Meant To Be \\ Shawn Mendes

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September 2023

"Entschuldigung", stolpere ich einen kleinen Schritt zurück, als ich beinahe gegen eine braunhaarige Frau laufe. "Haben Sie einen schönen Tag", rufe ich ihr mehr oder weniger provokant hinterher, als sie kopfschüttelnd ihr Telefon ans Ohr hebt. Ihre dünne Figur wird von einem dunkelblauen Hosenanzug umschmeichelt, in ihren Haaren steckt eine Sonnenbrille und die hohen Schuhe, in denen ich schon längst umgeknickt wäre, klacken bei jedem ihrer Schritte. Ohne etwas zu erwidern, steigt sie die steinerne Treppe, die ich erst vor wenigen Sekunden hinuntergerannt bin, hinauf.

"Ups", murmle ich, während ich auf Shawns schwarzen Jeep zusteuere. Scheinbar werde ich die viel beschäftigte Geschäftsfrau öfter zu Gesicht bekommen. Eine Melodie vor mich her summend nehme ich die letzten zwei Kartons, die sich noch im Kofferraum befinden, heraus und staple sie auf dem Gehweg übereinander. In dem Moment, in dem ich die Heckklappe schließe, rast ein BMW in einem unglaublich schnellen Tempo heran, fährt viel zu ruckartig an den Rand und kommt nur wenige Zentimeter vor mir zum Stehen.

Mit weit aufgerissenen Augen beobachte ich einen älteren Mann, der in einem edlen Anzug gekleidet ist, dabei, wie er eilig aussteigt, ein Telefongespräch entgegennimmt und die Straße überquert. Erneut bekomme ich einen halben Herzinfarkt, als der Grauhaarige beinahe von einem anderen Auto erfasst wird. Doch sowohl der Fahrer, als auch der Geschäftsmann verhalten sich so, als wäre dies hier Alltag. Kopfschüttelnd greife ich nach den Kartons.

Auch wenn diese nicht gerade leicht sind, verweile ich einen Augenblick vor dem großen Gebäude, das vor hunderten von Jahren aus braunem Sandstein errichtet wurde. Zwischen den vielen Menschen, die sich ununterbrochen stressen, tut es gut, sich eine kleine Pause zu gönnen. Tief atme ich die warme Luft ein und stelle mir vor, wie ich mit dieser Geste gleich mehreren Leuten den lastenden Druck auf der Brust nehme. Es muss doch schrecklich sein, ständig nur in Eile zu sein.

Lächelnd lasse ich meinen Blick über die rötlich wirkende Treppe und das schwarze Geländer, das ein verschnörkeltes Muster ziert, gleiten. Auf der obersten Stufe steht jeweils links und rechts ein schwarzer Blumentopf mit roten und weißen Blumen. Das gleiche Gewächs, wie das in den Blumenkästen auf den unteren Fensterbänken. Meinen Kopf in den Nacken legend zähle ich zehn Fenster übereinander. Genauso wie die breite Flügeltür, die als Eingang dient, sind die Fensterrahmen aus schwarzen Messing.

Obwohl ich das Haus nicht zum ersten Mal betrachte, werde ich automatisch in seinen Bann gezogen. Erst recht, als sich meine Augen auf die großen kunstvoll geformten Lampen richten. Ich erinnere mich, wie sie abends den gesamten Eingangsbereich erleuchten und über die Treppe hinweg einen warmen Schatten auf den Gehweg werfen. Bevor ich mit meinen Gedanken weiter abschweifen kann, werde ich zurück in die Realität gerissen. Fluchend versuche ich mein Gleichgewicht wiederzufinden, nachdem ich von einem Jogger angerempelt wurde.

"Ernsthaft?", rufe ich ihm hinterher, bevor ich die Treppe nach oben gehe. Diese Menschen machen mich noch fertig. "Darf ich Ihnen behilflich sein, Misses Mendes?", eilt ein großgewachsener Junge auf mich zu, als ich die Eingangshalle, die mit weißem Marmorboden ausgelegt ist, betrete. "Nein danke, Owen", lehne ich seine Hilfe ab, "ich schaffe das schon alleine. Genauso wie bei den letzten sechs Kartons." Darüber lachend, dass er mich jedes Mal aufs Neue fragt, öffne ich die silberne Tür, betrete den Aufzug und drücke auf die große Acht.

"Ich hasse Menschen", schreie ich schon regelrecht, als ich die Eigentumswohnung betrete. "Seit wann denn das?", lacht Shawn, bevor sein Kopf für wenige Sekunden im Türrahmen auftaucht. "Seitdem ich auf die Upper East Side gezogen bin", stöhne ich, während ich mich ebenfalls in das offene Wohnzimmer begebe. "Die Leute hier sind so versessen darauf Geld zu verdienen, dass sie gar nicht wissen, zu welchem Zeitpunkt sie es wieder ausgeben sollen. Sie lassen sich sogar von Autos anfahren, damit sie ihren nächsten Geschäftstermin nicht verpassen. Und außerdem rennen sie einen ständig um", lasse ich meinem Frust freien Lauf.