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November 2018

Begeistert lasse ich meinen Blick über die Landschaft schweifen, während ich meine Augen mit meiner flachen Hand vor der Sonne schütze. Von dem Balkon des Hotelzimmers aus schaue ich auf eine riesige Grünfläche. Auch wenn ich aus einer Höhe von guten 15 Metern auf die grüne Anlage hinabsehe, kann man immer noch erkennen, dass sie aus Kunstrasen besteht.

Dies hindert mich jedoch nicht daran, alle weiteren Eindrücke gierig in mich aufzusaugen. "Barakaldo", murmle ich leise Silbe für Silbe vor mich her, als ich darüber staune, wie warm es hier ist. Während in Kanada die Temperaturen bereits Richtung Null sinken, zeigt das Thermometer im Hotelzimmer fünfundsiebzig Fahrenheit an.

Ein letztes Mal ziehe ich die frische Luft, die in sanften Brisen um meine Nase weht, ein, bevor ich der kleinen Stadt im Norden Spaniens den Rücken zuwende. Schmunzelnd betrachte ich Shawn, der noch mit der Zeitverschiebung zu kämpfen hat. Im Gegensatz zu mir ist er nicht mit einer unaufhaltsamen Energie, alles erkunden zu wollen, geladen. Sondern er vegetiert langsam auf dem großen Doppelbett vor sich hin.

"Was unternehmen wir heute Abend?", flüstere ich ihm aufgeregt in sein Ohr, nachdem ich mich einfach auf ihn gelegt habe. Da der Braunhaarige mit dem Bauch auf der Matratze liegt, kann ich es mir auf seinem Rücken bequem machen. Anstatt mir zu antworten, lässt der Junge nur ein Grummeln von sich hören.

Als ich langsam mit meinen Fingern durch seine Haare am Hinterkopf fahre, richte ich meinen Blick auf das Handy, welches Shawns volle Aufmerksamkeit hat. Von oben herab beobachte ich ihn dabei, wie er minutenlang auf ein uns dasselbe Foto starrt. Ich habe es heute Morgen kurz vor unserem Abflug erst auf Instagram hochgeladen.

Tatsächlich habe ich mir einen eigenen Account angelegt. Ganz zufrieden bin ich damit nicht. Aber ich möchte versuchen, Shawn auch auf den sozialen Medien zu unterstützen. Außerdem hat es mir förmlich unter den Fingernägeln gebrannt, zu erfahren, was seine Fans über unsere Beziehung denken. Natürlich habe ich eine Menge an negativen Beiträgen gefunden. Doch es gibt auch Kommentare, die mich breit lächeln lassen.

Während ich dem Jungen einen Kuss auf seinen Nacken drücke, betrachte ich das Bild, das immer noch zu sehen ist. Wir haben Beide der Kamera unser Seitenprofil zu gewandt. Meine Nase ist leicht gekräuselt und ich blicke Shawn ein wenig verärgert an. Denn er drückt mit seinem Zeigefinger einfach gegen meine Stirn. Währenddessen legt er ein unglaubliches Lächeln an den Tag. Genau in diesem Moment hatte Josiah den Auslöser gedrückt.

Das Foto gefällt mir in einer gewissen Weise wirklich gut, sodass ich es mit der Außenwelt teilen muss. Ob mir dies überhaupt erlaubt ist, weiß ich nicht. Doch bis jetzt habe ich noch keinen Anruf von Andrew, der mich zurecht weist, erhalten. Von daher wird es erst einmal mein erster und auch einziger Beitrag auf meinem Account bleiben.

"Essen wir im Hotel oder gehen wir nach draußen in ein Restaurant und erkunden davor die Stadt?", stelle ich die nächste Frage, auf die ich keine Antwort bekomme. Bevor ich wieder den Mund auf mache, ziehe ich mit meinem Zeigefinger kleine Kreise auf seiner Haut, die nicht von seinem T-Shirt bedeckt wird. Lächelnd beobachte ich, wie sich eine leichte Gänsehaut an dieser Stelle bildet.

"Ich verstehe nicht, wie du so ruhig bleiben kannst. Dort draußen wartet ein ganz anderes Land auf uns. Aber du schaust lieber auf dein Handy", murmle ich, als mich die Vorfreude auf Morgen wieder packt. "Okay, das Bild ist wirklich süß", beginne ich zu lachen, nachdem ich mir sozusagen selbst ein Kompliment gemacht habe.

Dann verdrehe ich jedoch genervt meine Augen. Shawn könnte mir ruhig mal antworten.  Langsam beuge ich mich nach vorne, bis ich kopfüber vor seinem Gesicht hänge. Grinsend stelle ich fest, dass seine Augen geschlossen sind und der Junge gleichmäßig atmet. "Du bist eingeschlafen, obwohl ich Walross auf dir liege", kichere ich leise, bevor ich mich von ihm hinunter rolle.

Eine Zeitlang sehe ich meinem Freund beim Schlafen zu. Den Kopf stütze ich auf meinem angewinkelten Arm ab, während ich halb auf der Seite und halb auf dem Bauch liege. Um mich zu beschäftigen, streiche ich über Shawns linken Arm, der in einer etwas komischen Position unter dem Kopfkissen hervorlugt.

"Wie lange war ich weg?", schreckt der Braunhaarige plötzlich hoch. "Fünfzehn Minuten?", überlege ich laut, "kommt ganz darauf an, wann du eingeschlafen bist. Bevor oder nachdem ich versucht habe, dir ein Gespräch aufzudrängen." Amüsiert blicke ich Shawn, der den Schlaf aus seinen Augen blinzelt, an.

"Davor", gibt er überzeugt von sich. Dann rutscht der Junge näher an mich heran und schlingt einen Arm um meine Hüfte. "Das sagst du nur, damit es nicht auffällt, dass du kein Bock hattest mir zu antworten", behaupte ich schmunzelnd. Unruhig kaue ich auf meiner Unterlippe herum, da mir erneut in den Sinn kommt, dass der morgige Tag immer näher rückt.

"Hey, behaupte doch so etwas nicht", erbost sich Shawn lachend, während er einzelne Haarsträhnen aus meinem Gesicht streicht. Seine Augen schließend lehnt er sich einige Zentimeter nach vorne und drückt seine weichen Lippen gegen meine. Zwar weiß ich nicht, womit ich den Kuss verdient habe. Jedoch erwidere ich ihn sanft.

Minuten verstreichen und unsere Münder berühren sich immer noch. Mittlerweile liegt Shawn zur Hälfe auf mir. Während er sich mit einem Arm abstützt, um nicht zu schwer zu sein, fährt er mit der anderen Hand durch meine Haare. Lächelnd genieße ich diesen Augenblick, der so plötzlich entstanden ist.

"Was möchte mein Mädchen heute Abend machen?", flüstert der Braunhaarige ganz nah gegen meine Lippen, als er sich zu meinem Bedauern von mir löst. "Lass uns nach draußen gehen und die Stadt erkunden", bestimme ich mehr, als dass ich einen Vorschlag mache. "Ich möchte Paella und eine echte Crema Catalana essen", fahre ich mit meiner Zunge über meine Lippen.

Grinsend mustert mich Shawn. "Okay", drückt er mir einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze, "dann gehen wir heute Abend ganz traditionell essen." Als der Braunhaarige gähnen muss, dreht er sich etwas von mir weg. "Ich werde Andrew mal fragen, ob er schon ein Restaurant, in das wir gehen können, herausgesucht hat", streckt sich mein Freund, bevor er sich aus dem Bett hievt.

"Okay", grinse ich lediglich, während ich den Sänger dabei beobachte, wie er seine Jogginghose gegen eine von seinen zahlreichen Hosen aus schwarzem Jeansstoff tauscht. Vielleicht ist es nicht ganz anständig, dass ich diesen Anblick so sehr genieße. Doch wenn Shawn nicht genau darauf zählen würde, dann könnte er sich auch im Badezimmer umziehen.

Über meine Gedanken schmunzelnd warte ich ab, bis der Junge das Hotelzimmer verlassen hat. Danach erhebe ich mich ebenfalls aus dem viel zu gemütlichen Bett, um mich vor meinen Koffer zu knien. Ohne lange nachzudenken schnappe ich mir frische Anziehsachen und laufe in das geflieste Bad. Wenn wir  in ein paar Stunden essen gehen, möchte ich nicht unbedingt aussehen, wie ein Penner.

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Na, wer weiß, was dieses Jahr in Barakaldo am Ende des Jahres statt findet?😏

Ich weiß, ich weiß. Dieses Kapitel hat keine Hand und auch kein Fuß. Aber ich wollte unbedingt eine kurze Szene, in der Victoria sich einfach auf Shawns Rücken schmeißt, schreiben. Unnötig, haha😂

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt