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"Bald startet deine dritte Welttour. Wie fühlst du dich?", steigt der Moderator ganz klassisch in das Interview ein, nachdem er Shawn herzlich begrüßt hat. "Großartig", lächelt der Braunhaarige breit, "ich fiebere wirklich darauf hin, die ganze Welt zu bereisen, neue Ländern kennenzulernen und bereits bekannte Städte erneut zu sehen. Außerdem freue ich mich, meine ganzen Fans zu treffen."

Shawn blüht vor der Kamera vollkommen auf. Die Freude, die er seiner Welttour entgegen bringt, ist wirklich unglaublich. Seit einer Woche redet er von nichts anderem mehr.

"Letztes Jahr wurdest du öfter gefragt, welche Stadt du am liebsten magst. Deine Antwort fiel immer unterschiedlich aus", setzt der Moderator das Interview fort. "Wirklich?", lacht Shawn. Wahrscheinlich versucht er sich zu erinnern, welche Antworten er gegeben hat.

"Ja", nickt der Brillenträger neben dem Sänger, "deshalb musst du jetzt noch einmal ganz spontan entscheiden, welche Stadt du zu deiner auserwählst." Einen Augenblick überlegt der Braunhaarige. "Nashville. Aber ich bin mir sicher, dass ich immer diese Antwort gebe", lächelt Shawn.

"Okay, gut", lacht der Moderator, "wie vorhin erwähnt ist die kommende Welttour deine dritte. Gab es einen Zeitpunkt, an dem du dachtest, dass es öde wird immer wieder auf die Bühne zu gehen und die gleichen Lieder zu singen?"

Meine Stirn runzelnd sitze ich vor meinem Laptop. Ich rutsche ein Stück näher heran, um Shawns Mimik ganz genau zu sehen. Es ist beinahe unverschämt diese Frage zu stellen. Shawn lebt für die Musik.

"Nein", schüttelt der Sänger bestimmend den Kopf, "ich genieße jeden einzelnen Auftritt. Jedes Lied, jedes Wort, das ich singe, bringt mir eine unheimliche Freude."

"Es freut deine Fans sicherlich, dies zu hören", lächelt der Brillenträger falsch. Scheinbar hat er auf eine Antwort gehofft, die Shawn in einem schlechteren Licht darstehen lässt.

"Wie läuft dein Tag an einem Konzert eigentlich ab? Gibt es bestimmte Routinen, die du bereits verinnerlicht hast?", stellt er die nächste Frage. "Oh, der Vormittag läuft immer unterschiedlich ab. Das kommt ganz darauf an, wo ich mich gerade befinde", überlegt Shawn.

"Aber was sich nie ändern wird ist, dass ich vor jedem Auftritt unzählige Male auf die Toilette gehe, weil ich so aufgeregt bin, als wäre es mein aller Erster", fährt sich der Junge durch die Haare. Ganz von alleine heben sich meine Mundwinkel. Es ist schön, wie ehrlich er ist.

"Okay, Shawn Mendes geht also öfter auf Klo, als andere Leute", lacht der Moderator, "was unternimmst du, um dich etwas zu lockern und nicht ganz so aufgeregt zu sein?" Gespannt wartet der Brillenträger auf eine Antwort. "Letztes Jahr habe ich das Boxen entdeckt", beginnt Shawn, "also egal in welches Land ich reise, mein Boxsack muss dabei sein. Es gibt nichts entspannenderes, als zu guten Beats ein paar Schläge zu setzen."

Während ich mir vorstelle, wie heiß es aussehen muss, wenn Shawn auf seinen Boxsack einschlägt, spricht er weiter. "Oft rede ich auch einfach nur mit meinen Freunden oder telefoniere mit meiner Schwester. Das lenkt mich etwas ab." Daraufhin muss ich lächeln. Denn Shawn hat mir vor einigen Tagen versprochen, mich ebenfalls vor seinen Konzerten anzurufen.

Der Moderator nickt immer wieder. "Mit solch einer guten Vorbereitung kann nichts mehr schief gehen. Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Spaß auf deiner Tour." Shawn lächelt ihn dankend an.

"Okay, und zum Schluss kommt die altbekannte Frage", setzt der Moderator an. "Ob ich eine Freundin habe? Nein", antwortet Shawn. Er strengt sich an normal zu klingen, aber man kann etwas aufblitzen sehen, das signalisiert, dass er mehr als genervt von dieser Frage ist.

"Also an alle Mädchen da draußen, Shawn Mendes ist noch nicht vergeben", richtet der Moderator seine Worte an das Publikum. Am liebsten würde ich in das Interview platzen und 'Doch' rufen.

"Aber du bist schon einmal verliebt gewesen?" Automatisch beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Ich richte mich in meinem Bett etwas auf, um bloß keine Reaktion von ihm zu verpassen.

Sein Blick fährt suchend umher und blickt schließlich direkt in die Kamera. Unsicherheit blitzt in seinen Augen auf. Dann schüttelt Shawn sein Kopf.

"Noch nicht, aber ich freue mich bereits darauf meine ersten Lieder über dieses eine intensive Gefühl schreiben und aufnehmen zu können. Es wird etwas ganz Besonders werden."

Ich spüre ein undefinierbares Ziehen in meiner Magengegend. Auch wenn wir offiziell nicht zusammen sein können, darf Shawn nicht einmal äußern, dass er verliebt ist? Ein eisiger Schauer läuft mir den Rücken hinab. Vielleicht ist er überhaupt nicht in mich verliebt.

Der Moderator verabschiedet sich überschwänglich von dem Sänger. Während Shawn in die Kamera winkt, wird seine neue Single eingespielt und schlussendlich ist der Bildschirm schwarz.

Seufzend lasse ich mich nach hinten in meine Kissen fallen. Bis Shawn Feierabend hat, muss ich noch einige Stunden tot schlagen. Nachdem ich einfach nur im Bett lag und dem Sekundenzeiger meiner Uhr gelauscht habe, raffe ich mich auf.

Langsam beginne ich, mein Zimmer aufzuräumen. Das ist schon länger überfällig. "Aber du bist schon einmal verliebt gewesen?", höre ich den Moderator fragen. "Noch nicht." Shawns Antwort spielt sich in Dauerschleife in meinem Kopf ab.

Das Klingeln meines Handys reißt mich aus der Tätigkeit, meine Fensterbank abzuwischen. "Ja?", melde ich mich, nachdem ich zu meinem Nachttisch gehetzt bin.

"Ich bin für heute fertig. Kommst du rüber? Dann können wir reden", dringt Shawns sanfte Stimme an mein Ohr. Schluckend nicke ich. "Klar, bin schon unterwegs", räuspere ich mich dann.

Er hat zwar nicht den altbekannten Satz 'Wir müssen reden' verwendet. Aber viel besser klingt seine Version auch nicht. Ich beeile mich kein bisschen die WG zu verlassen.

Zuerst räume ich mein Zimmer zuende auf, dann packe ich meine Habseligkeiten dreimal in eine neue Tasche um. Schließlich rede ich noch etwas mit Tyren und Ava, die ich im Wohnzimmer antreffe. Wir unterhalten uns über nichts Sinnvolles, aber es lenkt mich ab.

Erst eine ganze Stunde, nachdem Shawn bei mir angerufen hat, steige ich in meinen blauen VW Polo. Die Lampe meines Handys leuchtet gelb auf, da ich bereits zahlreiche Nachrichten von meinem Freund erhalten habe.

Doch ich fürchte mich davor, gleich zu hören, dass er einfach nicht in mich verliebt ist.

Meant To Be \\ Shawn MendesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt