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August 2020

In einem rasenden Tempo renne ich die Treppe hinunter, um vom Schlafzimmer in das Wohnzimmer zu gelangen. Auch wenn es bereits Abend ist, verspüre ich zur Zeit eine unheimliche Energie, die ich loswerden muss. Da ich Shawn auf meinem kurzen Weg nicht antreffe, nehme ich an, dass er kurzfristig einige Dinge bei 'Island Records' zu klären hat. Dies kommt in der letzten Zeit immer häufiger vor.

Geschwind schließe ich mein Handy an die große Stereoanlage an. In meiner Wiedergabeliste befinden sich Unmengen an alten Liedern, die gute Laune vermitteln. Somit dröhnt innerhalb weniger Sekunden eine weibliche Stimme aus den Lautsprechern, die in den Ecken platziert sind. "I hear melodies in my head, find little notes in my bed. I've got songs tangled up in my hair. I see piano keys everywhere", ertönt der Anfang des Liedes.

Grinsend drehe ich mich im Kreis, während ich die Kapuze des Pullovers, den ich von Shawn geklaut habe, von meinem Kopf abstreife. "My heart is a beating drum, repeating my favorite song", singe ich - wahrscheinlich viel zu laut - mit. "I hear Beethoven Number Nine all the time. And it's kind of like Do-Re-Mi, about as easy as A-B-C, beautiful like a symphony."

Meine Haare, die ich offen trage, fliegen immer wieder in mein Gesicht, während ich mich im Takt des Liedes bewege. "I'm talking about you and me here", blitzt ein kurzer Gedanke an meinen Freund in meinem Kopf auf. Lächelnd warte ich darauf, dass der Refrain beginnt. "I hear melodies in my head, hear melodies in my head", strecke ich dann meine Hände in die Luft.

"I was a little off key, then you melodyned me and I'm better than ever", erhebe ich erneut meine Stimme. Bevor die Sängerin weiter singt, blicke ich auf meine nackten Beine, die lediglich von einer grauen Boxershorts bekleidet sind, hinab. Komischerweise friere ich meistens an meinem Oberkörper, während ich meine Beine theoretisch in ein Eisbad stecken könnte.

"I hear melodies in my head, hear melodies in my head. I had the beat a bit wrong, but I got a new song now", beginne ich auf und ab zu hüpfen, nachdem ich die Verse mitgesungen habe. "So I put my headphones on. Plug into you, plug into you. Boy you're my favorite song, plug into you, plug into you", gebe ich vor, dass ich meine unsichtbaren Kopfhörer gegen meine Ohren drücke. Erneut drehe ich mich einige Male im Kreis, um die Energie dieses Liedes wirklich zu spüren.

"Zugabe!", ruft plötzlich eine Stimme, die ich Shawn zuordne. Völlig außer Atem wende ich mich in seine Richtung und blicke ihn mit großen Augen an. Lachend lehnt der Junge am Türrahmen, während er in seine Hände klatscht. "Ey", beschwere ich mich lediglich mit diesem einen Wort, bevor ich zu meinem Handy eile. Dann schalte ich schnellstmöglich die Musik ab.

"Bekomme ich irgendwann eine Privatvorstellung?", betritt der Braunhaarige sein Wohnzimmer. Meine Augen zusammenkneifend hebe ich meinen Mittelfinger vor mein Gesicht. Geschockt greift sich Shawn an seine Brust, bevor er erneut anfängt, laut zu lachen. Grinsend beobachte ich ihn dabei. Sobald er glücklich ist, bin ich es auch.

"Ich finde, dass ich das durchaus als Gegenleistung verlangen kann, wenn du ständig meine Anziehsachen trägst", zwinkert mir mein Freund amüsiert zu. Danach zieht er mich an meiner Hüfte zu sich heran. Während ich über meine Lippen lecke, stelle ich mich auf meine Zehenspitzen. Langsam führe ich mein Gesicht näher an seins heran. Dann hauche ich zwei Wörter in sein Ohr. "Träum weiter."

Rau lachend sieht mich Shawn an. "Du bist unglaublich", lehnt der Junge seine Stirn gegen meine, während er durch meine Haare streicht. "Unglaublich cool?", beiße ich mir grinsend auf meine Unterlippe. "Unglaublich cool", legt mein Freund seinen Mund auf meinen. Da ich mir ein leises Kichern nicht verkneifen kann, dauert der Kuss nicht wirklich lange an. Doch ich verschließe unsere Lippen sofort wieder miteinander, nachdem ich mich beruhigt habe.

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt