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"Vic, ich habe gesagt, die Nasenspitze soll den Boden berühren", ruft mir Mason zu. "Aber das nehme ich doch nicht wörtlich", schnaufe ich zwischen zwei Liegestützen.

"Solltest du aber. Wenn du jetzt die restlichen nicht richtig machst, bekommst du noch zehn weitere oben drauf", droht er mir. Grummelnd verdrehe ich meine Augen. Dann absolviere ich meine letzten Liegestützen eben so, wie es der Herr wünscht.

Im Augenwinkel beobachte ich, dass Katherine gerade ihren Satz beendet. Wohlgemerkt ohne mit der Nase den Boden zu berühren.

Ich habe sie wirklich lieb, aber es kotzt mich an, dass sie in letzter Zeit immer eine Sonderbehandlung bekommt. Nur weil Mason scheinbar Gefühle für sie entwickelt hat.

Einen Augenblick überlege ich, ob ich eine Diskussion beginnen soll. Doch erstens möchte ich Kat nicht in die Pfanne hauen. Und zweitens wird mir bewusst, dass ich für mich selbst trainiere. Es schadet nicht, die Übungen so durchzuführen, wie es mein Trainer verlangt. Auch wenn er es scheinbar nur von mir verlangt.

"So jeder von euch schnappt sich eine Kettlebell und macht dreimal zehn Swings. Achtet darauf, dass eure Füße richtig stehen und der Rücken gerade ist", gibt Mason die nächsten Anweisungen.

Nachdem ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche genommen habe, geselle ich mich zu meiner Trainingspartnerin. Die drei Sätze über grinse ich dämlich vor mich hin. Eine Angewohnheit, die ich bei den Kettleswings nicht abstellen kann.

Die Übung ist einfach nichts für mich. "Vic, schöne Arbeit. Das sieht gut aus", lobt mich Mason heute zum ersten Mal. Überrascht ziehe ich meine rechte Augenbraue nach oben. Natürlich. Ausgerechnet hierbei ist er der Meinung, dass es eine gute Ausführung ist.

"Am besten nimmst du deine Arme noch ein kleines Stück weiter nach oben", wendet sich der Braunhaarige an Katherine. Diese setzt es nickend in die Tat um.

Schnaufend lege ich mich nach fünf Minuten Seilspringen auf eine graue Matte. Mit zusammengeengten Augen starre ich die Deckenbeleuchtung an. Eine ganze Stunde Techniktraining steht mir noch bevor.

"Wo ist eigentlich Tyren heute?", lässt Mason mich aufschrecken. "Oh, er ist heute Nacht erst aus Italien zurück gekommen. Er wollte noch etwas schlafen, um fit für die Arbeit zu sein", erkläre ich.

Nachdem wir letzten Dienstag zusammen Silvester gefeiert haben, ist er für eine Woche zu seinen Eltern geflogen. Sie sind vor zwei Jahren, als Tyren zuhause ausgezogen ist, wieder zurück in ihr Heimatland gereist.

Langsam nickt mein Trainer. So als würde er sich daran erinnern, dass Tyren sowas in der Art mal erwähnt hat. "Achso, dann kläre ich das ein anderes Mal mit ihm", murmelt er vor sich hin.

"Wenn du mit ihm reden willst - er holt mich gleich ab. Ich kann ihm schreiben, dass er hoch kommen soll", schlage ich vor. "Ach Quatsch, das kann auch noch bis Donnerstag warten", winkt Mason ab.

Während ich das Schlagpolster vor meinen Körper halte, lausche ich meinem regelmäßigen Atem, der sich mit Kats unregelmäßigen vermischt. In einem gleichbleibenden Takt tritt die Rothaarige mit ihrem Fußspann gegen das Polster.

"Meinst du er hat etwas gegen mich?", keucht sie zwischen zwei Tritten. Ich brauche gar nicht zu fragen, wen sie meint. Mein Blick wandert automatisch zu Mason, der vor einiger Zeit an die Bar verschwunden ist, um mit irgendwelchen Muskelprotzen zu reden.

Besänftigend schüttel ich den Kopf. "Meiner Meinung nach, ist genau das Gegenteil der Fall." Da fängt meine Trainingspartnerin einfach an zu lachen. "Sicher! Weil ich auch genau der Typ Mädchen bin, von dem einer wie Mason etwas wollen würde."

"Mach dich nicht immer kleiner, als du bist", rolle ich mit meinen Augen. Ein harter Tritt gegen das Polster lässt mich straucheln. Ein frustriertes Schnaufen folgt ihm.

"Genug trainiert für heute", taucht Mason plötzlich neben uns auf. Erschrocken halte ich mir eine Hand an mein Herz. Aber es sieht nicht so aus, als hätte er etwas von unserem Gespräch mitbekommen.

Von hinten legt er seine Hände auf die Schultern von Katherine. "Ich glaube der Roundhouse Kick ist dein Ding", schüttelt Mason sie leicht.

Während ihre Augen groß werden, zwinker ich ihr lediglich zu und verschwinde mit meinen Sachen in der Umkleidekabine.

Frisch geduscht trete ich auf die stark befahrene Straße. Einige Meter weiter erblicke ich in einer Parkbucht das Auto von Tyren. Er selbst lehnt lässig an der Beifahrertür.

"Willkommen zurück!", umarme ich ihn lachend. Kurz hebt mich der Schwarzhaarige hoch, als er seine Arme ebenfalls um mich schließt. "Na, wenigstens freut sich eine, dass ich wieder in Kanada bin", grinst Tyren.

Wahrscheinlich war Ava einfach noch nicht wach genug, um ihre Freude richtig auszudrücken. "Das kommt noch", lasse ich mich auf den Beifahrersitz fallen.

"Erzähl, wie war es in Italien?", klatsche ich freudig in die Hände. "Auf jeden Fall wärmer als hier", lacht Tyren, als er die Autoheizung höher stellt.

"Aber es war sehr schön", fährt er fort, "meine kleinen Cousins waren auch zu Besuch. Sie haben mich zwar ziemlich auf Trab gehalten, aber das war es mir wert."

Aufmerksam höre ich dem Junge hinter dem Steuer zu, bis wir am 'Pizza Shack' ankommen. Dann ist es an der Zeit unseren Kunden zu zuhören und ihre Bestellungen aufzunehmen.

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So, Freitag taucht dann wieder Shawn auf. 😇

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt