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"Ich warne dich", erklingt Shawns Stimme durch die Haustür. Mittlerweile ist es schon wieder fast Sonntag. Wie üblich stehe ich mit meiner schwarzen Thermobox auf dem Kiesweg. Ein weibliches Lachen ertönt.

"Geh von der Tür weg", ruft der Junge wieder. Ein Klacken, wie wenn man einen Schlüssel im Schloss umdreht, ist zu hören. "Aaliyah!", seufzt Shawn ein letztes Mal, bevor die Tür geöffnet wird.

Ein braunhaariges Mädchen - etwa ein Kopf kleiner als ich - steht vor mir. Ihre Hüfte wird jedoch sofort von zwei Armen umschlossen, leicht wie eine Feder hochgehoben und wieder zurück in den hinteren Teil des Flurs gewirbelt. "Lass das", lacht sie.

Mit zu viel Schwung dreht sich der braunhaarige Junge zu mir um. Gerade noch rechtzeitig fängt er sich am Türrahmen ab. "Hi", grinst er. Verwirrt von der Situation blinzel ich mit meinen Augen.

"Shawn, mach Platz", meldet sich das junge Mädchen zu Wort, während sie versucht sich an ihm vorbei zuschieben. Der Braunhaarige hält einfach nur seine flache Hand gegen ihre Stirn, um sie daran zu hindern. "Hey?", gebe ich von mir. Etwas benommen hebe ich kurz meine Hand zum Gruß.

Dann drängt sich die Braunhaarige endgültig an Shawn vorbei und bleibt mit großen Augen vor mir stehen. "Wow, sie ist wirklich hübsch! Ich versteh dich, Brüderchen", dreht sie sich zu ihm um. "Du kannst gleich nach Hause gehen, wenn du so weiter machst", zischt der Junge.

"Ich weiß zwar nicht, was hier gerade läuft, aber ich nehme an, du willst deine Bestellung haben?", rate ich drauflos. Shawn schüttelt seinen Kopf. "Nicht?", frage ich skeptisch nach.

"Doch, doch. Ich will meine Bestellung haben. Aber erstmal: Vergiss, was die Bekloppte gerade gesagt hat. Und dann: Darf ich vorstellen? Meine kleine Schwester. Gibt vor lieb und nett zu sein, aber in Wirklichkeit ist sie eine böse Hexe." Ein liebevoller Ausdruck zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, als Shawn ihr durch die Haare wuschelt.

Seine Schwester streckt mir ihre Hand entgegen. "Hi, ich bin Aaliyah. Weder bekloppt, noch bösartig. Freut mich wirklich dich kennen zu lernen." Verblüfft über die guten Manieren, sehe ich sie einige Sekunden nur an. "Ich bin Victoria", schüttel ich dann schließlich ihre Hand. "Das weiß ich doch", kichert das Mädchen.

"Es reicht", beschwert sich Shawn bei ihr. Anscheinend peinlich berührt blickt er zu mir hinunter. Er ist etwa ein Kopf größer als ich. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, versuche ich einfach seinem Blick Stand zu halten. Was mir natürlich nicht gelingt. Ich war noch nie gut darin, mit Leuten Blickkontakt aufzunehmen geschweige denn zu halten.

Um wenigstens irgendetwas zu tun, scanne ich ihn ein wenig ab. Seine Haare erscheinen mir ein Stück länger als letzte Woche. Scheinbar wachsen sie schnell. Kleine Locken bilden sich an den Haarspitzen.

"Kann ich jetzt etwas zu Essen bekommen? Ich habe Ewigkeiten auf diese Pizza gewartet. Langsam verhungere ich", fuchtelt Aaliyah mit ihren Händen zwischen unseren Gesichtern rum. "Ja, natürlich", öffne ich die Thermobox, "eine große Pizza Peperoni und zwei Pizzen Margherita." Aaliyah nimmt mir die Kartons aus der Hand und öffnet sofort den Oberen. Der Duft von geschmolzenen Käse und Oregano steigt mir in die Nase. Ohne es vertuschen zu können, knurrt mein Magen ein Tick zu laut.

"Scheinbar hat hier nicht nur eine Hunger", lacht Shawn. "Willst du rein kommen und mit uns essen?", fragt mich seine Schwester. Überrascht öffne ich meinen Mund. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, schließe ich ihn direkt wieder.

Erwartungsvoll schauen mich Beide an. "Bitte, Victoria", zieht Aaliyah einen Schmollmund. Unsicher blicke ich zu meinem Auto, das regelrecht nach mir zu rufen scheint. Aber dann kommen mir meine eigenen Worte aus dem Traum in den Sinn. Ich sollte etwas riskieren.

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Vielleicht werde ich auch einfach Pizzabotin 🤔

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt