o74. Ein kaltes Herz, das zersplittert

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Meine Lider lagen mir schwer auf den Augen, als ich versuchte sie zu öffnen. Strahlendweißes Licht kam mir entgegen und ließ mich mehrere Male blinzeln. Ich starrte mehrere Sekunden auf die weiße Decke über mir, dann überkam mich das Gefühl eines Déjà-vus und ich schreckte reflexartig nach oben. Sofort schlug ich den weißen Bettlaken von mir weg und betrachtete meinen Körper, den ein Krankenkittel zierte. Nein. Nein. Nein.

Panik durchflutete meinen Körper, als ich mich im Raum umsah, in dem sich nichts, als dieses Bett befand. Die Wände waren weiß gestrichen, der Boden mit weißem Linoleum ausgelegt. Alles war weiß. Ich sah keine andere Farbe. Nur meine Haut gab einen ungesunden Blauton von sich.

Ich rutschte vom Bett. Widerwillig überkam mich ein Schauder, als meine nackten Füße den Boden berührten. Sofort rannte ich auf die Tür zu. Wie ich befürchtet hatte, war sie abgeschlossen. Mehrmals drückte ich die Klinke herunter und konnte nicht glauben, dass mein schlimmster Albtraum gerade dabei war, wahr zu werden. Hanson hatte mich ins Krankenhaus gebracht. Er hatte mich eingeliefert.

Der Gedanke lähmte jede Faser meines Körpers. Unfähig stand ich mitten im Raum und war nicht mehr in der Lage mich zu bewegen. Obwohl ich ihm die Wahrheit gesagt hatte. Fassungslosigkeit machte sich in mir breit. Wie konnte Hanson mir das nur antun? Er wusste doch von meinem Geheimnis. Meiner Angst.

Ich blickte mich nach einem Fenster um, aber dieses Mal gab es keins. Ich fing wieder an, mehrmals die Klinke herunterzudrücken. Dann klopfte ich. Doch das Klopfen war leise, unscheinbar. Ich hatte kaum Kraft in meinem Körper. »Hallo...?«, meine Stimme war heiser, fast kaum zu hören.

Aber wenn es etwas gab, das nicht unscheinbar war, dann war das die Kälte in meinem Körper. Ich zitterte am ganzen Leib, fragte mich immer und immer wieder, wie Hanson mir das nur antun konnte. Dann drückte plötzlich jemand die Klinke herunter. Ängstlich wich ich zurück. Es dauerte mehrere Sekunden, dann ging die Tür mit einem Quietschen aufging. Doch, was ich sah, ließ den Albtraum, den ich gerade durchlebte, nur schlimmer werden.

»Hast du mich vermisst, Kleine?«, fragte ein Mann mit dunklem Haar und stechenden Blick, der mir leider viel zu bekannt vorkam.

Scharf zog ich die Luft ein. »Bin ich tot?«

Der Mann, der mich vor Wochen verfolgt hatte und schließlich bei der Versteigerung wegen mir vom Kreuzfahrtschiff gestürzt war, schüttelte langsam den Kopf. »Nein, aber bald.«

Mehrere Schauder liefen mir über den Rücken. »Aber wie... was-«, ich konnte die Worte nicht über die Lippen bringen. Dafür war ich viel zu schockiert. Er lebte. Der Mann, für dessen Tod ich mich wochenlang verantwortlich gemacht hatte, lebte? Er war niemals gestorben?

Ich bemerkte die Umrisse eines Rippenschoners, den er unter seinem blauen Oberteil trug und weitete die Augen. Ich hatte ihn nicht umgebracht? Sondern nur ein paar Knochen gebrochen?

»Du dachtest vielleicht, du wärst mich los, aber da muss ich dich leider enttäuschen«, knurrte er und ballte die Hände zu Fäusten, »Ich lebe und werde dir jede einzelne Rippe brechen, wenn wir hier fertig sind.«

Panik durchflutete meinen Körper. »Was bedeutet wir? Wo bin ich hier?«, fragte ich erschrocken und glaubte nicht mehr daran, dass ich mich in einem Krankenhaus befand.

Simon machte einen Schritt auf mich zu. »Das wirst du noch früh genug erfahren«, brachte er zischend von sich, »Aber bis dahin-«

Plötzlich griff er nach meinem Arm.

»Lass mich los!«, schrie ich panisch und wollte mich von ihm losreißen. Doch sein Griff war fest. Seine Fingernägel gruben sich tief in meine Haut, die sich so unheimlich schwach und träge anfühlte.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now