oo3. Über die Schwierigkeiten eines Sidekicks

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Als ich am nächsten Morgen in meinem Bademantel zur Tür schlürfte und die Zeitung aufhob, wusste ich, dass der Tag nicht hätte schlimmer anfangen können. Die Schlagzeile regte mich tierisch auf:

MR. RONNOC BESCHÜTZT CHICAGO - SUPERHELD SCHNAPPT DIEBE & RETTET JUNGER FRAU DAS LEBEN

Ich hasste es, dass Warrin andauernd im Mittelpunkt stand! Genervt starrte ich auf das Cover, auf dem er selbstbewusst die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Wie ich ihn dafür verabscheute, dass er sich nicht einmal bei mir bedanken konnte. Ohne mich hätte er die Einbrecher doch nie geschnappt.

Ich riss ich die Zeitung auseinander und schmiss sie in den Papierkorb. Ich hasste ihn!

Den restlichen Morgen verbrachte ich damit, mich für mein anstehendes Vorstellungsgespräch herzurichten. Ich hatte mich bei einer kleinen Boutique als Aushilfskraft beworben und brauchte diesen Job dringend. Denn solange ich für Warrin arbeitete, hatte ich keine Freiheit. Es wäre etwas anderes, wenn ich ihm freiwillig half.

Schnell nahm ich meine Sachen und wollte zur Tür raus, da trafen meine Augen auf Warrins. Er lehnte entspannt am Türrahmen und trug einen schwarzen Anzug. Na, super!

»Wohin hat es die junge Dame verschlagen?«, fragte er interessiert.

Das meinte ich! Solange ich für ihn arbeitete, kontrollierte er mich! Er konnte mich auf Schritt und Tritt verfolgen, was ich dieser grausamen Uhr zu verdanken hatte. Wenn ich seinen Standpunkt per GPS ausmachen konnte, dann wusste auch er, wo ich mich herumtrieb.

»Ich habe jetzt ein Bewerbungsgespräch«, erwiderte ich entnervt, »Ohne dich.«

Warrins Augen leuchteten auf. Seine plötzliche Lache erfüllte den ganzen Flur. »Ein Bewerbungsgespräch?«, grinste er, »Süß.«

Ich verfestigte den Griff um meine Handtasche und versuchte, nicht auf ihn einzuschlagen.

»Du gehst nirgendwo hin«, meinte er dann wieder vollkommen ernst, »Es gibt viel zu tun.«

»Ich habe aber keine Zeit!«, brummte ich und schloss die Tür. Ich wollte einfach an ihm vorbeigehen, abhauen, verschwinden, aber natürlich machte er es mir nicht leicht. Er liebte es, mich zu quälen.

Ehe ich reagieren konnte, hatte er mich am Arm gepackt. Seine grünen Augen funkelten mich bitter an. »Verena«, knurrte er, »Du machst jetzt sofort, was ich sage oder ich bezahle dir nicht mehr genug, um dein Apartment zu finanzieren.«

Ich biss die Zähne zusammen. Dieses Arschloch.

Ich leistete keinen Widerstand mehr und ließ mich von ihm mitzerren. Er zwang mich fast schon in seinen schwarzen Mercedes. Dann raste der Anwalt davon.

Wütend starrte ich aus dem Fenster. Irgendwann explodierte ich vor Wut!

Als wir an seiner Kanzlei ankamen, warf ich ihm böse Blicke zu. Er stieg nur aus seinem Wagen aus und wartete nicht mal auf mich.

Genervt folgte ich ihm zu dem großen weißen Gebäude. Er drehte den Schlüssel im Schloss herum und wir betraten die Anwaltskanzlei. Jedoch nahmen wir nicht den normalen Eingang zu seinem Büro, sondern die Tür, die in den Keller führte. Innerhalb weniger Sekunden hatte mein Boss einen geheimen Code eingegeben. Wir betraten das Büro des Superhelden Mr. Ronnoc. Seine geheime Zentrale, die vor Sauberkeit nur so blitzte. Man könnte bestimmt vom Boden essen, so sauber war es hier. Dieser Mann besaß so viel Geld, dass es mir in der Brust schmerzte. Erfolgreich als Mensch und als Superheld. Dagegen war mein Leben ein Witz.

Seufzend folgte ich ihm zu dem Glastisch, an den zwei Stühle gereiht waren. Die Wand daneben nahm ein riesiger Monitor ein. »Ich habe von den Behörden mitgeteilt bekommen, dass ein Attentäter auf freiem Fuß ist.« Warrin fuhr den Computer hoch und zeigte an die Wand, wo das Bild eines Mannes mit Glatze auftauchte. Am Kopf hatte er eine auffällig große Narbe. »Er wurde vor etwa einer halben Stunde an einer Tankstelle gesichtet. Man befürchtet weitere Angriffe.«

Blazing HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt