o87. Ein Kampf mit dem Bösen

1.3K 113 42
                                    

Ein ohrenbetäubender Knall fuhr mir durch Knochen und Mark und ließ mich erschaudern. Thane stolperte zurück, Blut breitete sich auf der Stelle auf seiner Haut aus. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste er sich an den linken Arm.

Bei dem Anblick wurde mir schlecht. Ja, ich hatte ihm oft den Tod gewünscht, aber jetzt, wo es wirklich passieren könnte, wollte ich nicht, dass er starb. Heute hatte er mir zum zweiten Mal das Leben gerettet. Auch wenn Thane ein schlechter Mensch war, er hatte auch Dinge getan, die zeigten, dass auch ein Hauch Gutes in ihm steckte. Dass er nicht abgrundtief böse war.

Hadrian kniff die Augen zusammen und wollte erneut ansetzen zu schießen. »Nicht!«, schrie ich und stellte mich direkt vor Thane. Ich hätte niemals gedacht, dass ich das tun würde, aber ich schuldete ihm gewissermaßen etwas. Er hatte mir das Leben gerettet. Jetzt war ich an der Reihe.

Hadrian lachte bitter auf. »Wenn du ebenfalls sterben willst, dann tue ich dir den Ge-«, er brachte die Worte nicht zu Ende. Plötzlich musste er husten. Gleich mehrere Male. Dunkle Flüssigkeit trat aus seinem Mund. Blut. Er hustete Blut.

Die Waffe fiel ihm aus den Händen und landete klirrend auf dem Boden. Dr. Gifford und Kelly starrten Hadrian mindestens genauso erschrocken an wie ich. Blut spritzte auf den weißen Boden und tränkte ihn in einen mörderisches Ton.

Hadrian presste die Hand auf seinen Bauch und schien unter höllischen Schmerzen zu leiden. »W-was ist das?«, gab er keuchend von sich und fiel auf die Knie. Erneut spuckte er Blut.

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Das Organ. Mein Organ, welches ihm eingesetzt wurde! Es... es brachte ihn um.

Dr. Gifford kniete sich in Sekundenschnelle zu seinem Sohn herunter und wollte ihm helfen, aber es war zu spät. In Hadrians Körper befand sich ein Fremdkörper, der ihn jetzt gewaltsam von innen zerstören würde. Die Gier nach Macht wandte sich nun gegen ihn.

Sofort wich ich zurück und blickte Thane an, der noch immer mit den Schmerzen kämpfte. »Wir müssen hier weg! Jetzt!«, gab ich hastig von mir. Wir mussten diesen Moment nutzen. Alle waren zu Hanson gelaufen und versuchten ihm verbittert zu helfen. An erster Stelle Dr. Gifford, der seinen Sohn bei Bewusstsein halten wollte. Kelly stand nur fassungslos daneben und konnte nicht glauben, was da gerade geschah.

Ohne zu zögern packte ich Thane am unversehrten Arm und zog ihn hinter mir her. Wir mussten zum Aufzug, bevor es zu spät war. Meine Schritte waren eilig.

Doch dann ertönte plötzlich ein Piepen und die Tür begann, sich zu schließen. »Nein!«, schrie ich verbittert und klopfte gegen die geschlossene Tür. Mehrmals drückte ich auf den Knopf nach oben, aber sie ging einfach nicht mehr auf. Das durfte doch nicht wahr sein! 

Als ich mich umdrehte, wusste ich warum, es nicht mehr funktionierte. Die zwei Wachmänner! Beide standen nun an der offenen Tür und musterten Thane und mich eindringlich. Verdammt!

Sofort starrte ich Thane an, der die Augen fest zusammenkniff und dann wieder öffnete. Er versuchte den Schmerz abzuschütteln. »Optionen für einen zweiten Fluchtweg?«, gab er gepresst von sich.

Ich schluckte schwer. Einen zweiten Fluchtweg? Den gab es leider nicht. Wir waren verloren.

Mir durchfuhr ein Gedankenblitz. Oder doch nicht! Es gab einen weiteren Fluchtweg! Es war abstrus, aber hatte ich bei meinem ersten Fluchtversuch nicht einen Essensschacht in der Küche gesehen?

»Wir müssen da rein!«, sofort deutete ich auf eine der Türen. Ich war mir nicht mehr sicher, wo genau die Küche war, aber wenn wir hier auf der Stelle stehen blieben, würde man uns sofort fassen.

Sofort nahm ich Thane das Messer aus der Hand und wir liefen los. Mit unserem Weglaufen lösten wir regelrecht eine Panikwelle aus. Die fremden Wissenschaftler und Ärzte wichen uns aus, weil sie fürchteten, dass ich sie sonst zu Eis gefrieren könnte. Den Wachmännern wurden sie damit zur Last. Ein Wirrwarr aus Menschen entstand und keiner wusste so recht wohin mit sich.

Blazing HeartWhere stories live. Discover now