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Reflexartig schließe ich meine Augen, als ein Haufen T-Shirts auf mich zu geflogen kommt. "Hier, halt mal", fordert mich Ava auf. Mir bleibt nichts anderes übrig, als das Gewirr aus Kleidung auf meinen Unterarmen zu balancieren.

"Wie findet ihr das?", wendet Katherine ein giftgrünes Kleid in ihren Händen, um es besser präsentieren zu können. "Gefällt mir", lächel ich knapp.

Beide Mädchen haben schon zahlreiche Kleidungsstücke zusammen gesucht. Selber habe ich nur eine Jeans und ein glitzerndes Top unter meinem Arm klemmen.

Etwa alle drei Monate, wenn jeder von uns wieder genügend Geld zusammen gespart hat, gehen wir gemeinsam in der Innenstadt von Toronto shoppen. Dann wird das gekauft, von dem wir die letzten Wochen geträumt haben.

Ungeduldig schiebt mich meine Mitbewohnerin in Richtung der Umkleidekabinen. Während sie ein T-Shirt nach dem anderen anprobiert, sitze ich frustriert auf einem Sessel vor der Kabine.

Die Jeans sitzt nicht richtig und das Top ist eigentlich viel zu teuer. Doch aus Frust werde ich es sowieso kaufen.

"Das oder das?" Kat hält zwei Kleidungsstücke in die Höhe. Sowohl Ava, als auch ich deuten gleichzeitig auf das Linke. "Okay, dann können wir jetzt bezahlen gehen", nickt die Rothaarige zufrieden.

Jeder mit einer Papiertüte in der Hand verlassen wir den ersten Laden. "Wir müssen unbedingt noch in eine Parfümerie", beginnt Ava unseren Einkauf zu planen, als wir das Eaton Centre betreten.

"Oh, wartet mal", bitte ich die zwei Mädchen, die schon am Weiterlaufen sind. In einem Schaufenster habe ich eine Jacke mit einem süßen Blumenmuster entdeckt. Kurzer Hand entschließe ich mich dazu, sie zu kaufen.

"Mason findet übrigens, dass wir keine Beziehung eingehen sollten, weil er unsere Freundschaft nicht gefährden möchte", murmelt Katherine plötzlich, als wir durch die Gänge eines Sportgeschäftes schlendern.

"Das ist nicht sein Ernst, oder?", rufe ich wirklich wütend. Daraufhin kassiere ich einen schockierten Blick einer alten Dame. "Ich bitte Sie. Sie sind nicht allein hier im Laden."

Mit einem entschuldigenden Lächeln wende ich mich wieder Katherine zu. "Das ist hoffentlich nicht sein Ernst", wiederhole ich dieses Mal etwas leiser.

Meine Trainingspartnerin zuckt lediglich mit ihren Schultern. Damit ist für sie das Thema abgeschlossen. Doch ich muss demnächst umbedingt ein Wort mit Mason wechseln.

Mit neuen Laufschuhen, einem schwarzen Sport BH und einem Top von Nike verlasse ich wieder den Laden. Wir machen einen kurzen Zwischenstopp an einem Bäcker, bevor wir die Rolltreppe in die erste Etage der Mall hochfahren.

An meinem Cappuccino nippend betrachte ich die Menschenmenge, die sich vor einem Laden versammelt hat. "Gibt es da etwas umsonst?", lache ich. "Lass uns doch einfach mal nachschauen", schlägt Ava vor.

Unmöglich wie sie ist, drängelt sich meine Mitbewohnerin zwischen einigigen Menschen hindurch und zieht uns mit. Zahlreiche Mädchen stehen nebeneinander. Alle halten ihr Handy bereit.

Manche versuchen das Geschehen zu filmen, haben jedoch nur die Rücken der anderen Leuten auf ihrem Bildschirm. Ein blondhaariges Mädchen neben mir kreischt mir direkt in mein Ohr. Erschrocken halte ich mir die schmerzende Ohrmuschel.

Langsam lasse ich meinen Blick über die Menge schweifen. Als ich braune Haare, die wild vom Kopf abstehen, entdecke, bleibt mein Herz beinahe stehen. Doch sicherlich habe ich mich einfach nur verguckt.

"Ich liebe dich!", ruft plötzlich ein braunhaariges Mädchen. Dann stimmen auch viele Andere mit ein. "Willst du mich heiraten?", lacht ein Teenager in der Nähe. "Du sollst der Vater meiner Kinder sein", schreit die Nächste. Daraufhin ziehe ich verwirrt meine Augenbrauen zusammen. Warum ruft man solche Dinge?

Als die Mädchen um mich herum anfangen den Namen zu rufen, setzt mein Herz wieder für eine Sekunde aus. "Shawn, kann ich auch ein Foto mit dir machen?", drängelt sich ein schwarzhaariges Mädchen nach vorne.

Das Getöse und Gejohle ebbt nicht ab. Jedoch wird die Menschenmenge immer kleiner. Scheinbar haben die meisten ihr Foto mit dem Weltstar bekommen.

Mein Blick fällt auf den großgebauten Jungen. Lässig fährt er sich durch seine vollen Haare, bevor er das Handy des nächsten Mädchens in die Hand nimmt, um ein Selfie zu schießen.

Das T-Shirt, welches er unter seiner Denim Jacke trägt, spannt sich über seine Brust. Wie immer trägt er eine schwarze Hose und seine Stiefel, die ich komischerweise über alles liebe.

Seine braunen Augen flitzen immer wieder über die Menschenmenge. Schließlich bleiben sie an mir hängen. Ein kleines Lächeln formt sich auf seinem Gesicht und es bilden sich die altbekannten Grübchen.

Beinahe vergesse ich zu atmen. Es fühlt sich an, als wäre ich eingefroren. Nicht einmal meine eigenen Mundwinkel kann ich in die Höhe heben. Trotzdem werde ich von einer inneren Unruhe angetrieben, ihm am liebsten sofort in die Arme zu springen.

"Willst du nicht zu ihm gehen?", flüstert mir Ava zu. Mechanisch schüttel ich meinen Kopf. "Ich kann nicht. Ich darf nicht", flüstere ich zurück.

"Sieh mal, er ist mit Geoff und Matt unterwegs", deutet meine Mitbewohnerin auf zwei Jungen neben Shawn. Woher auch immer sie die Namen kennt. Denn diesen Geoff kenne ich nicht einmal.

Immer noch starre ich Shawn ununterbrochen an. Ich hatte es mir nicht so schwierig vorgestellt, als er mir sagte, dass wir in der Öffentlichkeit nicht als Paar gesehen werden dürfen.

Die Anziehungskraft, die er besitzt, macht mich geradezu verrückt. Das Frühstück in meinem Magen scheint sich zu drehen. Und in diesem Augenblick wird mir bewusst, wie verloren ich mich ohne seine Berührungen fühle.

"Wollt ihr auch ein Foto machen?", fragt Shawn plötzlich. Ich habe keine Ahnung, dass er uns drei Mädchen meint, bis Ava an meiner Hand zieht. "Hey", presse ich hervor. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich mich nun verhalten soll. Auch wenn Ava ihn ein paar Mal in der WG angetroffen hat, handelt sie jetzt einfach wie ein richtiges Fangirl.

"Ich brauche unbedingt ein Selfie und meine Freundin eine Umarmung von dir", grinst die Grauhaarige breit. Katherine steht etwas abseits von uns und betrachtet das Spektakel mit einem Lächeln.

"Nichts lieber als das", nimmt Shawn ihr Handy entgegen. Es dauert nur wenige Sekunden, um ein Foto zu machen. Dann wendet sich der Braunhaarige zu mir und zieht mich in eine Umarmung.

Seufzend atme ich seinen Geruch ein, nehme seinen schnellen Herzschlag wahr und bin für einen Moment mehr als glücklich. Doch dann löst er sich auch schon wieder von mir. Wahrscheinlich hat Shawn mich sowieso schon länger als die anderen Fans umarmt.

"Ich rufe dich nachher an", flüstert mir mein Freund noch zu. Dann widmet er sich den restlichen Mädchen um uns herum. Auch wenn er mich nicht mehr hören kann, flüstere ich ein 'Okay' zurück.

"Glaub es oder nicht, aber ich habe ein Foto mit Shawn Mendes!", kreischt Ava, während wir in der Mall umher laufen. Lachend lotse ich sie und Kat in das nächste Geschäft, um noch ein wenig Geld ausgeben zu können.

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Ja! Natürlich ist es total logisch, dass alle in der gleichen Mall umher spazieren! 😂

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt