o10. Der nie endende Drang zu helfen

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»Gestern wurde überraschenderweise ein Juwel aus dem Nationalmuseum in Wisconsin gestohlen«, begann Warrin zu erzählen, »Er ist antik und einer der wenigen seiner Art.«

Ich zuckte mit den Schultern. »Es wird doch jeden Tag irgendetwas geklaut.«

Warrins Gesichtszüge wurden markanter. »Vor drei Stunden wurde ein ähnlicher Juwel in Minnesota aus dem Museum für historische Schätze entwendet. Derselbe seiner Art. Es handelt sich um zwei der größten Edelsteine weltweit.«

Ich wusste nicht, was an diesem Fall besonders sein sollte. »Nicht Neues. Irgendwer klaut etwas und verkauft es dann auf dem Schwarzmarkt.«

Warrin stand auf. »Die Diebe hätten weit mehr stehlen können. Haben sie aber nicht. Zufällig befindet sich der größte Rubin sich hier in Chicago im Nationalmuseum. Ich rechne mit dem Auftauchen der Täter. Wir müssen der Sache nachgehen. Irgendetwas sagt mir, dass es kein einfacher Raubzug ist.«

Ich verzog das Gesicht. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte und es gefiel mir überhaupt nicht. »Wir sollen also die ganze Nacht aufbleiben nur für den Fall, dass vielleicht wieder diese Diebe auftauchen?«, fragte ich skeptisch.

Warrin warf mir einen bösen Blick zu. »Verena, das ist eine ernste Sache! Du denkst mal wieder nur an deinen Schönheitsschlaf. Es gibt Wichtigeres!«

Ich biss mir auf die Lippe. Ja, mein Schlaf war mir wichtig! Heute hatte ich furchtbar geschlafen und wenn ich noch eine Nacht darauf verzichtete, würde ich definitiv krank werden. Außerdem wusste ich ganz genau, warum Warrin sich so sehr für diesen Fall interessierte. »Dir geht es doch nur darum, wieder der Held zu sein!«, konfrontierte ich ihn mit der Wahrheit.

Warrin stöhnte auf. »Nein, mir geht es um die Sicherheit der Bevölkerung.«

Ich lachte auf. »Und was ist mit mir? Mein Wohl ist dir scheißegal! Du siehst wie ich aussehe und fragst nicht mal, wie es mir geht!«

Warrin spannte den Kiefer an. »Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt.«

Ich rümpfte die Nase. »Ja, stimmt! Ohne mich wärst du ja kein Held

Warrin platzte der Kragen. »Hör auf, herumzunörgeln! Ich will, dass du heute um Punkt zehn Uhr vor dem Museum stehst, sonst kannst du was erleben!«

Mit diesen Worten ging er einfach, aber ich war lange noch nicht mit ihm fertig. »Ich komme extra nicht!«, schrie ich ihm nach, »Du kannst mir nämlich rein gar nichts vorschreiben!«

»Ja, ja, ja«, hörte ich Warrrin noch sagen, während er die Treppen herunterstieg.

Ich stöhnte frustriert auf. Wie ich ihm manchmal am liebsten den Hals umdrehen wollte! Er sah doch, dass es mir beschissen ging und fragte nicht einmal nach!

»Ist alles in Ordnung?«, fragte eine Stimme neben mir plötzlich.

Ich zuckte zusammen und starrte erschrocken zur Seite. Hanson stand im Treppenhaus und war gerade offensichtlich dabei sein Apartment zu verlassen. Hatte er meine Schreie etwa gehört?

»Eh... ja«, antwortete ich peinlich berührt.

Hanson schloss die Tür ab. »Wer war der Mann?«, fragte er und zog die Augenbrauen zusammen, »Dein Freund?«

Um Himmels Willen. Ich verzog das Gesicht. »Nein, natürlich nicht! Das war mein Boss.«

Ich hielt die Luft an. Jetzt hatte ich angefangen über meinen Job zu reden. Genau das, was ich vermeiden wollte.

»Dein Boss?«, fragte Hanson, »Was will er denn bei dir zu Hause?«

Das war eine verdammt gute Frage. Ich strich mir betont lässig eine Haarsträhne aus dem Gesicht und suchte fieberhaft nach einer gescheiten Antwort. »Wir sind auch Freunde«, erwiderte ich schließlich, da mir sonst keine bessere Erklärung einfiel.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now