o80. Die Zeit drängt und es wird kälter

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»Ob sie uns hören können?«, unsicher biss ich auf meiner Unterlippe herum und starrte zu der schwarzen Halbkugel, die an der Decke befestigt war. Ohne Zweifel handelte es sich hierbei um eine Kamera.

Thane schnaubte auf. »Wenn sie uns hören könnten, würden wir uns ganz sicherlich nicht mehr im selben Raum befinden.« Sein Blick verfinsterte sich und ich beschloss lieber nicht genauer nachzufragen. Morddrohungen hatte ich in den letzten Tagen genug erhalten.

Die Vorstellung mit dem Feind zusammenzuarbeiten, um von hier zu fliehen, gefiel mir überhaupt nicht. Aber ich musste es tun, wenn ich Warrin beschützen wollte. Wenn ich wollte, dass das Gute siegte.

Ich nahm Thane in den Blick. Ich wusste, dass ich ihm nicht vertrauen konnte. Deshalb sollte ich mich lieber von Anfang an darauf einstellen, dass er mich in dem Moment, wo es drauf ankam, wie eine heiße Kartoffel fallen ließ. Trotzdem musste ich mich auf ihn einlassen. Das oder Hadrian und Dr. Giffords finsteren Spielchen.

»Noch einmal zur Wiederholung: Wir helfen uns gegenseitig, von diesem grausamen Ort zu fliehen«, ich holte tief Luft, »Und dafür verrätst du mir, wo Reva und diese Maschine sich verstecken.«

Diese Abmachung musste ihm doch passen, oder nicht? An seinem Blick bezweifelte ich das jedoch. »Und du hilft, Warrin und mir diese Hexe aufzuhalten«, fügte ich noch schnell hinzu, »Sonst übergeben wir dich direkt der Polizei.«

Thane kniff die Augenbrauen zusammen. »Was springt für mich bei der ganzen Sache raus?«

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Freiheit?«, wiederholte ich, weil es doch so offensichtlich war, »Du kannst froh sein, dass ich dir überhaupt das Angebot mache, dich nicht bei der Polizei zu verraten.«

Ich wollte gar nicht wissen, was er alles getan hatte, bevor ich ihn kennengelernt hatte. In meinem Kopf kamen zig Banküberfälle, üble Straßenkämpfe und gar sogar Morde. Gott, ich wollte es wirklich nicht wissen.

»Das ist nicht genug.« Thanes Blick war intensiv. Ich hatte das Gefühl, er würde mich durchlöchern. Und das, obwohl er da an der Wand befestigt war. Ein Schaudern fuhr durch meinen Körper und lähmte mich für einen Moment.

Augenblicklich dachte ich wieder an den Moment zurück, wo er mich fast wirklich erwürgt hätte. Sofort nach Elianas Tod...

Ich kniff die Augen zusammen und ließ mich davon nicht beirren. »Das ist mehr als genug«, brachte ich gepresst hervor, »Wegen dir ist eine 15-Jährige ermordet worden.«

Thane hätte mir sicherlich widersprochen, wenn im nächsten Moment nicht die Tür aufgerissen worden wäre. Simon kam rein und war mehr als aufgebracht. Nein, er kochte richtig. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.

Aber das war es nicht, was mich zum Schaudern brachte, sondern das Messer in seiner linken Hand. Entsetzt zuckte ich nach hinten, als er direkt auf mich zu kam.

Augenblicklich durchflutete mich die absolute Panik. Ich dachte, ich hätte noch ein oder zwei Tage Zeit. Sie durften mich nicht beseitigen. Nicht jetzt. Ich musste Warrin vor diesem Schicksal bewahren.

»Ich bringe dich um!«, brachte Simon knurrend hervor und wollte ausholen.

»Halt!«, rief eine Stimme plötzlich.

Hadrian erschien im Türrahmen, »Tu das nicht!«

Hinter ihm erschienen zwei uniformierte Wachmänner. »Nicht jetzt«, sagte er ernst, »Wir brauchen sie noch.«

Simon spannte den Kiefer an. Seine Augen leuchteten vor Hass. »Wir brauchen diese Hexe nicht«, brachte er zischend hervor, »Wir haben den Kerl und bald auch noch Ronnoc. Diese Göre kann jetzt schon sterben!«

Blazing HeartWhere stories live. Discover now