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"Kann mir jemand das Baguette reichen?", bittet Niall, da der Brotkorb am anderen Ende des Tisches steht. Während alle weiter kauen, wird der Korb langsam herumgereicht. "Vielen Dank", lächelt der Blondhaarige durch die Runde. Dann bedient er sich an den Brotscheiben.

Seit geraumer Zeit sitzen die Menschen, mit denen Shawn am engsten zusammen arbeitet, Niall und ich  zusammen im Hotelzimmer des Sängers und essen zu Abend. Shawn hat vehement darauf bestanden, dass ich mitkomme.

Ich musste jedoch mit der Band durch die Hotellobby, während Shawn und Niall mit den restlichen Leuten durch den Hintereingang eingeschleust wurden. Meiner Meinung nach ist das immer noch ziemlich auffällig gewesen. Aber keiner der Fans, die vor dem Hoteleingang auf Prominente gewartet haben, hat uns näher beachtet.

Immer wieder spüre ich den kritischen Blick von Andrew auf mir. Er scheint nicht wirklich glücklich darüber zu sein, dass sich sein Schützling eine Freundin angelacht hat. Dafür ist mein Freund umso positiver gestimmt, seitdem ich wieder an seiner Seite bin.

"Jedenfalls meinte ich dann nur, dass er lieber mal seinem eigenen Kind Benehmen beibringen sollte", beendet Zubin seine Geschichte, von der ich rein gar nichts mitbekommen habe. Manche aus der Runde lachen laut oder geben einen Kommentar dazu ab.

Generell ist die Stimmung ziemlich ausgelassen. Immer mal wieder werde ich in kurze Gespräche verwickelt oder staune darüber, wie unglaublich gut das Essen hier schmeckt.

Als Mike mit den Worten 'Das muss festgehalten werden' sein Handy in die Höhe hebt, verspüre ich plötzlich Panik in mir aufsteigen. Es würde nicht gut enden, wenn ich mit auf diesem Foto oder Video zu sehen bin.

Da ich mir nicht anders zu helfen weiß, beuge ich mich mit meinem  Oberkörper schnell nach unten. Meine Hände ruhen auf Shawns Oberschenkel. Langsam drehe ich meinen Kopf nach rechts und blicke geradewegs auf eine silberne Gürtelschnalle.

"Victoria?", murmelt Shawn leise, während er unwohl an dem schwarzen Stoff seiner Jeans zupft. Das ganze Blut schießt in meinen Kopf, als ich zwischen seinem Gesicht und Schritt hin und her gucke. "Entschuldigung", erhebe ich mich peinlich berührt.

Dadurch, dass ich ihm danach überschwänglich auf seine Schulter klopfe, rette ich die Situation überhaupt nicht. "Hat jeder alle Fotos, die er braucht, geschossen?", versuche ich abzulenken.

"Oh und ob", lacht Dave laut, als er sein Handy zu uns dreht und ein mehr als prekäres Bild zum Vorschein kommt. Auf diesem reißt Shawn seine Augen weit auf, während mein Hinterkopf noch unter der Tischplatte verschwindet.

"Lösch das, Alter!", ruft der Junge neben mir. "Nene, das bewahre ich auf. Wer weiß, wann es von Nutzen ist", lacht Dave. Ich denke, der Bassist meint es nicht einmal ernst. "Ich habe gesagt, du sollst das Bild löschen", springt Shawn von seinem Stuhl auf.

Geschockt sehen ihn alle an, während ich mit zusammen gezogenen Augenbrauen auf seine zu Fäusten geballten Hände schaue. "Okay, ganz ruhig", hebt Dave beschwichtigend seine linke Hand, "es ist bereits aus meiner Galerie verschwunden."

Kopfschüttelnd steckt er sein Handy zurück in die Hosentasche. Anstatt sich wieder zu setzen, verlässt Shawn das Zimmer. Alle sitzen schweigend und etwas ratlos dar. Dann erhebe ich mich mit einem entschuldigenden Lächeln und verlasse ebenfalls das Zimmer.

Draußen auf dem Hotelflur treffe ich wieder auf den braunhaarigen Jungen. Mit geschlossenen Augen sitzt er an der Wand angelehnt auf dem roten Teppich. "Shawn?", mache ich leise auf mich aufmerksam. "Es tut mir leid", flüstert mein Freund, während er seine Augen immer noch geschlossen hält.

"Darf ich mich setzen?", erkundige ich mich vorsichtig, da durchaus die Möglichkeit besteht, dass Shawn lieber alleine sein möchte. "Du musst nicht extra fragen", klopft er neben sich auf den Boden, ohne seine Augen zu öffnen. "Doch", nicke ich, auch wenn er es nicht sehen kann, "es ist nicht selbstverständlich, dass du mich jetzt in deiner Nähe haben willst."

"Vielleicht habe ich sogar gehofft, dass du mir nachkommst." Während Shawn seine Augen endlich öffnet, dreht er sich in meine Richtung. Einen Moment bin ich von seiner Haselnussbraunen Iris abgelenkt. Somit lächel ich ihn für den Augenblick einfach nur an.

"Willst du darüber reden?", räuspere ich mich, während ich etwas näher an Shawn heran rutsche. "Muss ich?", stellt der Junge mir eine Gegenfrage. "Nein", schüttel ich meinen Kopf, "wir können hier auch einfach nur sitzen bleiben, wenn du nicht wieder zurück willst."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Shawn bewegt. Dann legt er seinen rechten Arm um meine Schulter und umgreift mit der anderen Hand gleichzeitig beide Hände von mir, die auf meinen Knien ruhen. Seinen Geruch einatmend bette ich meinen Kopf auf seiner Brust.

"Weißt du, Victoria? Ein Grund, weshalb ich mich in dich verliebt habe, ist, dass du für mich immer Verständnis aufbringst. Egal wie blöd ich mich verhalte", flüstert Shawn in mein Ohr. Sein warmer Atem kitzelt auf der Haut und führt dazu, dass sich meine Armhaare aufstellen.

"So blöd verhältst du dich gar nicht", grinse ich leicht, während ich mich enger an meinen Freund kuschel. Auch wenn wir mitten auf einem Hotelflur sitzen, kann ich mir im Moment keinen Ort, an dem ich lieber sein möchte, vorstellen.

"Und du schaffst es immer, mich zum Lächeln zu bringen. Egal wie mies ich mich fühle", fährt Shawn fort. "Du musst dich nicht schlecht fühlen", drehe ich mich so, dass ich ihn von unten hinauf ansehen kann. "Hätte ich nachgedacht, bevor ich mich unter dem Tisch versteckt habe, hättest du Dave nicht anschreien müssen", zucke ich leicht mit meinen Schultern.

"Ich fühle mich nicht schlecht, weil ich Dave angeschrien habe", lacht Shawn leise auf, "sondern eher wegen meinen Gedanken, die in meinem Kopf umher schwirren, seitdem du dich unter dem Tisch versteckt hast." Mein Mund formt sich zu einem großen 'O', doch es entweicht kein Laut.

"Ja, oh", wackelt der Braunhaarige mit seinen Augenbrauen. "Du bist eben ein Mann. Damit muss ich leben", hebe ich schnippisch eine Hand in die Höhe. Danach fange ich leise an zu lachen, als sich Shawns Wangen rosa färben.

"Ich will nicht, dass wir uns morgen schon wieder verabschieden müssen", quengelt der Braunhaarige plötzlich, während er mich noch näher an sich drückt. "Morgen?", schmunzel ich.

"Ja, morgen! Denn du wirst heute Nacht in meinem Bett schlafen", senkt Shawn seinen Kopf und drückt seine Lippen auf Meine. "Wenn der Herr das wünscht", lache ich nach unserem kurzen Kuss.

"Vielleicht sollten wir langsam zurück", streicht der Junge sanft durch meine Haare, "ich muss mich bei Dave und den anderen noch für meinen Ausraster entschuldigen." Langsam schüttel ich meinen Kopf.

"Können wir noch zehn Sekunden so sitzen bleiben?", bettel ich ein wenig wie ein kleines Kind. "Acht Sekunden", grinst mich Shawn an. "Okay", schließe ich zufrieden meine Augen und genieße die Körperwärme meines Freundes.

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Leute, ihr seid unglaublich! Ich weine gleich (Okay, ich will jetzt mal nicht übertreiben😂). Aber in den letzten Tagen habe ich einfach so viele Leser dazu gewonnen. Das bedeutet mir echt viel. Und es schreit nach einem Dankeschön-Bonus-Kapitel 😆💕

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt