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Ungläubig drehe ich den schneeweißen Briefumschlag in meinen Händen umher. In einem wunderschönen Türkis ist meine Anschrift auf der rechten Seite abgedruckt. Auf der Rückseite ist der Umschlag mit einem Siegel aus ebenfalls türkisenem Wachs zugeklebt.

Neugierig zerbreche ich dieses und ziehe eine weiße Karte, die mit einem dünnen Samtband in Türkis zusammen gebunden ist, hervor. "Maya Pérez und Calvin de Haan sagen JA! Wir laden dich herzlich dazu ein, diesen großen Tag gemeinsam mit uns zu erleben."

Perplex wiederhole ich diese zwei Sätze im Stillen immer wieder. Ich komme gar nicht dazu, die restliche Einladung zu lesen. Mein Bruder wird also heiraten. Unverständliche Worte vor mich her redend laufe ich in mein Zimmer, um mein Handy zu holen.

"Ich habe ein riesen großes Hühnchen mit dir zu rupfen!", beginne ich sofort, als Calvin den Anruf entgegen nimmt. "Ich wünsche dir auch einen wundervollen guten Tag, Vic", lacht mein Bruder leise. "Hör sofort auf damit", schnaufe ich, "das soll ein ernstes Telefonat werden."

"Okay. Schieß los, Schwesterherz." Fassungslos schüttle ich meinen Kopf. "Lass die Faxen. Du weißt ganz genau weshalb ich dich anrufe", weise ich ihn zurecht. "Wahrscheinlich. Ich denke, dass du meine Einladung erhalten hast", murmelt der Blondhaarige.

"Ja, Calvin", nicke ich aufgebracht, "in der Tat habe ich deine Einladung bekommen. Deine Einladung zu deiner Hochzeit!" Ein Räuspern erklingt am anderen Ende der Leitung, bevor mein Bruder wieder spricht. "Es tut mir leid, Vic. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen soll."

"Wie wäre es mit: Hey, Schwesterchen. Ich plane zurzeit etwas Großartiges. Denn ich werde heiraten", schlage ich Augenrollend vor. "Du findest es also großartig?", fragt Calvin nach. Seufzend lasse ich mich auf meinen roten Sitzsack fallen.

"Natürlich finde ich es großartig, dass du heiraten wirst", fasse ich mir an mein viel zu schnell schlagendes Herz. "Calvin, du hast dein halbes Leben lang davon geträumt, irgendwann eine Familie zu gründen. Jetzt ist deine Zeit. Und ich werde dir bestimmt nicht im Weg stehen, nur weil einer aus den ganzen Familien immer gegen die Hochzeit stimmt", kommen mir verschieden Film- und Buchszenen in den Sinn.

Am anderen Ende lacht mein Bruder erleichtert. "Da bin ich wirklich froh drüber", zeigt er gerade höchstwahrscheinlich sein typisches Grinsen. "Unser Vater wird diese Rolle schon übernehmen", füge ich unüberlegt hinzu. Daraufhin schlage ich mir sofort die Hand über meinen Mund.

"Wow, Victoria", pustet er laut die Luft aus seinem Mund, "jetzt kann ich um einiges entspannter darauf warten, dass sich unsere Eltern zu der Einladung melden." Lange Zeit schweige ich, während ich mir an meinem Ohrläppchen ziehe. Ein Tick, den ich mir vor kurzem leider angewöhnt habe.

"Naja, ehrlich gesagt, machst du es dir selber so schwer. Du könntest Mum einfach anrufen und es ihr persönlich mitteilen. Ich bin mir sicher, dass sie sich auch sehr über diese Nachricht freuen wird", versuche ich meinen Bruder aufzumuntern. "Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich weiß gar nicht, wie ich alles anstellen soll. Schließlich heirate ich zum ersten Mal", lacht Calvin leise und verunsichert.

"Was du nicht sagst", grinse ich über diese glorreiche Feststellung. "Du wirst das alles hervorragend meistern", spreche ich ihm gut zu, "und wenn du Hilfe brauchst, dann kannst du dich jeder Zeit bei mir melden."

"Danke, Vic", atmet mein Bruder erleichtert aus. Während ich auf meiner Unterlippe herumkaue, überlege ich, ob nun alles gesagt ist. Doch dann fällt mir noch etwas ein. "Du, Calvin, erzähl mal wie alles überhaupt abgelaufen ist. Wann und wie hast du Maya einen Antrag gemacht? Und stimmt es, dass wirklich jede Frau in Tränen ausbricht, wenn der Mann den Verlobungsring an den Finger steckt?"

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt