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August 2024

Obwohl ich nicht einmal das erste Schokoladenstück hinuntergeschluckt habe, stopfe ich mir bereits zwei weitere in den Mund. Die halben Haselnüsse knacken laut, während ich kaue. Als ich von der grünen Verpackung aufsehe, liegt Shawns amüsierter Blick auf mir. "Was?", lache ich mit vollem Mund. "Nichts", schüttelt er schmunzelnd seinen Kopf.

"Es ist süß, wie du die Schokolade isst", macht der Braunhaarige einen Schritt auf mich zu. "Als würde dein Leben davon abhängen", lacht er schließlich, bevor er mir einige Haarsträhnen hinter mein Ohr streicht. "Nicht meins, das Leben des Kleinen", schiebe ich meine Unterlippe zu einem Schmollmund nach vorne. Die Mütter, die während einer Schwangerschaft eine Diät anfangen, sind meiner Meinung nach einfach nur dumm.

Lächelnd legt Shawn seinen Daumen an meinen Mundwinkel. "Du hast da noch...", setzt er an. Doch bevor er zu Ende sprechen kann, wische ich mir bereits hektisch über meinen Mund. Zwar sind wir nun schon über ein Jahr verheiratet, aber mir ist es immer noch peinlich, wenn ich nicht merke, dass ich gekleckert habe. "In dieser Hinsicht werde ich dich wohl nie verstehen", murmelt er in mein Ohr, nachdem ich wieder ruhig stehe.

In dem Moment, in dem Shawn sein Gesicht dreht, um mir einen Kuss zu geben, spüre ich einen leichten Schmerz in meinem Bauch. "Er tritt", grinse ich meinen Mann breit an, nachdem ich meine Hände auf die Kugel gelegt habe. Sofort fährt der Braunhaarige mit seinen Fingern über den Stoff des weiten Oberteils. "Ob er wohl glücklich ist?", flüstert er.

Meine Augen zusammenkneifend betrachte ich ihn mit schief gelegtem Kopf. "Kann ein Embryo glücklich sein?", lache ich leise, "und wenn, dann ist er es sicherlich. Schließlich hat er gerade Schokolade bekommen." Schmunzelnd sieht Shawn zu mir auf. Seine Hände verweilen weiterhin auf meinem runden Bauch. "Hoffentlich isst du später nicht genauso viel Schokolade, wie deine Mom zurzeit", wendet er sich dann an unseren heranwachsenden Sohn.

Lachend haue ich meinem Mann gegen den Oberarm. "Sei nicht so gemein", beschwere ich mich. "Bin ich doch gar nicht", behauptet der Junge, "James soll später nur nicht mein ganzes Vermögen in Schokolade investieren." Meine Nase kräuselnd sehe ich Shawn böse an. "Er heißt Nick", bohre ich meinen Zeigefinger in seine Brust.

"Ich werde ihn aber James nennen", reckt der Braunhaarige sein Kinn in die Höhe. Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns wegen des Namens unseres zukünftigen Kindes in die Haare bekommen. Wir haben lange überlegt und viel diskutiert. Bis Shawn meinte, dass wir uns im Anbetracht der Tatsache, dass ich bereits im siebten Monat bin, endlich für einen Namen entscheiden sollten.

Ava hat mir vorgeworfen, ich würde viel zu schnell klein beigeben, da ich relativ zügig den Namensvorschlag, der von meinem Mann kam, durchgewinkt habe. Nicholas James - wie Sir Nicholas de Mimsy-Porpington und James Potter. Shawn wird für immer ein Harry Potter Fan bleiben. Damit muss ich klar kommen. Und wenn er aus unserem Sohn einen Helden machen möchte, dann soll er dies meinetwegen tun. Solange ich ihm einen Spitznamen geben kann, bin ich zufrieden.

"Nick", flüstere ich ihm ein letztes Mal entgegen – aus reiner Provokation. Ohne etwas zu erwidern, legt mein Mann seine Lippen auf meine. Wahrscheinlich will er mich einfach zum Schweigen bringen. Trotzdem genieße ich den Kuss. Lächelnd vergrabe ich meine Finger in Shawns weichen Locken, während er mich näher an sich heranzieht – stets darauf bedacht keinen Druck auf meinen Bauch auszuüben.

Summend spiele ich mit dem Saum seines Hemdes, nachdem wir uns voneinander gelöst haben. "Die Farbe steht dir", beiße ich auf meine Unterlippe, als ich den hellgelben Stoff betrachte. "Letztens hast du dich noch beschwert, dass du davon Augenschmerzen bekommst", lacht Shawn laut los. Irritiert kneife ich meine Augen zusammen.

"Wieso genau trägst du es dann?", spitze ich meine Lippen, während ich überlege, wann ich diese Aussage getätigt haben soll. "Ich kann es doch nicht einfach im Schrank vergammeln lassen", kratzt sich mein Mann an seiner Nase, "außerdem hast du deine Meinung scheinbar geändert." Immer noch grübelnd stimme ich ihm nickend zu. "Komisch", lache ich leise auf. Ich bin einfach zu verwirrt von mir selbst. 

Als mein Blick hinter die Küchentheke fällt, schlägt meine gute Laune sofort um. Die Unordnung, die sich vor mir erstreckt, setzt definitiv keine Glückshormone bei mir frei. Grummelnd sammle ich die Teller, die Shawn einfach in der Spüle abgestellt hat, zusammen und verstaue sie in der Spülmaschine.

"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du die Klappe der Maschine auch öffnen kannst?", wende ich mich an den Braunhaarigen, der mich bei der Arbeit beobachtet. Mein Ohrläppchen beginnt zu jucken und ich spüre die Hitze, die langsam in mir aufsteigt, in meinen Wangen. Kleinigkeiten, wie die Faulheit von Shawn, bringen mich in der letzten Zeit direkt auf hundertachtzig.

"Ich bin nicht deine Putzfrau. Also räum deinen Dreck gefälligst selber weg", rede ich mich in Rage. Von einem lauten Geräusch gefolgt, landet die Flasche mit dem Spülmittel, die ich versehentlich umgestoßen habe, in der Spüle. Erschrocken zucke ich zusammen, bevor ich wieder anfange zu fluchen. "Allen Mist muss ich alleine machen", presse ich meinen Kiefer zusammen. 

Eigentlich hat Shawn überhaupt nichts Schlimmes getan. Doch im Moment stürzt der Eindruck, mein Mann würde sich nicht im Geringsten darum kümmern, dass mir die Hausarbeit erleichtert wird, auf mich ein. "Wieso?", starre ich an die Decke - wütend auf mich selbst, weil ich zulasse, dass die Hormone die Kontrolle über meine Gefühlslage übernehmen.

"Hilft eine Umarmung?", murmelt Shawn gegen meinen Nacken, während er seine Arme von hinten um mich schlingt. Seufzend lehne ich meinen Hinterkopf gegen seine Brust. Dabei lässt die Anspannung langsam nach. "Eine Umarmung hilft", flüstere ich zufrieden gegen seine starken Unterarme.

"Mach dir nicht so viel Stress", legt der Junge sein Kinn auf meiner Schulter ab, "es wird alles gut gehen." Nickend wiederhole ich den letzten Satz von ihm im Stillen. "Das wird es ganz sicher", sehe ich zu Shawn herauf, nachdem ich mich in seine Armen zu ihm umgedreht habe. "Das wird es ganz sicher", lasse ich noch einmal, wie ein Mantra, verlauten.

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Da es teilweise Nachfragen gab, hier noch eine kurze Information zum letzten Kapitel:

Auch wenn nun eine künstliche Befruchtung stattgefunden hat, bleibt Shawn der leibliche Vater. Es wurde kein fremder Samenspender ausgesucht. Shawn hat seine eigenen Samen vorher zur Verfügung gestellt✌

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt