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Shawn bietet mir einen Platz auf dem Sofa an. Also streife ich meine Stiefel von den Füßen ab und lasse mich im Schneidersitz auf den grauen Stoff nieder. Eins der bunten Kissen drücke ich gegen meinen Bauch.

Nachdem er die Vorhänge aufgeschoben hat, setzt sich der Junge neben mich. Schwach dringt der Mondschein durch das Fenster. Doch die Stehlampe neben Shawns Bett erhellt das Zimmer zu Genügen.

"Kannst du mir erzählen, wieso du dir das Gryffindor Haus ausgesucht hast? Es gibt doch mehrere, nicht wahr?", interessiere ich mich.

"Es gibt vier Häuser", nickt Shawn. Nach einer Denkpause fährt er fort. "Warum ich mich für die Gryffindors entschieden habe? Weil sie die Mutigsten sind. Der Löwe, den du auf dem Wappen siehst, steht für Kraft und Mut. Er ist der Stärkste unter den Tieren. Ich will auch mutig sein und in meinem Leben etwas riskieren. Ich denke, ich bin es bereits einige Male gewesen. Außerdem sind sowohl Harry, als auch Ron und Hermine in diesem Haus untergebracht."

Während Shawn redet, blickt er das rote Tuch über seinem Bett an. Man merkt, dass er fest an das glaubt, was er mir erzählt. Der Junge möchte stark sein. Er ist mutig.

"In welches Haus würde ich kommen?", stelle ich ihm neugierig die Frage. "Vielleicht bist du ein Gryffindor, sagt Euer alter Hut, denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut", lächelt er breit. Seine perfekten Zähne kommen wieder zum Vorschein - wie so oft an diesem Abend.

"Meinst du? Vielleicht passe ich gar nicht zu denen", überlege ich. Warnend hebt Shawn seinen Zeigefinger in die Höhe. "Ich kann mir kein besseres Haus für dich vorstellen. Außerdem musst du doch in meiner Nähe sein. Wer soll dir sonst beibringen, wie man richtig zaubert? Der beste Lehrer, den du bekommen kannst, bin wohl ich."

"Daran habe ich keine Zweifel", schüttel ich lächelnd meinen Kopf. Mit meinem Daumen fahre ich die Muster auf dem Kissen nach.

"Hast du was dagegen, wenn ich Musik anmache?", fragt Shawn nach einiger Zeit. "Nein, gerne." Ich bin gespannt, was er so hört.

Aus der Musikanlage auf seinem Nachttisch dringen die ersten Klänge. "I found a love", murmel ich leise, "du hörst Ed Sheeran?"

"Du kennst Ed Sheeran?", stellt mir Shawn eine Gegenfrage. Grimmig ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Was soll das heißen? Ich lebe nicht ganz hinter dem Mond!"

Beschwichtigend legt der Junge gegenüber von mir seine große Hand auf meinen Unterschenkel. "Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint." Nachdem er laut ausgeatmet hat, fährt er fort. "Ich dachte nur, wenn du mich n...Also ich habe gedacht, dass dir vielleicht einfach ein anderes Musikgenre gefällt."

"Mir gefallen unterschiedliche Sachen", erkläre ich, "mal höre ich das Eine und mal das Andere." Schulterzuckend blicke ich auf seine Hand.

Ein schlichter silberner Ring steckt an seinem Finger. Ohne es verhindern zu können, denke ich, dass ihn das ziemlich männlich wirken lässt.

Mir kommt in den Sinn, dass es schön wäre, wenn ich öfter etwas von Shawn hören würde und nicht nur beim Pizzaausliefern.

Langsam ziehe ich mein Handy aus der hinteren Hosentasche. "Shawn?", ziehe ich das 'a' etwas länger, "kann ich vielleicht deine Nummer bekommen?" Unsicher streiche ich mir mehrere Haarsträhnen hinter mein Ohr.

"Klar." Schnell nimmt Shawn mein Handy entgegen und fügt seinen Kontakt zum Telefonbuch hinzu. Einen Augenblick zögert er, bevor der Braunhaarige einzelne Buchstaben eintippt.

Als er mir mein Handy wiedergibt, lese ich 'Gryffindor' im Namenfeld. Fragend drehe ich das Display zurück zu Shawn. "In deinem Handy sollte nicht mein richtiger Name eingespeichert sein", fährt er sich mit beiden Händen über sein Gesicht. Mit einer hochgezogenen Augenbrauen lasse ich das einfach so stehen.

"Hi", schreibe ich einfach, damit auch der Braunhaarige meine Nummer hat. Ich höre es aus der Richtung seines Schreibtisches vibrieren. Doch anstatt, dass Shawn aufspringt, um zu gucken, von wem er eine Nachricht bekommen hat, lehnt er sich zurück.

Auf den zahlreichen Kissen gebettet, schließt Shawn seine Augen. Leise summt er die unterschiedlichen Lieder, die im Hintergrund spielen, mit.

Keine Note klingt ansatzweise schief. Es scheint, als könnte er ewig weiter machen.

Als mein Display aufleuchtet, fällt mein Blick auf die Uhrzeit. Halb vier ist es bereits. Kein Wunder, dass Shawn so erschöpft ist.

"Shawn", flüster ich, "es wird Zeit für mich zu gehen. In etwa neun Stunden muss ich wieder arbeiten und davor noch zum Training."

"Warum bleibst du nicht einfach hier?", grummelt der Junge verschlafen. "Nicht heute", schüttel ich meinen Kopf, obwohl er es nicht sehen kann, "irgendwann anders. Ich verspreche es dir."

"Keine Versprechen, Victoria", richtet sich Shawn auf. "Komm ich bringe dich zur Tür."

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No Promises 🤘🎶

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt