines Körpers an.

»Nein«, stöhnte Eliana, »Bitte nicht! Du bist der Held. Du darfst nicht ster-«

Der Praktikantin verschlag es die Sprache, als Reva plötzlich mit der Klinge über ihren Arm fuhr. Ein ohrenbetäubender Schrei erfüllte die Kanzlei.

»Nein!«, schrie ich beim Anblick des Blutes, das aus Elianas Arm floss. Die 15-Jährige erlitt Qualen. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt.

Warrin trat einen Schritt nach vorne. »Aufhören«, brüllte er so laut, dass sein ganzer Oberkörper bebte. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich verzogen, die Hände noch immer zu Fäusten geballt. »Ich komme mit. Dafür lässt du sie gehen«.

Das waren die Worte, die mich zum Schwanken brachten. »Nein«, stöhnte ich und konnte nicht einmal daran denken, dass sich Warrin gegen Eliana eintauschen wollte. Ich wollte ihn nicht verlieren... Aber ich wollte auch nicht, dass Eliana starb. Tränen traten in meine Augen. Ich wollte nichts von alledem.

»Ich wusste doch, dass du zu schwach bist«, erwiderte Thane amüsiert.

Mein Griff um die Pistole wurde fester. »Halt den Mund!«, schrie ich ihm verzweifelt entgegen und hielt die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet. »Lass Eliana sofort in Frieden, sonst schieße ich!«, rief ich Reva entgegen. Niemand, der mir etwas bedeutete, durfte sterben. Nicht Eliana. Und auf keinen Fall Warrin. Ich hatte doch schon so viel verloren. Noch ein Verlust mehr und ich starb daran.

Reva verengte die Augen zu Schlitzen. »Tu es«, zischte sie plötzlich, »Erschieß ihn. Ich brauche ihn sowieso nicht mehr.« Ihre Augen leuchteten vor Verrat.

Thanes Kopf ruckte zur Seite. »Was soll der Scheiß?« 

Daraufhin konnte die Schwertdame nur auflachen. »Ich war schon immer eine Einzelspielerin. Hast du nicht bemerkt, dass ich dich nur ausnutze?«, fragte sie ihn mit einem bösartigen Lachen.

Thane wollte reagieren, aber sein Körper krampfte sich sichtlich zusammen. Er hielt sich an der Tür fest und unterdrückte ein Brüllen.

In dem Moment spürte ich es auch. Hitze schoss wie ein Blitz durch meinen Körper. Stöhnend ließ ich die Waffe fallen und hielt mir die Brust. Mit Tränen in den Augen blickte ich zu Reva, die ein amüsiertes Funkeln in den Augen trug. Gott, sie war so böse, dass ich es wieder spüren konnte. Ihre Bösartigkeit hatte sich den Weg in meinen eiskalten Körper gebahnt und fraß mich beinahe auf.

Diesen Moment der Ablenkung nutzte sie, um zu zeigen, wie böse sie wirklich war. Ehe Warrin oder ich reagieren konnten, bohrte sich das Schwert in Elianas Rücken. Das rothaarige Mädchen stöhnte vor Schock. Wie hypnotisiert blickte ich auf die Messerschneide, die aus ihrem Bauch herausguckte. Blut bahnte sich seinen Weg nach draußen. Ich hielt die Luft an. Nein. Nein. Nein.

Plötzlich verging alles wie in Zeitlupe. Warrins Brüllen. Meine Tränen. Revas Grinsen.

Eliana war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Sie taumelte. Machte einen wackeligen Schritt nach vorne, einen nach hinten. Dann sackte sie in sich zusammen. Ihre Glieder breiteten sich auf dem glänzenden Boden aus. Ihr rotes Haar legte sich über sich ihr Gesicht und bedeckte ihre vor Schock geweiteten Augen. Blut rannte aus ihrem Bauch und färbte alles um sie herum in einen dunkelroten Ton.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now